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Landtag, 15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 67

 

Sehr geehrte Frau Abgeordnete!

 

Ihre Frage beschäftigt sich ja mit dem Landwirtschaftsbereich. Ich glaube, dass die LGV Frischgemüse seit vielen Jahren ein guter Partner der Stadt ist. Sie vertritt ja rund 300 Gemüsegärtner- und –erzeugerorganisationen aus der Region Wien, Niederösterreich und Burgenland, und mit 60 Prozent Marktanteil ist die LGV der größte Nahversorger im Frischgemüsebereich.

 

Sehr erfreulich ist die Entwicklung in den letzten Jahren und speziell im letzten Jahr. Der Umsatz konnte um 14 Prozent auf 60 Millionen EUR und die Produktion um 11,5 Prozent gesteigert werden; das macht das letzte Jahr, 2007, zum umsatzstärksten Jahr in der Geschichte der Genossenschaft insgesamt. Ich glaube, das ist wirklich ein Ergebnis, auf das man gemeinsam sehr, sehr stolz sein kann, weil es eben die Erfolge der Bemühungen einerseits der Stadt Wien, andererseits selbstverständlich auch der LGV zeigt.

 

Die LGV-Gärtner produzieren 40 verschiedene Gemüsearten auf rund 800 ha, Tomaten, Gurken, Paprika, Salat, Radieschen, Küchenkräuter, das ist ja bekannt. Wichtig ist auch, dass es darum herum ein sehr umfassendes System des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherheit gibt, das Produkt-Monitoring durch die integrierte Produktion - das heißt, es werden auch sehr stark Nützlinge eingesetzt -, AMA-Gütesiegel, verschiedene Zertifizierungsinstrumente, EUREPGAP, ISO, Biozertifizierung und so weiter. Das ist eine ganz, ganz lange Liste, die ich gar nicht vollständig aufzählen möchte.

 

Welche Förderungsinstrumente gibt es jetzt, oder was machen wir von Seiten der Stadt, um die Nahversorgung besonders zu erhalten? Uns ist es einfach von der Infrastruktur her sehr wichtig, aber natürlich auch von der Versorgung der Stadt her, weil das Gemüse, das im Umfeld der Stadt produziert wird, kurze Transportwege hat und eben auch besonders gut ist. Das heißt, wir versuchen wirklich, sehr viel zu tun, auch in der Zusammenarbeit mit der LGV, um diesen landwirtschaftlichen Bereich innerhalb der Stadtgrenzen auch für die Zukunft zu erhalten.

 

Ganz klar, natürlich gibt es die Förderung, die wir innerhalb der EU-Marktordnung haben, also die erste Säule - das sind vor allem Maßnahmen im Bereich der Investitionen, der Hygiene, der Qualitätsverbesserung und der Vermarktung -, und dann natürlich die zusätzlichen Förderungen auf nationaler Ebene. Das betrifft vor allem Marketingmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit.

 

Im Bereich der indirekten Förderung ist die ländliche Entwicklung ein ganz, ganz wichtiger Faktor, zum Beispiel das Investitionsförderungsprogramm, das für die Wiener Gärtner ganz besonders wichtig ist, Richtung Modernisierung von Glashausanlagen. Dann gibt es auch ein Instrument, das wirklich Wien als einziges Bundesland in Anspruch nimmt, zusätzlich zu dem normalen kofinanzierten Förderungsprogramm; das sind so genannte Top-up-Mittel, und das waren im letzten Jahr doch fast 500 000 EUR. Ich glaube, da kommt schon einiges an Mitteln zusammen. Dieser Investitionsförderbetrag ist gerade für die Wiener Gärtnerinnen und Gärtner sehr, sehr wichtig, weil sie durch die aufwendige Glashausstruktur in diesem Bereich auch einen besonders hohen Aufwand haben.

 

Selbstverständlich wird auch im Rahmen von ÖPUL gefördert, hier vor allem die integrierte Produktion, das heißt, speziell der Einsatz von Nützlingen. Das ist uns ganz wichtig. Das funktioniert auch im Glashaus besser als möglicherweise in anderen landwirtschaftlichen Bereichen, weil man da einen geschlossenen Raum hat und die Nützlinge besonders optimal einsetzen kann. Diese besondere Unterstützung möchten wir selbstverständlich auch in den nächsten Jahren weiterführen.

 

Wichtig ist und sehr bewährt hat sich, glaube ich, auch der 50-prozentige Landeszuschuss im Bereich der Versicherungsprämien, gerade bei den Sturmschäden in den Glashäusern. Das ist auch, wie gesagt, ein Wiener Spezifikum, deswegen gibt es das in dieser Form auch wirklich nur in Wien.

 

Wichtig war uns auch der ganze Bereich der Gentechnikfreiheit. Hier waren wir über die Kooperation gerade der LGV, aber auch der Wiener Gemüsebauern generell sehr, sehr froh. Ich glaube, dass Wien sich auch mit diesem Projekt „Freiwillig ohne Gentechnik" in Kombination mit dem Gentechnik-Vorsorgegesetz sehr, sehr gut positionieren konnte.

 

Was wir in den letzten Jahren versucht haben, ist, mit dem Wiener Gemüse wirklich näher zu den Wienerinnen und Wienern zu kommen. Die Frage, die mir oft gestellt worden ist, lautet: „Ja, ich möchte gern Gemüse aus Wien kaufen, aber wie finde ich das, wie erkenne ich das?“ Da war immer sozusagen eine gewisse Lücke, die wir im letzten Jahr dadurch geschlossen haben, dass es uns gelungen ist, mit einzelnen Supermarktketten Kooperationen aufzubauen.

 

Das heißt, wenn Sie jetzt einkaufen gehen, dann sind diese Gemüsearten wirklich gekennzeichnet. Es steht dort: „Ich bin von einem Wiener Gärtner", „Ich komme aus Wien", es ist ein Wiener Wappen darauf. So ist für jeden Konsumenten leicht zu erkennen und nachzuvollziehen, dass die Paprika, dass die Radieschen, Gurken oder Tomaten wirklich aus Wien sind. Ich glaube, dass das ein ganz wichtiger Schritt war, der dann auch diesen erhöhten Absatz im letzten Jahr mit sich gebracht hat, weil es für die KonsumentInnen immer wichtiger wird zu wissen: Wo kommen die Sachen eigentlich her, die ich kaufe? Das können sie dann auch wirklich im Geschäft nachvollziehen.

 

Teilweise ist es ja schon möglich, dies wirklich bis aufs einzelne Feld, bis zum einzelnen Erzeuger nachzuvollziehen. Mir ist jetzt nur daran gelegen, diese Information auch tatsächlich an die Konsumenten weiterzugeben. Das hat im letzten Jahr erstmals wirklich sehr, sehr gut funktioniert, und das ist ein Punkt, an dem wir wirklich dranbleiben wollen, weil das, glaube ich, für den Zukunftserfolg des Wiener Gemüses wirklich eine Schlüsselrolle spielt.

 

Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön. - Die 1. Zusatzfrage stellt Herr Abg Mahdalik. - Bitte.

 

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