Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 49
werden unseren Weg mitgehen. Na, schauen Sie einmal die Meinungsumfragen an. Gegenwärtig sind wir ungefähr bei 26 Prozent, die Ihren Weg mitgehen. Gehen Sie weiter in diese erfolgreiche Richtung, meine Damen und Herren von der SPÖ! Lügen Sie sich selbst in den Sack! Sie werden die Quittung dafür bekommen.
Von wegen Phrasen zur Geltung bringen, statt die
Österreicher zu informieren. Ich gehe kurz auf den Kollegen Neuhuber ein. Man
kann immer alles zweifach bringen. Sie haben in manchem durchaus recht gehabt.
Sie haben sehr viele vorgeblich Sachargumente gebracht, nur haben die
Sachargumente auch immer einen zweiten Teil. Wenn Sie zum Beispiel sagen, dass
österreichische Banken sehr stark expandiert haben in Osteuropa, so haben Sie
recht. Aber die Arbeitsplätze sind dort geschaffen worden, bei uns wurden sie
wegrationalisiert. Das ist der Unterschied. (Abg
Dkfm Dr Fritz Aichinger: Was verstehen Sie davon?)
Und es wurde Geld in Österreich investiert. Das ist
richtig. Ein Russe hat den halben Haselsteiner gekauft. So schaut es aus! Das
hat immer alles zwei Seiten, Herr Kollege.
Und wenn sich die Frau Kollegin Ekici empört, dass
von manchen die Türkei als Stolperstein gesehen wird und nicht (Zwischenruf von Abg Mag Wolfgang
Gerstl) – ruhig, Sie kommen eh noch dran! – in die Europäische Union
aufgenommen wird, dann sage ich Ihnen, ich habe vorgestern einen Brief von
meiner Versicherung bekommen – Donau Versicherung –, und da schreiben mir die,
wenn ich die Grüne Karte will, in die Türkei darf ich nicht fahren, denn das
ist nicht Europa. Sehen Sie! Die Versicherungen haben das schon erkannt, und
Sie werden auch noch draufkommen. Das kann ich Ihnen sagen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Noch ein Wort zum Kollegen
Tschirf, der sich da plötzlich an den Voggenhuber hält und die Hausordnung des
Paradieses zitiert, die, wie er sagt, wenn 27 abstimmen hätten müssen, nicht
angenommen worden wäre. Ich sage Ihnen, das wäre gut gewesen, wenn man sie
nicht angenommen hätte, denn schauen Sie sich einmal die Hausordnung des
Paradieses an. Da ist es verboten, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Und das
ist genau das, was die Brüder in Brüssel wollen. Sie wollen nicht, dass die
Bürger draufkommen, wie sie hier beschwindelt und zum Narren gehalten werden.
Und jetzt naschen sie vom Baum der Erkenntnis und sagen Nein wie in Irland. Und
das wird noch stärker in der Zukunft kommen, das kann ich Ihnen sagen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ja, sicher
wird es super für Österreich. Wir haben Glück gehabt. Das ist allerdings nicht
Ihr Verdienst, sondern – noch einmal – das ist das Verdienst der Iren, die
diesen Prozess gestoppt und ein gewaltiges Nachdenken in Europa eingeleitet
haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, vor allem von der SPÖ! Sie
kennen sicher alle den Refrain eines bekannten Liedes, in dem es heißt: „Einer
allein kann doch nicht so deppert sein." Auf diese Zeilen dürfte sich Ihr
Altkanzler Vranitzky bezogen haben, als er sich zu dem neuen EU-Kurs der SPÖ
öffentlich mit den Worten äußerte: „Vielleicht ist das auch eine Erklärung für
die Doppelspitze, weil einem allein ein so kapitaler Fehler gar nicht gelungen
wäre." Er hat es weniger poetisch gesagt, aber vom Inhalt her ist es das
Gleiche. Es hat natürlich diesen Alt-Bilderberger massiv gestört, dass dieser
europäische Einigungsprozess der Großkonzerne nicht so weiterläuft, wie es ihm
recht war. Es hat auch viele Alt-Linke gestört, Landeshauptleute und
Bürgermeister waren not amused und haben auch sehr scharfe Worte – wir haben
sie heute schon gehört – dafür gefunden.
Jetzt frage ich mich: Was war da geschehen? Der erste
Schritt war, dass die Umfragewerte der SPÖ in den Keller gegangen sind. Der
Kanzler, der zum Abgang gedrängt worden war und in den Medien eigentlich nur
noch dann vorkam, wenn er seine eigenen Leute oder Mandatare in irgendeiner
Form beschimpft hat, hat plötzlich gemerkt: So geht es nicht weiter! Eigene
Leute haben seine Regierung eine Bananenrepublik genannt. Der x-te Neustart ist
in die Binsen gegangen, und seit Monaten geht in dieser Regierung – das wissen
Sie beide ganz genau – einfach nichts mehr weiter.
Ein Beispiel dafür, was noch weitergeht und was von
Ministern heute schon als Erfolgsmeldung hinausging – ich gebe Ihnen nur ganz
kurz einen Ausschnitt von der APA-OTS vom 3.7., 9 Uhr Vormittag. Die
wichtige Meldung: „Bundesminister Buchinger trinkt Fairtrade-Kaffee." –
Das ist es, was die Österreicher von unserer Regierung wissen wollen:
Bundesminister Buchinger trinkt Fairtrade-Kaffee. Das sind die Fortschritte,
die Sie unseren Staatsbürgern zu bieten haben, meine Damen und Herren von der
SPÖ, aber vor allem auch von dieser Bundesregierung.
Es geht nichts mehr, und es war höchste Zeit, die
Konsequenzen zu ziehen.
Und dieser Kanzler von der traurigen Gestalt hat sich
wieder etwas Neues einfallen lassen. Er hat beschlossen: Jetzt habe ich eine
geniale Idee, wir machen eine Doppelspitze. Und für die Doppelspitze brauche
ich den Sancho Pansa zum Mitreiten. Und den hat er gefunden. Das Duo Gusenmann
– wie es in den Medien genannt wurde – wurde installiert, allerdings auf recht
seltsame Art und Weise und ohne richtiges Wissen und gegen Widerstände in der
Partei. Da gab es dann ein Hin und Her. Wer hat was wann und wo gewusst? Im
Endeffekt war es wahrscheinlich ein Alleingang.
Daraufhin wurden gegen diese neuen Hoffnungsträger,
wiederum von den eigenen Freunden, schwere Geschütze in Stellung gebracht:
„Aalglatt ist der falsche Ausdruck, gegen ihn fühlt sich ein Aal rau an.",
sagt ein ehemaliger Funktionär. Das war keine Artigkeit des Kärntner
Landeshauptmannes, das war ein Sozialdemokrat, der das über Ihren neuen
Spitzenmann gesagt hat: Glitschig und aalglatt, nicht greifbar. Freundschaft,
Genossen!, kann man da nur dazu sagen.
Gusenbauer
hat jedenfalls gehofft, mit einem – na ja, gelinde gesagt, von außen sehr
seltsam anmutenden – Bauernopfer, nämlich seinem Bundesgeschäftsführer, das
humanitäre Bleiberecht als Kanzler zu erhalten. Es ist halt nichts daraus
geworden, es war nur neuer Sand
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