Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 70
Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Landesrätin!
Sie haben in der letzten Zeit ja sehr viele
Jubelmeldungen gebracht, gerade was das Krankenhaus Nord betrifft, und wir hoffen
alle, dass das ein so tolles Krankenhaus wird, aber da gehen ja noch viele Tage
ins Land, und wir müssen uns natürlich auch mit den Problemen beschäftigen, die
es jetzt gibt, denn davon sind ja die Menschen jetzt betroffen.
Da gibt es auch ein Strukturproblem, das sehr massiv
ist, und das ist die Akutgeriatrie. Sie wissen – Sie kennen die ÖBIG-Studie,
die ja nicht neu ist, sondern die schon seit Jahren bekannt ist –, dass in Wien
nach wie vor ein Drittel der akutgeriatrischen Betten fehlt. Das hat massive
Auswirkungen auf alte Menschen, aber abgesehen vom menschlichen Faktor kostet
es auch Geld. Das heißt nämlich, dass Menschen viel früher dann in ein
Pflegeheim müssen, als es notwendig wäre. Wenn sie akutgeriatrisch behandelt
würden, könnten sie wieder nach Hause kommen.
Und jetzt frage ich Sie: Was haben Sie da vor? Welche
Maßnahmen werden Sie setzen? Können Sie uns das sagen, bis wann sozusagen
dieser ÖBIG-Plan erfüllt sein wird.
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Frau
Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wir
haben hier, allein wenn ich mir die letzen sieben Monate anschaue, einige sehr
wesentliche Schritte gesetzt. Der erste war die Fertigwidmung des
Sophienspitals, der zweite die Umwandlung und Einrichtung einer akutgeriatrischen
Station im Donauspital, der dritte die Einrichtung einer akutgeriatrischen
Abteilung im Wilhelminenspital. Das war alles in den letzten sechs Monaten, und
genau in diesen Bereichen müssen wir weitermachen.
Ich widerspreche Ihnen gar
nicht, dass das ganz besonders notwendig ist, aber – und das ist auch ein ganz
wesentlicher Punkt, der eng mit der Problematik der Gesundheitsfinanzierung auf
der einen Seite und der Pflegefinanzierung auf der anderen Seite zu tun hat;
weil Sie aus dem Fach kommen, wissen Sie es, ich sage es mehr für das Protokoll
– es ist natürlich so, dass die Abgrenzung zwischen Akutgeriatrie und
Pflegebereich eine ist, die in Wahrheit, ich weiß nicht, so irgendwie mit der
Schere gemacht wurde, die aber oft gar nicht richtig ist. Daher gebe ich hier
auch die Forderung nicht auf, und wir arbeiten daran – ich weiß, dass das jetzt
nicht ganz geschwind realisiert werden kann, aber wir sind schon mitten drin –,
im Pflegebereich zu einer anderen Finanzierung zu kommen.
Sie wissen es ganz genau,
dass ja Menschen, die im Pflegebereich sind, dort dieselbe Mobilisierung
bekommen wie in der Akutgeriatrie. Und obwohl wir schwerste Pflegefälle in
unseren Geriatriezentren haben, können mittlerweile über 22 Prozent der
Wienerinnen und Wiener, die in Geriatriezentren kommen, diese wieder verlassen,
weil sie so gut mobilisiert werden. Also wenn man es ganz streng nimmt, müsste
man eigentlich sagen, da gehört vielleicht ein Teil in die Akutgeriatrie.
Ich sehe es weniger in der
Problematik des Vorhandenseins von Plätzen, denn alle Menschen, die
akutgeriatrische Betreuung brauchen, bekommen sie auch. Nicht immer in einem
Bereich, der sozusagen für Menschen, die das niedergeschrieben haben,
Akutgeriatrie heißt, denn die bekommen es halt dann im Geriatriezentrum. Und da
ist das Hauptproblem, dass wir eine Schnittstelle der Finanzierung haben.
Präsident Heinz Hufnagl: Die 3. Zusatzfrage kommt von
Herrn Mag Ebinger. Ich bitte darum.
Abg Mag Gerald Ebinger (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Landesrätin!
Wenn wir über den Finanzausgleich reden, dann fällt
einem natürlich auch die Gesundheitsreform, die jetzt bis zu Streikszenen in
aller Munde ist, ein, und es ist auch ein Zusammenhang zur letzten Frage, die
der Herr Landeshauptmann hier beantwortet hat. Klarerweise geht es um die
nachhaltige Sicherung der Krankenkassen, aber eines kann ich, wenn ich das
einleitend feststellen darf, nicht nachvollziehen, doch für uns ist das auch
essentiell.
Wir glauben, dass eine echte Reform nur dann
funktionieren kann, wenn sie auf alle Teile gleichzeitig angewandt wird. Es
kann nicht so sein, wie das leider in unserem System immanent ist, dass zur
Einsparung im extramuralen Bereich der intramurale Bereich dient, sozusagen wie
beim Florianiprinzip, abgesichert bis 2013. Da passiert einmal gar nichts. Sie
haben sich ja auch noch nicht wahnsinnig geäußert in dieser Frage, außer heute
vorhin. So viel haben Sie zu dem Thema noch nie gesagt.
Und wenn der Herr Landeshauptmann zum intellektuellen
Dispens bittet auf Grund der Frage der Frau Pilz, dass es zu einer
Verbundlichung kommt, dann, muss ich sagen, ist er auch nicht so flexibel im
Denken, denn die Verbundlichung ist sicher heute die beste aller Lösungen.
Warum nicht eine Verländerung? Wichtig ist ja nur, dass intra- und extramuraler
Bereich aus einer Hand finanziert werden, damit dieses Konkurrenzverhältnis
aufhört.
Jetzt haben wir vorhin lange gehört, was Sie im
Rahmen der 15a-Vereinbarung alles planen. Da planen Sie unter anderem die
Weiterentwicklung der Ambulatorien. Wenn das eintritt, was jetzt beschlossen
wird, dass man Verträge der Ärzte unter Umständen nach fünf Jahren im Rahmen
der Qualitätskontrolle nach irgendwelchen Kriterien evaluiert, steht zu
befürchten, dass ein höherer Ansturm auf die Ambulatorien speziell stattfinden
wird, als das jetzt schon der Fall ist. Es ist jetzt schon so, dass sie
überfüllt sind. Die Frau Kollegin Pilz hat Psychotherapie, glaube ich,
angesprochen, aber auch die Kinderpraxen sind jetzt schon heillos überfüllt und
die Kinderambulatorien sind auch heillos überfüllt, um nur ein Beispiel aus der
Kindermedizin zu nehmen.
Was planen Sie, um dem, was
jetzt auf Grund der bevorstehenden Reform an Auswirkungen zu erwarten ist, zu begegnen?
Welche Maßnahmen planen Sie, um den weiteren Ansturm in die jetzt schon
überfüllten Ambulatorien irgendwie hintanzuhalten oder zu lenken?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Frau
Stadträtin!
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