Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 49
keine Stellungnahme erreichbar – das ist sowieso logisch –, und die NGOs haben einmal mehr gefordert, dass die Übersetzungen anders gemacht werden, dass sie selber Übersetzer mitbringen dürfen, dass sie was vorlegen dürfen und, und, und.
Der lasche Umgang der Staatsanwälte mit dem
Beweismaterial ist in diesem Fall die generelle Schwachstelle. Der sitzt
18 Monate. Jetzt hat der Richter natürlich schon gesagt, Sie können einen
Anspruch auf Entschädigung geltend machen. Und das ist das, wo die GRÜNEN
sagen: Moment! Ist es nicht cleverer, er wird nicht inhaftiert, sondern darf in
Freiheit leben, wenn er schon nichts angestellt hat, statt ihn einzusperren und
ihm Geld zu geben dafür, dass man ihn eingesperrt hat. Was ist das für eine
komische Art von Bezahlung?
Ich nehme zur Kenntnis, Herr Ulm, was Sie sich hier
vorstellen. Sie sind der Meinung, diese Tierschützer sollten drinnen bleiben.
18 Monate so wie in diesem Fall? (Abg Dr Wolfgang Ulm: Das ist ja
ein ganz anderer Fall!) Wie lange sollen sie drinnen bleiben? Wann darf ich
mich hierher stellen und sagen: Das geht nicht, dass mit dem Vorwurf einer
kriminellen Vereinigung Menschen einfach weggesperrt werden!? Wann darf das in
Österreich ein Politiker, eine Politikerin in Ihren Augen sagen? Nie?
Herr Ulm, Sie vertreten eine Art Staat, die mich
erschreckt, die nicht zum Aushalten ist. Würden Sie das durchsetzen dürfen, was
Sie möchten, müssten wir auswandern aus dem Land. Ich kann nur hoffen, dass das
nicht noch weiter nach oben geht.
Wir kennen natürlich diese Systeme, wo Leute lang
weggesperrt werden. Diese Militärjuntas in Südamerika haben das immer wieder
leicht machen können. In Guantánamo ist der Rechtsstaat außer Kraft getreten.
Dort gibt es keinen. Das ist hinlänglich bewiesen, das brauchen wir nicht lange
auszuführen. Aber wir möchten doch nicht, dass wir in Österreich soweit kommen,
dass wir heuer 10 TierschützerInnen inhaftieren, nächstes Jahr
20 AntifaschistInnen, übernächstes Jahr 30 GlobalisierungskritikerInnen
und, ich weiß nicht, in fünf Jahren die SJ und in sechs Jahren die
grün-alternative Jugend oder umgekehrt. Das kann's doch nicht sein, Herr Ulm!
Das kann es doch nicht sein!
Was Sie hier sagen, ist: Ich möchte einen Freibrief,
wir, die ÖVP, möchten einen Freibrief für die Staatsanwaltschaft und für die
Polizei (Abg Mag Barbara Feldmann: Das ist eine Unterstellung!), den § 278a so auszudehnen, wie
er ihnen gerade passt, und mögen sie doch festnehmen, wer missliebig ist, wie
es ihnen gefällt.
Das ist ein Rechtsverständnis, das ich tatsächlich
nicht teile. Da braucht man kein Jurist zu sein, sondern man muss nur ein
bisschen ein Gefühl haben für Menschenrechte, für Bürgerrechte, für
Bürgerinnenrechte. Dieses Gefühl haben Sie nicht.
Ich schließe damit. Die Volkspartei wünscht sich weniger
einen Bürgerrechtsstaat, einen Bürgerinnenrechtsstaat, sondern sehr viel mehr
einen Staat, der mehr an einen Polizeistaat erinnern würde. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Zu Wort gelangt Frau Abg Kato.
Abg Sonja Kato (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Gestatten Sie mir, dass ich kurz wieder zurückkehre
zu der vorliegenden 15a-Vereinbarung, unter anderem auch deswegen, weil es
einen Antrag gibt, den ich gemeinsam mit Kollegin Smolik einbringe, der von ihr
schon eingereicht wurde.
Ich halte es für eine wesentliche Vereinbarung, die
wir heute hier schließen, geht es doch darum, dass sozusagen eine Österreich-weite
zentrale Stelle geschaffen wird für Regelungen der Tierzucht, die innerhalb der
Europäischen Union natürlich auch liberalisiert wurden.
Es geht darum, mit diesem Tierzuchtrat eine möglichst
einheitliche Beurteilung von tierzuchtrechtlichen Fragen zu gewährleisten, auch
grenzüberschreitendes Tätigwerden zu ermöglichen und auch Koordinationsbedarf
abzudecken.
Es geht auch um Verwaltungsvereinfachung und
Vermeidung von unnötigen Parallelregelungen.
Es geht – und das ist sozusagen das Kernstück der
inhaltlichen Arbeit – um fachliche Unterstützungen der Behörden und – und das
ist wichtig für jemanden, der hier auch noch den Tierschutzaspekt mit einbringt
– grundsätzlich aber darum, dass eine nachteilige Auswirkung auf die
österreichische Tierzucht vermieden wird.
Die Geschäftsstelle des Tierzuchtrates – soviel sei
auch hier an dieser Stelle gesagt – wird bei der Verbindungsstelle der
Bundesländer im Amt der Niederösterreichischen Landesregierung sein. Es wird
damit keine zusätzliche Bürokratie geschaffen.
Ich möchte ganz kurz zu dem anderen Antrag, der von
Kollegin Smolik eingebracht ist, Stellung nehmen, was die Fiaker angeht, wo
meine Fraktion nicht mitgehen kann, weil dies leider Sache des
Bundesgesetzgebers ist. Wie auch Sie wissen, gibt es seit dem Jahr 2004 in
diesem Bereich bereits Kompetenzverschiebungen.
Abschließend möchte ich trotzdem kurz auch zu der von
StR Ellensohn begonnen Debatte auf Grund des Antrages, den Kollegin Smolik
eingebracht hat, Bezug nehmen namens meiner Person, aber auch namens meiner
Fraktion.
Es scheint für mich, und ich denke auch auf Grund
dessen, was wir vor allem von unabhängigen und in dieser Frage erfahrenen
Stellen wie Amnesty International wissen, außer Streit zu stehen, dass die
Vorgehensweise unverhältnismäßig ist in diesem Fall. Amnesty International
kritisiert die Anwendung des so genannten Mafia-Paragraphen, kritisiert, dass
die Inhaftierten oder ihre Rechtsvertreter nur mangelhaft Auskunft erhalten und
kritisiert damit auch die Bedingungen der Inhaftierung.
Ich möchte auch klar vorweg sagen,
dass es meiner Fraktion und auch mir persönlich in keiner Weise – weder jetzt
noch in Zukunft noch in der Vergangenheit – um Kriminalisierung von Tierschutz
geht, ganz im Gegenteil,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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