Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 70
Ich erlaube mir, diese in recht überblicksartiger Art und Weise anhand des vorliegenden Umweltanwaltschaftsberichts durchzugehen.
Sie haben, was fachlich sicherlich richtig ist, dem
Kapitel Klimaschutz und der Klimaanpassung einen recht breiten Raum gewidmet.
Ich möchte hier vor allem auf Ihre Analyse zu sprechen kommen, wonach nach
Ihren Berechnungen der Klimawandel auch große Auswirkungen auf Wien haben wird.
Da sind wir uns, denke ich, zumindest großteils mit Ausnahme vielleicht des
einen oder anderen Kollegen der SPÖ einig, dass der Klimawandel ein Faktum geworden
ist, auf den wir auch Antworten zu finden haben.
Klimawandel muss daher auch ein umweltpolitisches
Schwerpunktthema sein, bei dem die Stadtregierung koordinierte Maßnahmen zu
entwickeln hat und vor allem Maßnahmen in konkreter Form auch umsetzen muss.
Doch was geschieht in dieser Stadt? Es gibt seit 1999
das bekannte Klimaschutzprogramm, das im Großen und Ganzen auch ein guter
Maßnahmenkatalog ist. Allerdings wird es praktisch nicht in die Realität
umgesetzt. Aktionen alleine sind natürlich zu wenig. Und das äußert sich dann
auch in den Zahlen, denn anstatt dass wir dort die festgeschriebene Zahl für
eine Reduktion von 14 Prozent erreichen, haben wir eine Überschreitung von
17 Prozent an CO2-Ausstoß in Wien. Und anstatt nun einen
weiteren Anlauf zu unternehmen, um Maßnahmen zu finden und auch umzusetzen,
wird jetzt ein Workshop einberufen, der praktisch eigentlich, und von uns auch
so zu interpretieren, eine Kapitulationsurkunde ist und neue Maßnahmen zur
Klimaanpassung erarbeiten soll.
Diese Zweigleisigkeit, meine Damen und Herren, in der
Umweltpolitik in der Stadt ist für uns schlicht und einfach nicht mehr
nachvollziehbar. Auf der einen Seite erarbeiten wir gemeinsam in einer
Arbeitsgruppe mit Ihnen ein Klimaschutzprogramm 2, um den Klimawandel zu
stoppen. Und auf der anderen Seite - so lesen wir nach - gibt es eine
Arbeitsgruppe für den Fall, dass das KliP II nichts bringt und
letztendlich die Maßnahmen von KliP II nichts fruchten werden.
Hier, meine Damen und Herren der SPÖ und Frau Umweltstadträtin,
fehlt uns die notwendige Konsistenz in der Klimaschutzpolitik dieser Stadt und
ohne diese wird es die Stadt Wien wohl niemals erreichen, den ihr zustehenden
Beitrag zur CO2-Reduktion von ganz Österreich auch wirklich zu
leisten.
Um es vorweg zu nehmen: Wir glauben, wir sollten vor
dem Klimawandel schlicht und einfach nicht kapitulieren - ich habe aber den
Eindruck, dass das in Wien passiert und nur durch Medienkampagnen versucht wird
zu kaschieren -, sondern endlich auch wirklich Klimaschutzmaßnahmen setzen, die
Wien setzen muss, um einfach hier auch den Österreich-Beitrag abzuliefern und
das nicht nur durch Einzelmaßnahmen, die Sie in der Vergangenheit recht
effizient auf einen Schlag fertiggebracht haben. Wie man sieht, sind die weiterführenden
Maßnahmen der letzten Monate und Jahre in der Relation de facto nicht mehr
gegeben und damit ist ja auch dieser Einmaleffekt ja schon egalisiert.
Wir haben auch schon bei anderen Gelegenheiten jene
Vorschläge unterbreitet, werte Damen und Herren, die unserer Meinung nach rasch
umzusetzen sind. Dazu gehört eine Solarenergieoffensive, die im wahrsten Sinne
des Wortes diesen Namen auch verdient. Sie gehört auch beworben, sie gehört
auch ohne Bürokratie dann entsprechend verteilt und ein paar hundert Anträge
sind sicherlich nicht ein Ruhmesblatt für diese Stadtregierung. Am Ende einer
solchen Kampagne soll zumindest bis 2015 statistisch gesehen für jeden Wiener,
für jede Wienerin ein Quadratmeter Solarfläche in Wien zur Verfügung stehen.
Davon, sehr geehrte Damen und Herren, sind wir meilenweit entfernt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich kann mich auch in einem weiteren Punkt ganz den
Ausführungen des Umweltanwaltschaftsberichts anschließen, wenn Sie von der
Umweltanwaltschaft von der Zunahme des Energieverbrauchs auf Grund der
Klimaerwärmung und dem verstärkten notwendigen Einsatz der Klimaanlagen
sprechen. Die Zahlen, die Sie dazu anführen, zeigen einen eindeutigen
Handlungsspielraum, der unter anderem dazu führen muss, dass die Gebäudekühlung
in Wien vor allem auf solarer Basis zu erfolgen hat. Eine
Fernwärmeinstallation, die das machen kann, ist ein PR-Gag, aber auch keine
nachhaltige Maßnahme. Hier muss es wirklich dazu kommen, dass einerseits
Wärmedämmungssanierungen erfolgen, auf der anderen Seite aber auch dann, wenn
die Sonne am meisten scheint wie im Sommer, dann natürlich auch eine solare
Gebäudekühlung, die technisch verfügbar ist, vor allem als
State-of-the-Art-Element der Förderungspolitik dieser Stadt gemacht wird.
Hier hat die Umweltanwaltschaft, wie uns scheint,
einmal mehr das bessere Problembewusstsein als die Stadtregierung und es
erscheint daher höchste Zeit, dass die SPÖ ihre eigene Umweltanwaltschaft
stärker in die politische Arbeit dieser Stadt und ihre Umweltpolitik
einbezieht.
Die Wiener Umweltanwaltschaft, das muss ich in diesem
Zusammenhang betonen, kann sich aber auch von einer anderen Seite dort einmal
einklinken, wo die Stadtregierung auch aktiv ist, andererseits funktioniert es
ja nicht.
Und gerade das Kapitel Verkehrsplanung zeigt uns hier
einmal mehr eindeutig, woran es bei der Luftreinhaltepolitik in dieser Stadt
mangelt, im Bereich des Verkehrs nämlich. Hier unternimmt die Stadt Wien und
ich denke, das ist nicht nur unsere Meinung, viel zu wenig oder vielfach das
Falsche und rein Populistische.
Die Stadträtin für Umwelt beschränkt sich auf Appelle
und ein paar Tempobeschränkungen, die nachhaltig ja nichts bringen. Der
Verkehrsstadtrat scheitert an der Umsetzung seines eigenen Verkehrsmasterplans,
sehr geehrte Damen und Herren. So wird man weder der CO2-Problematik
dieser Stadt noch dem Feinstaubproblem in dieser Stadt Herr werden.
Das Kapitel Abfallwirtschaft und
seine Aufarbeitung spiegelt noch einmal einen anderen Defizitbereich der Wiener
Umweltpolitik wider. Die MA 48 ist stolz darauf, dass Wien nicht Neapel
ist. Aber damit ist auch der
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