Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 67
davon distanziert? Haben Sie sich von den
Gewalttätern in Graz distanziert, Herr Kollege? – Nein! Wo bleibt denn da
Ihre Distanzierung, Herr Kollege? Das ist doch scheinheilig! Von mir fordern
Sie das ein, obwohl ich klar Stellung genommen habe. (Zwischenrufe von den Grünen.) Von Ihnen habe ich aber noch
gar nichts dazu gehört! (Beifall bei der FPÖ.)
Selbst bei Veranstaltungen, die mit Politik gar
nichts zu tun haben, beginnen Sie, zu Gewalt aufzurufen. Es gibt da eine ganz
neue, aktuelle Geschichte: Sie fordern die Untersagung einer Ballveranstaltung in
der Hofburg sowie das Verbot der Burschenschaften, und Sie fordern, dass Leuten
ihre akademischen Titel aberkannt werden, weil sie Angehörige einer Verbindung
sind! Ja, wo sind wir denn, meine Damen und Herren?
Sie fordern ja wirklich Menschenverfolgung! Und das
stammt nicht von irgendjemandem, sondern von der grünen Pressesprecherin
Antonia Wolf! Das ist die Realität, und daher ist es wirklich scheinheilig,
Herr Kollege, wenn Sie anderen Ähnliches vorwerfen! Ich kenne diese
Gewalttätigkeiten zur Genüge, auch aus meinem Bezirk, und zwar und nicht nur
von Schmierereien, sondern in Form von Anzünden von Schildern bis zum Schmieren
vor meine Tür „FPÖ, wir kriegen euch!", also in Form direkter Bedrohungen.
Wir kennen das zur Genüge! Wo bleiben da Ihre Distanzierungen, Herr Kollege?
Jetzt schauen Sie krampfhaft in den Computer! (Zwischenrufe von den GRÜNEN.)
Frau Kollegin Vassilakou meint, es sei falsch, wenn
von kleinen Gruppen auf alle geschlossen wird. – Da haben Sie recht! Aber
wie ist das denn mit den Verallgemeinerungen gerade bei den Korporationen,
gerade bei Burschenschaften? Sie sind doch die Ersten, die dauernd
verallgemeinern und die gleich die Allgemeinheit verurteilen, ohne auf die
Sache einzugehen! Es gibt auch da schwarze Schafe, keine Frage, und die werden
gerichtlich belangt. Allerdings haben Ihre allgemeinen Verurteilungen, bloß
weil jemand ein bestimmtes Bekenntnis an den Tag legt, mit Demokratie absolut
gar nichts zu tun!
Etwas muss man aber auch sagen, wenn man von kleinen
Gruppen aufs Ganze schließt: Wenn in Straftäterstatistiken 40 bis
50 Prozent der Einsitzenden aus bestimmten Gruppierungen kommen
beziehungsweise 80 Prozent der Delikte, zum Beispiel beim
Taschendiebstahl, bestehenden Gruppierungen zuzuordnen sind, dann handelt es
sich, wenn man bestimmte Konklusionen zieht, nicht um Hetze, sondern um rein
logische Schlüsse. Es mögen Stereotype sein, aber solche Stereotype helfen uns
im praktischen Leben. Es geht ja gar nicht anders, denn man kann nicht jeden
Einzelnen beurteilen. Wenn man einmal gebissen wurde, dann ist man halt
vorsichtig gegenüber einer bestimmten Hundeart. Und genauso ist es hier: Sie
werden Vorsicht üben müssen, weil Sie Ihren eigenen Bürgern angesichts der
ausufernden Kriminalität, der wir heute ausgesetzt sind, verpflichtet sind.
Wenn es jetzt heißt, dass dem Islamismus
beziehungsweise dem radikalen Islam unberechtigter Weise und religionsstörender
Weise vorgeworfen wird, dass es im Zusammenhang mit diesem zu Gewalttätigkeiten
kommt, dann kann ich nur sagen: Dass es sich so verhält, ist doch allgemein
bekannt! – Ich bringe Ihnen zwei Beispiele aus der Zeitschrift
„Öffentliche Sicherheit" über die letzten Sicherheitstage 2007.
Einerseits wird der Präsident des deutschen
Bundeskriminalamtes zitiert, der über Anschlagsversuche von Islamisten in
Deutschland berichtete, die von der Polizei verhindert werden konnten. Er sagt,
dass die Wirkung der Bomben beim letzten Anschlag jene der Anschläge von Madrid
und London weit übertroffen hätte. Wissen Sie, wie viele Tote es damals gegeben
hat? Diese Anschläge wurden glücklicherweise verhindert, aber wären sie
geglückt, dann hätte es hunderte Tote gegeben. – Wörtlich: „Es handelte
sich dabei um den siebenten Anschlag, der seit dem Jahr 2000 in
Deutschland verhindert werden konnte. Derzeit laufen in Deutschland rund
230 Ermittlungsverfahren mit Bezügen zu islamistischen Gruppierungen,
110 davon werden im BKA geführt. Neu seien die Kombination von Islamisten
und Konvertiten und die Verflechtung mit ausländischen Organisationen.“ –
So weit der Chef des BKA.
Und damit Sie nicht sagen, das sei zu weit
herbeigeholt, zitiere ich auch den Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz,
Dr Polli, der wörtlich auf dieser Tagung sagte: „Der Dschihad hat auch
Österreich erreicht. Der Bedrohungsabstand zu den anderen europäischen Staaten
hat sich wesentlich verringert.“ – Soweit der Chef des Bundesamtes für
Verfassungsschutz. Das ist keine Panikmacherei und kein Zuordnen zu einzelnen
Gruppierungen, sondern hier wird von den Verantwortlichen mit großer Besorgnis
ganz deutlich vor dem Islamismus – ich sage „Islamismus“ und nicht
„Islam“ – gewarnt. Das ist Faktum, meine Damen und Herren!
Nun zum Kollegen Al-Rawi, der das wehrhafte
Christentum des Ex-Kollegen Stadler zitiert hat. Es stimmt schon: Der hat einen
extrem konservativen Katholizismus vertreten, allerdings nicht so radikal, dass
er zum Kampf mit Bomben aufgerufen hätte. – Ich habe das nie vertreten.
Ich bin Angehöriger keiner Glaubensgemeinschaft, Herr Kollege! Ich glaube
weder, dass Erzengel Gabriel Mohammed den Koran diktiert hat, denn dieser
konnte zumindest nach einigen islamischen Quellen anfangs nicht schreiben, noch
dass Moses mit den beiden Tafeln vom Berg Sinai herunter gestiegen ist. Ich
hoffe, Sie gestatten mir das! Aber ich bin ja auch kein Anhänger des wehrhaften
Christentums.
Sie haben auch die Anschläge auf den islamischen
Friedhof angeführt. – Ich habe Ihnen gesagt, dass es solche Anschläge uns
gegenüber genauso gegeben hat. In beiden Fällen wurden die Hintermänner nicht
aufgedeckt, aber ich behaupte jedenfalls nicht, dass sie unbedingt Ihrem Umfeld
zuzurechnen sind, im Gegensatz zu der Art und Weise, wie Sie über dieses
Problem gesprochen haben.
Nächster Punkt: Sie haben Al
Bukhari und Muslim und den Hadith angesprochen. – Sie haben von diesen in
abschwächender Form geredet. Wenn Sie ehrlich sein
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