Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 49
skeptisch, ob der nun von der SPÖ eingeschlagene Weg
bei der Volksabstimmung der richtige ist.“
Meine Damen und Herren! Auch Ihre Abgeordneten im
Parlament kritisieren das, etwa Günther Kräuter, Melitta Trunk oder Erwin
Niederwieser. Letzterer sagt: „Dieser Weg der Bekanntgabe schmerzt.“ Und er hat
jetzt noch eins draufgesetzt, indem er sagt: „Es ist mir am Keks gegangen, was
man uns das einfach vorgibt!“
Meine Damen und Herren! Herr Klubobmann Oxonitsch!
Glauben Sie wirklich, dass Sie mit einem solchen internen Zwist das Vertrauen
der Menschen gewinnen können? Denken wir nur ein halbes Jahr zurück: Als Sie am
13. Dezember gemeinsam mit Schwarz und Grün diesen Vertrag von Lissabon
beschlossen haben, hat zum Beispiel der Doyen der österreichischen Verfassungsjuristen
Prof Klecatsky gemeint, dass Ihr Verhalten die schwerste Todsünde
gegenüber der Demokratie war. Jetzt aber kommt angesichts desaströser
Umfragewerte Herr Faymann und versucht hier einen Schwenk. Er will aber, meine
Damen und Herren, den Vertrag von Lissabon nicht anrühren. Dieser wird ja
mittlerweile in ganz Europa blockiert, etwa von den Deutschen, von den Iren mit
ihrem Veto, von den Polen beziehungsweise von den Tschechen. Daran wollen Sie
nicht rütteln? Das ist ja nicht konsistent!
Sie rudern ja auch schon wieder zurück. Herr
Landeshauptmann! Ihr Klubobmann im Parlament, Herr Cap, hat gesagt, dass das eh
nicht so ernst gemeint ist, die ÖVP könne diese Volksabstimmung ja jederzeit
verhindern. Die SPÖ habe gar keine Mehrheit, das gehe in Wahrheit gar
nicht. – Meine Damen und Herren! Was heißt denn das? Sie machen jetzt
Wahlkampftheater und Wahlkampfdonner, schließen aber eine Koalition mit der FPÖ
aus, also mit der einzigen Partei, mit der eine solche Volksabstimmung wirklich
umsetzbar wäre! Vermutlich legen Sie sich nachher wieder mit den Schwarzen ins
Bett, die diese Volksabstimmung dann natürlich verhindern. Meine Damen und
Herren! Das ist schon wieder der nächste Wahlschwindel! Wir fordern Sie daher
auf: Hören Sie mit diesem Wahlschwindel auf und lassen Sie die Menschen endlich
abstimmen! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Wir werden daher auch die
Nationalratswahl zu einer Volksabstimmung über den EU-Beitritt und über den
Vertrag von Lissabon machen, und dieses Thema wird die Wahl bewegen, Herr
Landeshauptmann! Wir werden den Menschen sagen, dass die Freiheitlichen immer
zu ihrem Wort gestanden und die einzige Fraktion sind, die immer eine klare
Linie in dieser Frage vertreten hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Landeshauptmann! Wir haben diese Linie 1997 beim
Vertrag von Amsterdam vertreten, als zum ersten Mal nach der Volksabstimmung
wieder Staatshoheiten an die EU abgetreten worden sind. Und Prof Klecatsky
sagt ganz klar, dass jeder Export von Staatshoheiten einer Volksabstimmung
bedarf.
Herr Landeshauptmann! Das Problem für Sie ist, dass
Ihre angebliche neue Linie nicht einmal die eigenen Leute, etwa die eigenen
Abgeordneten im EU-Parlament, mittragen. Schauen wir uns das an! Harald Ettl
sitzt für Sie in Brüssel und sagt: „Das ist nicht nach meinem Geschmack.“
Christa Prets sagt: „Ich habe große Probleme damit. Das ist nicht der Weg, wie
man so etwas macht.“ Herbert Bösch, Ihr Abgeordneter zum EU-Parlament, sagt:
„Eine Partei ist dazu da, richtige Dinge den Menschen zu erklären. Wenn sie
dazu nicht in der Lage ist, dann muss sie sich auflösen. Das ist nicht die
Linie der SPÖ. Das sind Einzelmeinungen des Herrn Faymann und des Herrn
Gusenbauer.“ – Das sagt Herbert Bösch, das sagen Ihre Abgeordneten zum
EU-Parlament!
Wer soll Ihnen da wirklich noch glauben? Denken wir
etwa an das Jahr 2000 und an die Sanktionen zurück, Herr Landeshauptmann!
Damals hat der gleiche Alfred Gusenbauer im Kreis der Sozialistischen
Internationale mit einem Glas Sekt auf diese Sanktionen angestoßen. (Lhptm
Dr Michael Häupl: Das ist ja nicht wahr!) Damals hat die SPÖ im
parteipolitischen Interesse die Interessen Österreichs verraten. (Zwischenruf
von Abg Christian Oxonitsch.)
Herr Klubobmann Oxonitsch! Schauen wir uns das Jahr
2005 und den Schwindel bei der so genannten EU-Verfassung an. Sie wurde überall
abgelehnt, wo die Menschen abstimmen durften! Die Franzosen haben sie
abgelehnt. Die Holländer haben sie abgelehnt. Aber Sie haben die Menschen
damals nicht abstimmen lassen! Wer soll Ihnen daher heute noch glauben? Was
sagen Ihre eigenen Spitzenrepräsentanten zur Glaubwürdigkeit? –
Ex-Finanzminister Lacina sagt zum Beispiel, dass der Schwenk nichts nützt, weil
die SPÖ zu viel an Glaubwürdigkeit verloren hat. Wörtlich sagt Lacina: „Vielleicht
gewinnt ihr damit den einen oder anderen, aber genauso viel verliert ihr auf
der anderen Seite wieder.“
Herr Landeshauptmann! Ihr Problem ist die mangelnde
Glaubwürdigkeit in dieser Frage. Auch Altbundeskanzler Vranitzky hat diesen
Zickzackkurs ganz minutiös analysiert, und Vranitzky sagt wörtlich: „Das
einzige Richtige ist, den Vorstoß zu revidieren. Ich halte das Vorgehen der
beiden Herren an der SPÖ-Spitze für einen politischen Denkfehler.“
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Genau das ist es:
ein Denkfehler! Glauben Sie wirklich, dass Ihnen irgendjemand diesen Schwenk
abnimmt? Glauben Sie, dass Ihnen das nach Ihrer Politik in der Vergangenheit
noch jemand abnimmt? Herr Vranitzky hat daher ganz recht, wenn er das auf den
Punkt bringt und von einem politischen Denkfehler spricht. Die Menschen wissen
nämlich ganz genau, wer in Brüssel unsere Interessen vertreten hat und wer die
Interessen Österreichs in Brüssel seit Jahren verraten hat. Die Menschen werden
daher in dieser Frage zum Schmied und nicht zum Schmiedl gehen. Und der Schmied
sind wir, Herr Landeshauptmann! (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Landeshauptmann! Auf Grund
dieses Schwenks gibt es eine veritable Führungsdiskussion in Ihren Reihen. Und
es gibt Kritik. Gertraud Knoll sagt: „Die Menschen wollen jemanden, der führt
und überzeugt. Wenn man das nicht kann, muss man zusammenpacken und gehen.“ In
Salzburg werden bereits Unterschriften für
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