Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 78
hier angelobter Abgeordneter des Landtags auch haben.
(Abg Mag Wolfgang Jung: Richtig! Richtig!) Das täte Ihnen nicht
schlecht!
Noch einmal zum Wiederholen: Das bundesstaatliche
Element, das rechtsstaatliche, das demokratische und das gewaltenteilende. (Aufregung bei Abg Mag Wolfgang Jung.)
Alle diese vier Elemente sind nicht betroffen. Natürlich kann man politisch aus
verschiedenen Gründen eine Volksabstimmung stattfinden lassen (Abg Mag Wolfgang Jung: Oder ablehnen, weil
man zu feige ist!), aber zu behaupten, dass es verfassungsrechtlich
notwendig wäre, ist einfach unrichtig (Abg
Mag Wolfgang Jung: Oder ablehnen, weil man zu feige ist, zu feige ist!),
meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich gebe auch zu, dass es mir auf Grund der
Ausführungen, die ich schon vorhin gemacht habe, unvorstellbar ist, warum hier
immer wieder die Erweiterung der EU nach Osteuropa als so schrecklich
dargestellt wird. Das ist für uns in Wirklichkeit nicht nur das Friedensprojekt
in unserer Gegend, sondern letztlich auch der wesentliche Grund, warum in den
letzten Jahren unsere Wirtschaft in Österreich so gut dasteht. Das sollte man
auch klipp und klar sagen und hier nicht irgendwelche Angst und Schrecken
verbreiten! (Beifall bei der ÖVP und von
Lhptm Dr Michael Häupl. - Abg Mag Dietbert Kowarik: Das ist nicht genügend!)
Meine Damen und Herren, ich meine, diese dummen
Bemerkungen werde ich sicherlich nicht interpretieren. Jedenfalls ist es so,
dass wir mit der Osterweiterung, da zitiere ich ... (Abg Mag Wolfgang Jung: Sagen Sie wenigstens, was dumm ist!) Ja,
weil ich genau erklärt habe, in jedem Verfassungslehrbuch (Abg Mag
Wolfgang Jung: Sagen Sie es konkret: Was ist dumm?) nachlesbar, warum man
eine Volksabstimmung stattfinden lassen muss und es ist verständlich ...
(Abg Mag Wolfgang Jung: Sie haben Angst davor! Das ist es! Sie sind feige!)
Sie sind offensichtlich nicht imstande zu lesen und zu schreiben. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte aber auf die Sache zurückgehen, weil die
viel zu wichtig ist, als dass ich mich hier ablenken ließe. Das Entscheidende
für dieses Europa ist sicherlich auch - und gerade auch für Wien -, dass wir
viel stärker dazu beitragen, dass dieses Friedens- und Wirtschaftsprojekt viel
mehr gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern diesen vermittelt wird und
gemeinsam getragen wird. Das ist sicherlich auch unsere Aufgabe, das auch viel
stärker zu kommunizieren und hier auch einzufordern. Für uns muss die Bürgerin
und der Bürger im Mittelpunkt stehen, das Gespräch über Europa. Daher sollten
wir auch zeigen, dass es eine Chance ist, dass dieses Europa auch eine letzte Überwindung
des nationalstaatlichen Denkens Europas ist, das heißt, die Chance darauf, dass
die Regionen hier eine weitaus größere Rolle spielen und gerade auch die
Region, in der wir uns befinden, die eine der wesentlichsten, eine der Gott sei
Dank wirtschaftlich stärksten ist. Das alles hätte man sich vor 20 Jahren
nicht vorstellen können.
Walter Hallstein, einer der geistigen Gründer der EU,
hat daher auch schon zu Anfang der EU in den 60er Jahren davor gewarnt, dass
die Gefahr einer Länderblindheit der EWG, wie das damals geheißen hat, besteht.
Daher ist es wichtig, dass die Landes- und kommunalen Ebenen eine weitaus
größere Rolle spielen. Und es ist nicht zufällig, dass im Zusammenhang mit den
Europäischen Einigungsakten, die 1986 beschlossen worden sind, man auch in
Deutschland gleichzeitig die Rechte der Bundesländer gestärkt hat und sie auch
in die Landtage hineingebracht hat. Das heißt, dass das Rechtsetzungsverfahren
der EU, an dem die Vertreter der Exekutiven des Bundes und der Länder in
Deutschland teilnehmen, auch entsprechend in den Landtagen zu kommunizieren
ist. Da haben wir Nachholbedarf, meine sehr geehrte Damen und Herren, gerade
auch in Wien! So löblich es ist, wenn wir solche Präsentationen vom Herrn
Landeshauptmann bekommen, aber es wäre dringend notwendig, dass das, was
Vertreter der Stadt Wien im Rahmen ihres Expertenstatus im
Rechtsetzungsverfahren der EU tun, viel stärker auch hier kommuniziert wird und
hier eine Mitsprachemöglichkeit schafft, weil es dann auch ganz anders möglich
ist, dass man das nach außen weiterkommuniziert. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sollten als
Wiener auch hier zeigen, dass diese Region eine Region ist, in der es nicht nur
interessante wirtschaftliche Kooperationen gibt, sondern auch solche auf der
politischen Ebene. Die ÖVP stellt sich daher vor, dass es gemeinsame
Landtagssitzungen der Bundesländer unserer Region von Wien, von
Niederösterreich, dem Burgenland, der Nachbarregionen Tschechien, der Slowakei
und Ungarn gibt. Es gibt hier Vorbilder in Europa. Ich erwähne die Region von
Südtirol, Tirol (Abg Mag Wolfgang Jung: Das ist doch etwas ganz anderes!),
Nordtirol, wo manchmal auch Vorarlberg dabei ist. Nach einem ähnlichen Prinzip
stellen wir uns das vor (Abg Mag Wolfgang Jung: Die Auflösung der Republik
Österreich, das wollen Sie!):
„Der Landtag spricht sich für eine gemeinsame
Landtagssitzung der Bundesländer der Vienna Region Wien, Niederösterreich und
Burgenland sowie der Nachbarregionen Tschechien, Slowakei und Ungarn aus, um
die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch auf politischer Ebene zu
intensivieren. Die zuständigen Stellen des Landes Wien mögen die entsprechenden
Gespräche mit den Verantwortlichen der Landtage und Regionalparlamente der
genannten Nachbarregionen aufnehmen. In formeller Hinsicht beantragen wir die
Zuweisung dieses Antrags an den Herrn Präsidenten des Wiener Landtags.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Auf einen Zwischenruf möchte ich
schon eingehen. Sie haben davon gesprochen, das sei bei Tirol völlig anders.
Schauen Sie sich die Situation Tirols an. Tirol ist 1919 in St Germain
getrennt worden und heute ist das eigentlich kein Thema mehr, weil hier in
diesem gemeinsamen Europa etwas zusammenwächst, was zusammengehört. (Abg Mag
Wolfgang Jung: Dann fragen Sie einmal die Bürgermeister der Südtiroler
Gemeinden!) Ich
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