Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 67
Kriminalität, ganz besonders im Bereich der
Eigentumsdelikte, im Ansteigen befindet.
Es ist, glaube ich, nicht unbedingt ein sehr gutes
Zeichen, wenn die private Sicherheitsvorsorge ein besonders hohes Ausmaß
annimmt, schon gar nicht, denke ich einmal, wenn sogar einzelne Regionen von
eher jetzt locker verbauten Bereichen in Wien anfangen, eigene Wachdienste oder
Wachgruppen aufzustellen.
Deswegen meine Frage: Wie wird Wien auf diese
Entwicklung reagieren, die es ja einmal definitiv gibt, wie wird Wien auf diese
doch steigende Kriminalität, und ganz besonders im Bereich der
Eigentumsdelikte, von Taschendiebstahl jetzt bis zum Einbruch, mit
Sicherheitsmaßnahmen antworten.
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl:
Bis zu Ihrer Fragestellung hätte ich noch gesagt, das ist einer der seltenen
Augenblicke, die man genießen soll, wir stimmen in einer Frage völlig überein,
denn man soll nicht herumreden, in der Tat, Sie haben recht, die
Eigentumsdelikte steigen, und ich halte das zweifelsohne für eine Problematik.
Und es ist nicht nur - unter Anführungszeichen bitte -, darauf zurückzuführen,
dass die Taschendiebstähle steigen, sondern tatsächlich auch die
Einbruchsdiebstähle, und dort ist eben zweifelsohne eine Problematik vorhanden.
Bei dieser Fragestellung sind wir dann schon wieder soweit und fragen, was wird
Wien tun.
Jetzt sage ich nicht, wir können gar nichts tun, aber
ich verweise doch auch darauf, dass Kriminalitätsbekämpfung Aufgabe der Bundespolizei
ist, dafür heißt sie ja auch Bundes-Polizei, und dem sollte man in allen
Überlegungen auch immer Rechnung tragen. Denn gemeinsam – das ist ja gar keine
Frage - bemühen wir uns ja seit geraumer Zeit, dass jene Personalreduktion, die
es in der Wiener Polizei gegeben hat, wieder entsprechend rückgängig gemacht
wird. Und ich konstatiere in einer gewissen Zufriedenheit, dass man sich
jedenfalls auf dem Weg dorthin befindet, denn die Anzahl der Polizisten in Wien
steigt wieder, und das begrüße ich. Wir sind zwar weit von jenem Zustand
entfernt, den wir letztendlich auch brauchen, eigentlich einem Zustand, wie er
1999 auch von der Anzahl der Polizisten her gegeben war, aber immerhin ist man
jetzt jedenfalls wieder in der richtigen Richtung, und es werden jetzt mehr
Polizisten in Wien eingesetzt und auch wieder vollständig ausgebildet, als das
früher der Fall war. Die Polizisten, das ist ein guter Weg.
Was wir sehr wohl von uns aus auch einbringen können
- und das wollen wir tun - liegt in der Prävention. Zum einen meine ich, dass
der kriminalpolizeiliche Beratungsdienst auszubauen ist, um mehr Hilfestellung
für Private, aber natürlich auch für Unternehmer zu geben, denn
selbstverständlich hat man auch selbst eine gewisse Verantwortung für sein
Eigentum, gerade auch als Unternehmer. Ich will nicht Zustände in Banken
unbedingt herbeireden, wie wir sie aus Italien kennen, wo man durch Kabäuschen
die einzelnen Banken betreten muss und da sich ununterbrochen bewaffneten
Sicherheitskräften gegenübersieht. Mit einer einzigen Ausnahme, wie ich einmal
in Florenz beobachten konnte, denn die Banco di Sicilia hat keine derartigen
Sicherheitseinrichtungen. Das wird wahrscheinlich seinen Grund haben, warum das
so ist, aber es ist zweifelsohne so, dass man hier doch auch ein Mehr an
Eigenverantwortung wahrnehmen kann.
Anderen wird man helfen müssen. Also, ich denke hier
insbesondere an Trafikanten, wo ich selbstverständlich bereit bin, auch mit den
Vertretern der Trafikanten zu reden, wie man hier Unterstützungen für die
entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen geben kann. Es hat aus meiner Sicht heraus
nicht viel Sinn, wenn man eine Plastikattrappe einer Alarmanlage außen aufhängt
und dann glaubt, es passiert nichts.
Also, das ist eine Unterschätzung der Realität, wiewohl
ich es auf der anderen Seite verstehe, denn die Trafikanten zählen ja im
Regelfall wirklich nicht zu den kaufkräftigen Unternehmen, und daher muss man
hier etwas tun. Wir haben auf der anderen Seite bei Privaten die
Unterstützungs- und Förderungsmaßnahmen für einbruchshemmende
Wohnungseingangstüren. Diese Aktion hat, glaube ich, einen einzigen Mangel, sie
müsste einfach viel intensiver beworben werden. Daher werden wir uns auch in
diese Richtung hin im besonderen Ausmaß bemühen, dass einfach mehr Leute erfahren,
dass es das gibt. Dort, wo es gewusst wird sowie in entsprechenden Werbungen
und an der Nachfrage sieht man, dass es durchaus gewünscht wird und man auch
auf eine entsprechende Rückantwort stößt.
Also, ich denke, dass es das alleinige Beklagen des
Ist-Zustandes wohl nicht ist. Wir haben Aufgaben, die der Bund zu lösen hat,
wir haben seitens der Stadt Wien Hilfestellungen zu leisten, das tun wir gerne,
und ich bin auch für Ratschläge vernünftiger Art und für Diskussionen jedweder
Art durchaus offen, was man hier gerade im Hinblick auf Schutz vor
Eigentumsdelikten machen kann. Ein bisschen was wird man selber auch tun
müssen, denn wenn man mit der offenen Handtasche in der Stadt im dichteren,
belebten Bereich herumlauft, das kann man nirgendwo auf der ganzen Welt in
irgendeiner Stadt tun, und daher wird man selber auch ein bisschen aufpassen
müssen. Ich bin nicht einmal in - ich will jetzt keine Stadt nennen – sicher,
aber es gibt nirgendwo auf der Welt einen Ort, wo es nicht notwendig ist, dass
man halt ein bisschen aufpasst, damit einem nichts passiert.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön,
Herr Landeshauptmann.
Da der Anfragesteller der 5. Anfrage, der Abg
Schreuder heute entschuldigt ist, entfällt die Beantwortung. Somit ist die
Fragestunde beendet.
Wir kommen nunmehr zur Aktuellen Stunde.
Die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Zukunft ohne Gewalt,
Perspektiven für die Jugend in unserem Bundesland" verlangt. Das Verlangen
wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte die Erstrednerin, Frau
Abg Mag (FH) Tanja
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