Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 70
Trotzdem hat diese Vereinbarung meiner Meinung nach ein paar Schwächen, und auf die komme ich dann auch noch. Und es ist auch schade, dass es so lange gedauert hat, dass es seit dieser so genannten Kindergartenmilliarde, die es einmal gab, erst jetzt wieder zur Finanzierung des Ausbaues von Kinderbetreuungseinrichtungen kommt, und dass es eigentlich jetzt einige Jahre gedauert hat, dass hier wirklich erkannt wurde, dass Österreich einen Nachholbedarf hat, vor allem im Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen für die Unterdreijährigen.
Wir haben schon mehrmals hier Anträge eingebracht,
dass das passiert. Wir haben das immer wieder gefordert, dass gerade bei den
Unterdreijährigen auch Wien einen Nachholbedarf hat. Natürlich ist es so, dass
Wien hier als Großstadt mehr Plätze hat als die anderen Bundesländer, aber wir können
nicht sagen, dass wir in Wien hier nicht auch einen massiven Nachholbedarf
haben, und das, was wir gestern auch beschlossen haben, wird diesen
Nachholbedarf nicht ganz abdecken.
Ich würde, vielleicht kann man das in einer anderen
Debatte vorbringen, denn es passt wahrscheinlich hier nicht ganz her, aber ich
finde den Begriff Krippenplatz zu überdenken. Ich glaube, dass man in einer
Bildungsdebatte, die auch die Null- bis Dreijährigen betrifft, nicht mehr von
Krippen sprechen sollte, was aber nach wie vor hier der Fall ist. Ich glaube,
dass es hier einen anderen Terminus braucht, weil Krippe etwas anderes ist als
ein Kindergarten, auch wenn die Kinder, die in den Kindergarten gehen, unter
drei Jahre alt sind. Dort machen sie etwas, sie liegen nicht im Stroh, und es
leuchten keine Sterne auf sie herab, sondern sie arbeiten dort, sie machen
kindsgerechte Erfahrungen im sozialen Umfeld, sie lernen dort, und da ist das
Wort Krippe eigentlich ein verfälschtes.
Zu den Schwächen: Ich finde es gut, wenn hier
geregelt wird, dass der Ausbau, die Betreuungsquote der Unterdreijährigen zu
erhöhen ist, (Abg Erich Valentin: Der
Rechnungshof!) es ist auch gut, dass Sprachstandsfeststellungen nach
einheitlichem Bildungsstandard gemacht werden, aber es ist einfach zu spät,
hier im letzten Kindergartenjahr mit der Sprachförderung anzufangen. Die
Sprachförderung muss viel, viel früher beginnen, deswegen ist es so wichtig,
dass die Kinder möglichst früh in den Kindergarten gehen, und deswegen ist es
auch sinnvoll, nicht nur das letzte Kindergartenjahr gebührenfrei zu machen,
sondern den ganzen Kindergarten ab drei Jahren gebührenfrei zu machen. Auch für
die Unterdreijährigen könnte man sich das überlegen. Und die Sprachförderung
nur im letzten Jahr vor der Schule anzuhängen, ist zu spät, das sagen alle
ExpertInnen. Alle SprachwissenschaftlerInnen wissen, dass man in einem Jahr,
wenn man wirkliche Defizite in der Muttersprache hat und damit auch in der
Zweitsprache, dass das in einem Jahr nicht aufzuholen ist. Das heißt, es muss
sehr viel früher angesetzt werden. Sicher ist das jetzt ein Schritt, aber ich
glaube, dass das nicht der Schritt sein wird, der uns wirklich weiterbringt,
sondern es ist sehr viel früher damit zu beginnen.
Zur nächsten Schwäche, zumindest zu dem, was ich als
Schwäche definiere: Wir haben ja gestern die Annahmeerklärung die Projekte
beschlossen, die jetzt 2008 finanziert werden, wo es 37 verschiedene
Projekte von privaten Betreibern gegeben hat, die jetzt Plätze und Gruppen
anbieten und dann auch noch, dass es weitere 69 Gruppen in den
Neubaugebieten geben wird. Trotzdem wurde mir dann im Ausschuss auf meine
Frage, wie viele Betreuungsplätze für die Unterdreijährigen es dann sein
werden, gesagt, es werde ungefähr die Hälfte sein, also ungefähr 600, weil ungefähr
1 200 Plätze damit geschaffen werden. Und in der 15a-Vereinbarung ist
eigentlich die Zielsetzung der Betreuungsquote der Unterdreijährigen zu
erhöhen, und es ist auch im Art 7 festgelegt, dass bis zu 25 Prozent
des Zweckzuschusses des Bundes für die Betreuungsplätze, also nur
25 Prozent des Zuschusses für die Betreuungsplätze für Drei - bis
Sechsjährige, zur Verfügung gestellt werden. Wir haben aber gestern quasi
50 Prozent dieses Zuschusses für die Drei- bis Sechsjährigen ausgegeben, was
ich auch prinzipiell gut finde, und hier auch noch Nachholbedarf ist, aber eben
nur 50 Prozent für die Unterdreijährigen. Und jetzt weiß ich nicht, ob
nicht noch die große Welle hier über uns hereinbrechen wird in den nächsten
Jahren, wo wirklich der Ausbau der Unterdreijährigen-Plätze kommen wird, oder
ob es das schon gewesen ist.
Ich glaube nicht, dass es das gewesen sein kann, vor
allem, was ist mit dem Ausbau der Gemeindekindergärten, die sind ja bis jetzt
nur angedeutet. Bei den Privaten haben wir ja wirklich vorliegen, wer was
bekommt, wie viele Gruppen, wie viele Plätze, aber von den gemeindeeigenen
Kindergärten wissen wir gar nichts und ich hoffe, dass Kollege Wutzlhofer hier
Aufklärung bieten kann.
Es wird auch, und das ist eine weitere Schwäche, in
der 15a-Vereinbarung festgehalten, dass es eine Evaluierung geben soll. Ja zur
Evaluierung, es ist ganz besonders wichtig, Maßnahmen in diesem Bereich zu
evaluieren.
Auch das Controlling ist ein
sehr positiver Schritt, aber was mir nicht ganz erklärbar ist, ist die
zeitliche Abfolge, die hier geregelt ist. In diesem Art 12 sind diese
Evaluierung und das Controlling angesprochen, und wir wissen, wie das jetzt in
Wien läuft. Jetzt wird – das haben wir schon gehört – gescreent und dann im
Herbst geht es los mit der Förderung, nicht nur der sprachlichen Förderung,
sondern der Frühförderung überhaupt. Aber in Bezug auf die frühe
Sprachförderung ist hier im Art 12 festgehalten, Ende 2008 wird im
Hinblick auf die Zielerreichung evaluiert.
Was wird da genau evaluiert? Denn daraufhin soll dann
entschieden werden, ob es eine gesetzliche Verpflichtung geben soll oder nicht.
Wenn man sich die Zeitspanne anschaut, so wird im Herbst, wo noch die
Eingewöhnungsphase der anderen, die im Kindergarten sind, läuft, denn das ist ja
im Herbst noch der Fall, angefangen mit der Förderung, und am Ende 2008 wird
schon evaluiert.
Welche Ergebnisse kann es da
geben? Ich glaube,
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