Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 49
Familienbild, das Eltern dazu zwingt, irgendeine Art
von Lösung zu finden, wie man elf Wochen im Jahr – das ist nicht nur in Tirol,
das ist zum Beispiel auch in Niederösterreich, in sehr vielen Bundesländern so
– irgendwie Betreuung organisiert, wenn man es nicht selber kann? Das muss doch
eine Politik sein, die von einem Familienbild getragen ist, das das gut findet.
Und das lehnen wir ab. (Beifall bei der
SPÖ.)
Unser Familienbild ist anders. Wir wollen glückliche
Kinder, wir wollen glückliche Eltern (Ironische
Heiterkeit bei den GRÜNEN), Menschen, die Familie mit dem Beruf verbinden
können, und glauben nicht, dass Politik irgendwem vorschreiben kann oder
irgendwem vorschreiben soll, wie man lebt, wie man mit seinen Kindern
zusammenlebt et cetera. Dafür braucht es aber ein System, das es ermöglicht,
dass man sich das selber aussuchen kann, und ein System, das es ermöglicht,
dass Eltern ihre Berufstätigkeit mit ihrem Glücklichsein mit Kindern
vereinbaren.
Und von diesem Bild, Frau Kollegin Cortolezis-Schlager,
ist die Wiener Politik, was Kindergärten betrifft, getragen, und zwar nicht
erst seit einem Jahr, sondern wir haben da am Montag der VBgmin Cortolezis (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Ja, genau! Bravo! – Beifall bei der ÖVP), nein, der Frau Vizebürgermeisterin
Fröhlich-Sandner gedacht (Abg Christian
Oxonitsch: Nicht einmal die eigene Fraktion klatscht da wirklich!) – da
klatscht jetzt wirklich niemand mehr –, die ja dafür gestanden ist, mit einer
Sache begonnen zu haben, die bis heute Jahr für Jahr gemacht wird, nämlich mit
dem sukzessiven Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen für alle in dieser Stadt,
und zwar nicht nur als Spielraum am Vormittag für ein paar, die privilegiert
sind.
Ich bin heute, Jahrzehnte später, der Meinung, dass
wir auf diesem Weg ein gutes Stück vorangekommen sind, ein großes Stück
vorangekommen sind. Wir haben die meisten Plätze verglichen mit allen anderen
Bundesländern, wir geben das meiste Geld aus, prozentuell und absolut.
Übrigens Krippenplätze – Sie erwähnen das nie, warum
auch, weil es sie vielleicht in anderen Bundesländern nicht gibt –: Wenn man
alle anderen zusammenzählt, hat Wien noch immer viel mehr. Alle Kindergärten –
nicht zum Beispiel 10 Prozent wie in Tirol oder 19 Prozent wie in
Niederösterreich oder 33 Prozent wie im österreichischen Durchschnitt; das
steht übrigens auch in der Studie, aus der Sie nur die eine Sache zitiert haben
–, alle Wiener Kindergartenplätze, oder 80 Prozent aller, wenn man die
Privaten dazunimmt, sind vereinbar mit dem Beruf. Das heißt, die sperren nicht
zu Mittag zu, die haben nicht den ganzen Sommer zu, die haben nicht am Freitag
zu oder an irgendeinem Tag unter der Woche, sondern sie sind mindestens acht
Stunden am Tag geöffnet. Die Wiener Kindergärten haben übrigens von 5.30 Uhr
bis 18 Uhr geöffnet. Das ist eine Bilanz, auf die wir stolz sein können
und auf die wir stolz sind.
Natürlich muss der Weg weitergehen, natürlich, Frau
StRin Cortolezis, da haben Sie auch recht, muss der Weg weitergehen im Hinblick
auf eine Vollversorgung, das ist überhaupt keine Frage. Unser Ziel ist es, dass
es Kinderbetreuungsplätze für alle gibt. Es muss auch unser Ziel sein, dass es
Bildungsstandards für ganz Österreich gibt, so wie es sie jetzt halt in Wien
gibt. Unser Ziel muss sein – das haben Sie auch erwähnt –, dass es eine gute
Ausbildung für alle Pädagoginnen und Pädagogen gibt auf österreichischer Ebene
und meines Erachtens auf akademischer Ebene.
Nur, wenn wir jetzt seit Jahrzehnten jedes Jahr – und
im Rechnungsabschluss hat man es ja sehr gut sehen können – die
Kinderbetreuungsplätze ausbauen, und zwar massiv, im Unterschied zu vielen
anderen Bundesländern, die dieses Thema überhaupt erst vor drei Jahren erkannt
haben und dann Kindergärten einrichten, die von 9 bis 12 Uhr offen haben, dann
lassen wir uns von Ihnen nicht sagen, das Ganze ist irgendein Problem. Das ist
eine Situation, auf die man stolz sein kann, und ein Weg, den man weitergehen
muss. (Beifall bei der SPÖ.)
Jetzt nur zu zwei wesentlichen Kritikpunkten, denn
ich möchte es ja auch nicht länger machen als unbedingt notwendig. Sie sagen –
Sie zitieren da diese eine Studie; nein, ich sage zu der Studie sonst nichts
mehr –, die Kindergärtenplätze in Wien seien zu teuer, und bringen immer wieder
den Vergleich mit den Gratis-Kindergärten in Niederösterreich und so weiter.
Abgesehen davon, dass Sie ja nie erwähnen, dass
33 Prozent aller Plätze in Wien gratis sind – das ist übrigens nicht
irgendwas, das sind 19 000 Plätze, das sind mehr, als es in den meisten
Bundesländern insgesamt an Kinderbetreuungsplätzen gibt, insgesamt, die aber am
Nachmittag nicht offen haben, zum Beispiel; manche davon sind außerdem nicht
einmal gratis, 40 Prozent sind ermäßigt –, abgesehen davon, dass Sie diese
Zahlen gar nicht erwähnen, bringen Sie das in einem Zusammenhang mit anderen
Bundesländern, wo das alles besser ist, und setzen damit verschiedene Systeme
gleich – diesen Vorwurf müssen Sie sich gefallen lassen –, setzen Systeme
gleich, die im Vergleich zu 12 100 und noch ein paar Krippenplätzen null anbieten.
Siehe Wien im Vergleich zu Niederösterreich.
Oder reden wir zum Beispiel über
Gruppengrößen – das hat heute noch niemand gemacht –, denn das kommt auch oft
als Vorwurf den Wienern gegenüber. Wieder Ihr Lieblingsland Niederösterreich:
Krippe gibt es nicht, das kann man schwer vergleichen, aber da gibt es jetzt
eine neue Regelung in Niederösterreich, da dürfen ein paar Privilegierte, die
einen Platz dort finden, ihre Kinder auch schon ab zweieinhalb Jahren dort
abgeben. Abgeben kann man in dem Zusammenhang schon wirklich sagen, denn in
niederösterreichischen Kindergärten ist nur von 9 bis 12 Uhr pädagogische
Betreuungszeit, nachher ist nur mehr Betreuungszeit, also pädagogische Zeit von
9 bis 12, nachher nur mehr Betreuungszeit. Wie auch immer, bei diesen ab
Zweieinhalbjährigen ist die Gruppengröße 20, in Wiener Krippen ist die
Gruppengröße 15. Übrigens sind in Wien zwei PädagogInnen und zwei
AssistentInnen, in Niederösterreich ist es eine PädagogIn und eine AssistentIn,
die halbtags beschäftigt
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