Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 70
Grundsatzprogrammen. Das steht im Vordergrund.
Daher finde ich die Diskussion, die sich darauf zu
konzentrieren versucht, dass man jetzt Wien hier Vorwürfe macht oder versucht,
sie zu konstruieren, für originell, denn wir haben hier darüber zu befinden, ob
diese 15a-Vereinbarung mit den beiden Schwerpunkten – Ausbau der
Kinderbetreuungseinrichtungen vornehmlich für die Null- bis Dreijährigen und
auf der anderen Seite die Sprachförderung für Wien – ein Fortschritt ist und
deshalb zu unterzeichnen war und deshalb auch Ihnen heute zur Beschlussfassung
vorzulegen war oder nicht.
Wir haben uns entschieden – es ist schon erwähnt
worden –, als eines der ersten Bundesländer gemeinsam mit dem Burgenland,
dieser 15a-Vereinbarung näher zu treten, und zwar in der ersten Fassung, obwohl
viele Forderungen, die unseren politischen Vorstellungen entsprechen, in dieser
15a-Vereinbarung nicht berücksichtigt sind. Und auch das muss einmal gesagt
werden. Ja, wir begrüßen es, dass es gelungen ist, mit diesem Kompromiss zumindest
wieder einen Schritt in die Richtung zu machen, den wir schon mit der
seinerzeitigen Kindergarten-Milliarde einmal gesetzt hatten, und dass wir
beginnen, eine Lücke, die dazwischen entstanden war, wieder aufzufüllen. Aber,
nein, es entspricht nicht unserem Wunsch, dass diese Vereinbarung nur für drei
Jahre gilt und weit davon entfernt ist, eine grundsätzliche Veränderung in der
Bildungslandschaft Österreichs herbeizuführen. Das muss man sehen, das ist der
erste politische Kompromiss, zu dem wir Ja sagen, weil es ein Fortschritt ist.
Zweiter Punkt: Wir sagen Ja auch zu dem Teil, der
sich hier nur auf die Sprache konzentriert, weil es ein Fortschritt ist,
trotzdem gehen wir hier in Wien einen bewusst viel weiterreichenden Weg,
nämlich mit der Förderung der Gesamtpersönlichkeit. Und auch das ist ein
gravierender Unterschied. Ich würde mir wünschen, dass es eine bundesweite
Gesetzgebung gibt, wonach Standards sowohl in Qualität als auch Quantität bei
den Kinderbetreuungseinrichtungen festlegt werden, was die Ausbildung der
KindergartenpädagogInnen betrifft, die Öffnungszeiten betrifft und alle
Bildungsstandards, die dann auch in einem Österreich-weiten Bildungsplan
festgehalten werden sollen. Der Kompromiss ist ein kleiner Schritt, aber es ist
ein Kompromiss, und auch das muss man wissen.
Der
dritte Punkt war der eigentliche Knackpunkt dieser langen Verhandlungen. Warum
hat es denn den Wunsch nach Nachverhandlungen gegeben? Warum haben denn die
ÖVP-Bundesländer und Kärnten in der ersten Fassung nicht zugestimmt? Genau aus
dem Grund, weil mit dieser 15a-Vereinbarung und der Staffelung der Zuschüsse,
die Seitens des Bundes kommen, der Schwerpunkt ganz klar festgelegt wurde auf
die inhaltliche Ausrichtung dieser Einrichtungen. Den höchsten Zuschuss erhalten
jene Kindertagesheime und jene Plätze, die geschaffen werden, die den
Öffnungszeiten und der Länge entsprechen, die der Ganzjährigkeit entsprechen
und der Ausstattung mit pädagogischem Personal. Das war einer der größten
Kritikpunkte der ÖVP-Bundesländer, und sie haben gesagt, es ist ungerecht, sie
wollen für den Halbtagskindergarten genauso viel Geld haben wie für diesen
hochwertigen Kindergartenplatz.
Ich
sage das deshalb, weil selbst dieser hochwertige Kindergartenplatz, so wie er
hier beschrieben ist, noch immer nicht dem Regelstandard entspricht, der in
Wien gilt. Und auch das muss gesagt werden. Es ist dies ein politischer
Kompromiss, den wir eingegangen sind, zu dem wir stehen, den wir auch mittragen
und deshalb im Wiener Landtag auch beschließen werden, aber die politische
Zielsetzung der Zukunft ist aus sozialdemokratischer Sicht eine andere, eine
weitergehende.
Und
wenn hier sozusagen in den Raum gestellt wird, dass anhand von Anträgen die
Sozialdemokratie geprüft werden soll, ob sie denn nun mitgehen würde bei der
Frage von Gratisangeboten – in welcher Form auch immer, das ist ja noch nicht
klar, aber gratis muss dabei sein, denn das klingt so toll –, dann schlage ich
vor, erweitern wir doch diesen Antrag! Nehmen wir die Forderungen hinein, die in
Richtung Qualität im Hinblick auf die Kindergärten gehen, die in Richtung
Quantität gehen. Fordern wir die gemeinsame Ausbildung von allen im
pädagogischen Bereich Tätigen an wirklichen pädagogischen Hochschulen und nicht
an den Scheinprodukten, die wir jetzt haben. Nehmen wir das alles hinein, und
dann, liebe Kolleginnen, schauen wir uns an, wie die Abstimmungen ausschauen. (Beifall
bei der SPÖ.)
In
diesem Fall, den wir heute zu besprechen hatten und jetzt zu beschließen haben,
sage ich noch einmal, ist es gut, dass dieser Schritt gesetzt wird. Vor allem
ist es gut, dass wir der zweiten Fassung, die dann den 31. Mai als
Stichtag zur Unterschrift haben wird und statt der Prozentsätze, die jetzt so
schwer umzurechen waren, die tatsächlichen Euro-Beträge drinnen haben wird in
der Beschlussfassung, auch zustimmen werden, weil sichergestellt ist, dass
damit alle Kinder in allen Bundesländern zumindest ein Stückerl mehr an Bildung
in dem so wichtigen vorschulischen Bereich bekommen als jetzt.
Zum
zweiten Knackpunkt, der zwar auch angesprochen wurde, wo aber nicht klar
hervorgegangen ist, wo der Kompromiss ist: Nun, es stimmt, es war eine
vehemente Forderung, und die Unzufriedenheit ist ja noch nicht weg, dass die
Tageseltern gefördert werden sollen, und zwar nicht nur die Ausbildung, sondern
auch die Plätze. Ja, da frage ich, warum? Es steht ja jedem Bundesland frei,
Tageseltern zu fördern, aber warum wollten das vor allem die ÖVP-regierten
Bundesländer? Weil schon seinerzeit bei der Kindergarten-Milliarde, als es auch
eine Möglichkeit gegeben hat, eine Förderung für Tageseltern zu bekommen, ganz
klar ersichtlich war: Diese Plätze wurden für den Zeitraum geschaffen, für den
es die Förderung gab, und danach waren sie wieder weg. Das hat nichts mit
Nachhaltigkeit zu tun, das hat nichts mit Sicherstellung zu tun, das hat nichts
mit Veränderung der Grundsatzpolitik zu tun, und deshalb lehnen wir es auch ab.
Wir lehnen das Tageselternmodell
nicht grundsätzlich ab, ganz im Gegenteil – es gibt hier in Wien sehr, sehr
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular