Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 49
Lhptm Dr Michael Häupl: Frau
Abgeordnete!
Im Prinzip dasselbe, was
nachher der Schülerdelegation, die im Stadtschulrat empfangen wurde, auch
gesagt wurde und wo ich höre, den Zeitungen entnehme, dieselben Artikel, in denen
sie dann dazu auch zitiert werden, dass man im Hinblick auf das eigentliche
Anliegen, nämlich dass das, was noch vor wenigen Monaten, kann man fast sagen,
um nicht Jahre zu sagen, nämlich eine Wunschschulenregelung einzurichten, nicht
mehr gut ist und man daher eine Arbeitsgruppe einsetzt, wo man sich mit einer
entsprechenden Adaptierung dieses ursprünglichen Wunsches auseinandersetzt und
die Schüler auch zufrieden sind, weil eine Schülerin, die als Vertreterin
dieser 200 Schüler geschickt wurde, nachher zitiert wurde mit: „Wenn man sich
engagiert, kann man etwas durchsetzen." - Das hätte ich auch gesagt, das
Gespräch suchend, wie ich das immer wieder versuche, wenn es angenommen wird.
Das hätte ich von vornherein auch dort gesagt.
Direktoren, die durch die
Klassen gegangen sind und das gesagt haben, was Sie hier zitieren, kann ich
nicht nachvollziehen. Dazu liegt mir auch kein Bericht vor. Das fällt
wahrscheinlich unter das, was auch ein Zitat von Ihnen ist, dass es eine
entsprechende Autonomie der Schulleitung gibt. Ich persönlich, wenn ich
Direktor einer Schule wäre, was mir ein gütiges Schicksal erspart hat, hätte
diese Vorgangsweise nicht gewählt.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir
kommen zur 2. Zusatzfrage. Herr Abg Dr Aigner, bitte.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Das Schicksal war insofern gütig zu Ihnen, als Sie
nicht Direktor einer Schule sind. Sie sind aber immerhin der Präsident des
Wiener Landesschulrats und als solcher direkt für das Vorgehen im
Landesschulrat, im Stadtschulrat verantwortlich. Ihre Antwort hat mich auch
nicht befriedigt.
Ich erinnere mich noch an sehr viele Wortmeldungen
Ihres Abgeordnetenjungstars, der Frau Kollegin Rudas, die immer wieder betont
hat, wie wichtig der SPÖ die Meinung der jungen Menschen ist, in den
Tagparlamenten, in den Schülerparlamenten, in den Mitbestimmungsmöglichkeiten
innerhalb ihrer Jugendzentren und dass das so ernst genommen wird. Jetzt
brechen einmal Schüler aus dieser gelenkten Demokratie, wie ich das bezeichnen
würde, aus und beziehen sich auf ein Thema, das sie unmittelbar betrifft,
nämlich die Zustände in den Schulen, die durch die Wunschschulanweisung Ihrer
amtsführenden Präsidentin ausgelöst wurden.
Wenn die Fan-Zone voll ist, gibt es auch keine
Wunsch-Fan-Zone. Dann wird zugemacht. Wenn die Schule voll ist, dann wird der
Physiksaal zum Klassenzimmer, dann werden Klassen in Container gesteckt und das
ist dann ein Zustand, der jahrelang andauert. Also Nein zur Wunsch-Fan-Zone, Ja
zur Wunschschule, in Kauf nehmend, dass es hier jahrelange Probleme gibt und
dass die Qualität des Unterrichts leidet.
Ich erinnere mich auch noch - ich komme dann gleich
zu meiner Frage, ein kurzes Vorspiel erlauben Sie mir bitte - an die Regierungsdemonstrationen
im Jahr 2000, wo es der Stadtschulrat den Schülern dezidiert freigestellt hat,
an den Demonstrationen gegen die Regierung teilzunehmen und nicht nur, aber
auch aus meiner Schule sind Lehrer mit Rückendeckung aus dem Stadtschulrat mit
ganzen Klassen auf die Demonstrationen gegangen.
Präsidentin Erika Stubenvoll
(unterbrechend): Kommen Sie bitte zur Frage.
Abg Dr Wolfgang Aigner
(fortsetzend): Ich komme gleich zur
Frage. Ein Satz noch. Ihre Stadtschulratspräsidentin hat den Wiener Stadtschulrat
zum Headquarter der SPÖ-Bildungspolitik auserkoren.
In welcher Weise stellen Sie als Organ der
Bundesverfassung sicher, dass bei solchen Teilnahmen an Demonstrationen nicht
mehr Parteipolitik, sondern Gesetzesvollzug im Mittelpunkt steht? Wie stellen
Sie das sicher? Und wie begründen Sie daher, dass hier nicht dieselbe
Vorgangsweise gewählt wurde, wie seinerzeit bei den
Anti-Schüssel-Demonstrationen? (Abg Heinz
Vettermann: Das ist eine knallharte Frage!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Herr Abgeordneter!
Ich halte an mir und werde mich ausschließlich mit
Ihrer Frage beschäftigen, anderes lohnt ja nicht.
Selbstverständlich ist der Gesetzesvollzug
sicherzustellen. Ich darf Sie darauf hinweisen, dass die Verordnung, die ich
vorhin zitiert habe, aus dem Jahr 1998 stammt, also weit vor der schwarz-blauen
Regierung. Auch diesmal hat der Stadtschulrat nichts anderes gemacht, als auf
Nachfrage diese aus dem Jahr 1998 stammende Verordnung in Erinnerung zu rufen.
Ich brauche Sie nicht an Maria Theresia erinnern, dass es bei uns eine
Schulpflicht gibt, die für alle gilt. Wenn daher Anderes gemacht wird, so hat
dies mit dem Stadtschulrat und seinen Erlaubnissen nichts zu tun, weder in der
schwarz-blauen Regierung noch unter der jetzigen rot-schwarzen Regierung. Das
hat mit all dem nichts zu tun. Insofern sage ich Ihnen, selbstverständlich ist
der Gesetzesvollzug und nicht Parteipolitik zu garantieren!
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur 3. Zusatzfrage. Herr Abg Mag
Gudenus.
Abg Mag Johann Gudenus,
MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Guten Morgen, Herr Landeshauptmann!
Früher, als Schüler, war ich nicht so für
Demonstrationen. Heutzutage verstehe ich jeden Schüler, dass er auf die Straße
geht. Bei den Zuständen im Wiener Schulwesen ist das durchaus verständlich. (Heiterkeit bei Teilen der SPÖ.) - Das
ist lustig, ja? (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Ich überlege nur gerade, was Sie in Ihrer Jugend gemacht haben!) Ich
finde das nicht so lustig, dass hier die Schüler auf die Straße gehen müssen,
weil die Zustände in den Wiener Schulen eigentlich nicht mehr haltbar sind!
Die Frau Stadtschulratspräsidentin
Brandsteidl hat vollmundig die Wunschschule für jeden Schüler angekündigt. Die
Konsequenz sind Containerklassen, Wanderklassen und viele andere Zustände wie
die Gewalt an Schulen und dergleichen. All dies lässt immer mehr zu
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