Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 49
(Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl:
Zu Wort gelangt Frau Abg Ekici.
Abg Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Das meiste wurde heute schon gesagt, deswegen werde
ich meine Ausführungen so kurz wie möglich halten und vielleicht nur ein
bisschen resümieren.
Bekanntlich wurde am 12. Juni 1994 in Österreich
über den EU-Beitritt abgestimmt, und es war neben dem Verdienst der ÖVP auch
ein Verdienst der SPÖ, dass so eine immens wichtige Abstimmung erfolgreich
wurde. Bekanntlich haben damals zwei Drittel der ÖsterreicherInnen mit Ja
abgestimmt.
Umso bedauerlicher ist es heute, dass bei der SPÖ ein
Schwenk zu verzeichnen ist, meine sehr geehrte Damen und Herren. Mit einer
einzigen Aktion möchte die SPÖ sozusagen dieser Linie eine andere Perspektive geben,
was sehr, sehr schade ist.
Wir wissen, dass die SPÖ schon bessere Tage gesehen
hat. Das gilt insbesondere auch für den Herrn Bürgermeister und auch für Wien,
doch, meine sehr geehrte Damen und Herren, rechtfertigt dies niemals einen
Schwenk in Sachen EU. (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich möchte nicht mehr Stellung nehmen zu der Art und
Weise, wie diese Meinungsänderung kundgetan wurde – wir wissen das mittlerweile
alle –, aber wenn ich dann von der SPÖ höre, dass es Ziel dieser Aktion sei,
EU-Skeptiker ins Boot zu holen, dann frage ich mich schon, meine sehr geehrte
Damen und Herren von der SPÖ, wo sie 14 Jahre lang gewesen sind. Sie
hätten 14 Jahre lang Zeit gehabt, der Bevölkerung die Vorteile der EU
nahezubringen.
Wir von der ÖVP haben das getan. (Beifall bei der ÖVP.) Wir konnten auch die meisten Bedenken
ausräumen – im Gegensatz zu Ihnen. (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.) Ich rate Ihnen auch, es uns gleichzutun, meine
sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ. (Beifall
bei der ÖVP.) Wir sind nämlich auf die Bevölkerung zugegangen, wir sind auf
die Menschen zugegangen. (Abg Godwin
Schuster: Nennen Sie ein einziges Beispiel! Sagen Sie uns Beispiele!) Was
haben Sie getan? Das würde ich gerne wissen.
Es hat heute schon der Herr Bürgermeister selbst zugegeben,
zu wenig gemacht zu haben. (Abg
Dr Kurt Stürzenbecher: Aber Sie genauso!) Wir haben das alle heute
hier vernommen, Sie haben das selber schon zugegeben. Das ist ein
Schuldeingeständnis! Aber natürlich, auf die ÖVP einzuschlagen, das ist Ihre
Lieblingsfreizeitbeschäftigung meiner Meinung nach, und das kann es nicht sein.
Ich kann Sie auch nicht von dieser Schuld
freisprechen. Wenn wir heute eine Gebührenerhöhung haben, die
inflationstreibend ist, wenn die Bevölkerung heute unsicher ist und Angst hat,
dann muss ich Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, in die Pflicht nehmen. (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist die
bisher schlechteste Rede von allen!)
Sie können auch mit diesem Schwenk nicht davon
ablenken, was sich in dieser Stadt abspielt, welche Defizite es in dieser Stadt
gibt, und als Integrationspolitikerin möchte ich das auch nennen. (Abg Mag Sonja Ramskogler: Das ist so
was von selbstgefällig!) Sie haben die Aufgabe oder hätten die Aufgabe, der
Bevölkerung zu sagen, dass zwischen 2007 und 2013 der Stadt Wien 1,538
Milliarden an Fördermitteln von der EU zur Verfügung stehen. Das kann man ja
auch auf der Homepage der Stadt Wien, der MA 27, nachlesen. Hunderte
Projekte wurden dadurch verwirklicht. Das wollen Sie nicht zugeben. Dann heißt
es immer, die Stadt Wien fördert, die Stadt Wien fördert. (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Das hat der Bürgermeister alles
gesagt! Sie sollten zuhören!) Ich kann ja gerne mal ein paar Projekte
nennen, die gar nicht zustande gekommen wären, wenn es nicht die EU gegeben
hätte, wenn es nicht die Fördermittel von der EU gegeben hätte, vor allem im
Integrationsbereich. (Beifall bei der
ÖVP.) Aber es gibt so viele Projekte, es würde den Rahmen sprengen, meine
sehr geehrte Damen und Herren, jetzt alle aufzulisten, (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Sie haben offensichtlich nicht
zugehört!) Aber schauen Sie einmal auf die eigene Homepage, und dann können
Sie auch sehen, wo wieviel Geld zur Verfügung gestellt wurde und wo wieviel Geld ausgegeben wird. (Abg Godwin
Schuster: Nehmen Sie doch die Wahlkampfbrille ab! Sie sollten zuhören! Das ist
doch eine reine Wahlkampfrede!)
Also ich frage mich auch,
meine sehr geehrten Damen und Herren, beziehungsweise frage ich Sie, ob Sie
denn vergleichbare zukünftige Verträge wie den EU-Reformvertrag zum Scheitern
bringen und dann damit auch die EU beziehungsweise den europäischen Weg
gefährden wollen. Diese Frage stelle ich Ihnen. (Abg Mag Sonja
Ramskogler: Intellektuell können Sie dem Bürgermeister nicht das Wasser
reichen!)
Und ich stelle Ihnen auch
die Frage und wiederhole es, meine sehr geehrten Damen und Herren der SPÖ: Ist
es demokratisch, wenn ein einziges Land und womöglich eines kleines Land 26
andere Länder blockieren kann, weil 31 Prozent gegen die Hausordnung
stimmen? (Beifall bei der ÖVP.)
Und weil Sie sich ja auch
immer wieder damit rühmen, sich für die MigrantInnen einzusetzen: Wie werden
Sie den Migranten und Migrantinnen in dieser Stadt dann erklären, dass Sie sich
für einen möglichen EU-Beitritt ihres Mutterlandes als eventueller Stolperstein
erweisen könnten? (Abg Godwin Schuster: Was meinen Sie da jetzt konkret?)
Das würde ich sehr gerne wissen, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Ich möchte mich, wie
gesagt, gerne kurz halten. Ich möchte resümieren: Viele, viele EU-Projekte
könnten hier in dieser Stadt nicht verwirklicht werden beziehungsweise viele
Projekte hätten in dieser Stadt nicht verwirklicht werden können, wenn es nicht
Geld von der EU gegeben hätte, vor allem im integrationspolitischen Bereich.
Bitte teilen Sie das auch in der Bevölkerung draußen mit. Ich habe Ihnen die
Zahlen genannt, und Sie können das auch auf Ihrer Homepage nachlesen.
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