Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 34
sagen, dass es sehr angenehm war, Sie in der heutigen
Sitzung nach so langer Zeit wieder zu sehen. Ein kontrollpolitisches Defizit
kann ich allerdings in Wien absolut nicht erkennen! Ich sehe eher ein
demokratisches Defizit bei der Opposition, auch die Meinung der
Mehrheitsfraktion hier im Haus zu akzeptieren! – Danke schön. (Beifall bei
der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Dipl-Ing Margulies. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich hatte für mich selbst schon einen sehr guten
Einstieg, jetzt muss ich diesen aber ein bisschen nach hinten schieben, um auf
ein paar Punkte tatsächlich zu replizieren.
Zu den Kontrollamtsberichten: Gott sei Dank stellt
das Kontrollamt auch manchmal fest, dass alles in Ordnung ist. Kollege Reindl!
Warum soll man denn einen solchen Bericht aufrufen?
Zweiter Punkt – und das ist mir ganz wichtig –:
Der Kontrollmissstand beginnt nicht beim Kontrollamt, sondern er endet nach der
Vorlage der Abschlussberichte des Kontrollamtes. Dort beginnt der
Kontrollmissstand! Unser Kontrollamt arbeitet hervorragend. Sie lernen jedoch
nichts aus den Berichten, und das ist die Kritik daran.
Nächster Punkt: Kollege Oxonitsch! Er ist nicht da,
aber das macht nichts. – Er hat über demokratiepolitische Meilensteine und
über das Antragsrecht einzelner Abgeordneter gesprochen. Er verwechselt da aber
Gemeinderat mit Landtag. Im Wiener Landtag hat ein einzelner Abgeordneter auch
nicht das Recht, einen Antrag zu stellen. Es ist hier so wie im
Niederösterreichischen Landtag und in vielen anderen. In diesem Zusammenhang
waren also die „demokratiepolitischen Meilensteine“, die Kollege Oxonitsch
angezogen hat, auch nicht das Wahre!
Dann kommt von Kollegen Reindl der Vorschlag,
Kontrollamtsberichte am zweiten Tag des Rechnungsabschlusses ab ungefähr
22 Uhr vor den Augen der Öffentlichkeit zu diskutieren. Kollege Reindl!
Genieren Sie sich nicht für einen solchen Vorschlag? Das ist doch peinlich!
Nächster Punkt: Kollege Reindl hat gesagt, dass das
Sackerl umfällt. – Das Problem ist nicht, dass das Sackerl umgefallen
wäre, weil es so leer ist, sondern weil es so voll ist! (Abg Heinz
Vettermann: Es steht schon ganz schief da!) Und Kollege Oxonitsch wollte, dass
man es wegträgt, weil es die Wiener SPÖ anscheinend tatsächlich stört, dass
offenkundig und augenscheinlich ist, dass, wenn Kontrollamtsberichte bei Ihnen
ankommen, tatsächlich nach dem Motto vorgegangen wird: „Red’s in a Sackerl!“
Aber jetzt zurück zu meinem eigentlichen Einstieg.
Viele reden momentan über den Verein der Freunde der Polizei. Niemand spricht
aber über den Verein der Freunde der Wiener SPÖ. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Die Wiener Stadtregierung ist vermutlich ein Mitglied
des Vereins der Freunde der Wiener SPÖ, denn nach den ausgesendeten Unterlagen
wurde bei der letzten Landeskonferenz der Wiener SPÖ die Wiener Landesregierung
als Organ der Sozialdemokratie geführt. – Das war sogar mir neu!
(Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Aber das macht nichts!
Der Verein der Freunde der Wiener SPÖ ist im
Endeffekt ein Verein, der leider nicht durch das Kontrollamt geprüft werden
kann. Aber wenn Freunde unter sich halt so agieren, dann geschehen immer wieder
Sachen, angesichts welcher man sich doch fragen muss, ohne jemandem auch nur
irgendwas zu unterstellen: Wie kann es sein, dass es de facto keine Publikation
der Wiener SPÖ gibt, in der nicht zumindest ein Inserat der Wien Holding, von
Wiener Wohnen, von Wien Energie, der Stadtwerke Holding, der Bank Austria oder
von vielen anderen Mitgliedern des Vereins der Freunde der Wiener SPÖ enthalten
ist? – Das ist tatsächlich ein demokratiepolitischer Skandal, und es ist
ein Skandal, dass dies der Kontrolle nach wie vor entzogen ist! (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Nehmen wir ein paar Beispiele. (Abg Godwin
Schuster: Wie viele Veranstaltungen machen die GRÜNEN, bei denen auch
Subventionen veröffentlicht werden?) Lieber Godwin Schuster! Ich will nicht die
Hand dafür ins Feuer legen, dass wir in den vergangenen zehn Jahren maximal
drei Inserate oder Subventionen für alle Bezirke zusammen für irgendetwas in
Anspruch genommen haben, ich bin aber ziemlich sicher, dass es maximal drei
waren! Und ich sage: Die Wiener SPÖ hat das Dreitausendfache davon in Anspruch
genommen, nur um die Relationen tatsächlich richtig darzustellen.
Nun ein paar Beispiele, wie es dazu kommt, dass
dieser Verein der Freunde der Wiener SPÖ so gut funktioniert. – Über ein
Beispiel haben wir uns, glaube ich, im Jahre 2003 unterhalten. Ich will
niemandem etwas unterstellen, sondern sage jetzt nur: Sie kennen doch das
T-Mobile-Haus, das nach wie vor im 3. Bezirk beziehungsweise im
11. Bezirk wirklich architektonisch wertvoll vor sich hin steht. Da hat es
die Stadt Wien geschafft, vier Fünftel des Baus zu finanzieren und das Risiko
zu tragen und ein Fünftel des Gewinns aus den 80 Millionen Gewinn des
Verkaufs zu realisieren und den gegebenen Kredit auch noch stehen zu lassen.
Profitiert hat Raiffeisen, wenn ich es richtig im Kopf habe.
Profitiert hat die Bank Austria, wenn ich es richtig im Kopf habe. Und ich will
jetzt der Wiener Städtischen nicht Unrecht tun, aber ich glaube, diese war die
Dritte; aber vielleicht irre ich mich, das liegt schon so lange zurück. Dann
haben plötzlich auch die großen Institutionen das Spielkapital, das es braucht,
um im Verein der Freunde der Wiener Sozialdemokratie Mitglied zu sein, einem
Verein, der bedauerlicherweise nicht im Vereinsregister eingetragen ist und
deshalb auch keiner Kontrolle unterliegt. Vielleicht waren es auch politisch
sinnvolle Aktionen, aber ob es okay ist, wage ich zu bezweifeln!
Schauen wir uns doch das
Grundstück in Aspern an! Wir als GRÜNE – das gestehe ich – haben auch
nichts gesagt, weil es uns wichtig war, dass GM da bleibt. Das
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