Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 43
Auf den Vorwurf, es handle sich um einen billigen
Wahlkampfschmäh, hat Christian Oxonitsch geantwortet: Das ist kein Schmäh,
sondern wir meinen es ernst! – Die Prüfung dieser Antwort kann man heute
ganz genau vornehmen. Wir bringen nämlich einen Antrag ein, der besagt, dass
der Mietstopp nicht nur bis Ende Dezember dieses Jahres gilt, sondern bis Ende
2009 ausgeweitet wird und damit den Mietern und Mieterinnen im Gemeindebau
jegliche Erhöhung von Seiten der Stadt bis Ende 2009 erspart wird. Und wir
wissen auch schon, wie die Abstimmung ausgehen wird: Es wurde nämlich nicht
signalisiert, dass zugestimmt wird. Im Gegenteil: Da hat es gleich wieder
geheißen, dass das das gleiche Theater wie im März sei und dass das nicht
gehe. – Ich schwöre Ihnen: Wären nächstes Jahr im Mai Wiener Wahlen, dann
würde das selbstverständlich bis nächstes Jahr ausgedehnt werden! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Für den Mietenbereich hat die Arbeiterkammer jetzt
ein Paket vorgelegt, nämlich Forderungen an die nächste Bundesregierung. Sie
unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von den Forderungen an die letzte
Bundesregierung, denn die letzte Bundesregierung hat ja nicht getan, was sich
die Arbeiterkammer gewünscht hat: Einmal mehr wird die Maklergebührensenkung
gefordert, die wir im Übrigen hier schon beschlossen haben. Die Gebührensenkung
für Makler und Maklerinnen ist 2004 auf Antrag der GRÜNEN in diesem Haus
beschlossen worden, und zwar auch mit einem Mandatar der Volkspartei.
Auf die Forderung nach einer Senkung der
Immobilienmaklerprovisionen lautete die Antwort von Herrn Faymann als damals
Zuständigem: Das muss man unbedingt machen, ich schließe mich der Forderung auf
Verringerung der Maklerprovisionen auf maximal zwei Bruttomieten – für
denjenigen, der anbietet – an. – Werner Faymann hat in der
Zwischenzeit zweimal den Job gewechselt, aber er hat nicht umgesetzt, was er
damals in einer Anfragebeantwortung von sich gegeben hat!
Genau das Gleiche gilt für alle anderen Anträge, die
damals hier gestellt wurden, etwa betreffend Richtwertmieten und betreffend
automatische Valorisierung bei einer Inflation von 5 Prozent und so
weiter.
Alles, was die Arbeiterkammer gefordert hat, haben
die GRÜNEN hier auch gefordert. Die SPÖ hat nahezu allem in diesem Haus
zugestimmt, sie hat aber nichts davon umgesetzt, als sie die Wahl gewonnen
hatte, Nummer 1 war und den Bundeskanzler gestellt hat! (Zwischenruf
bei der SPÖ.) Wann wollen Sie es denn umsetzen? Eine absolute Mehrheit
werden Sie nicht bekommen, eher ein bisschen weniger als das letzte Mal!
Tatsache ist: Wenn die SPÖ davon redet, dass sie das
umsetzen will, dann geht das offensichtlich nicht, vor allem nicht mit dem
Partner, den Sie sich die letzten Jahre ausgesucht haben und der immer noch in
der Kategorie Wunschpartner läuft, wenn ich mir die Äußerungen von diversen
Politikern und Politikerinnen der SPÖ genau anschaue.
Die Anträge der GRÜNEN von 2004 sind damals hier
durchgegangen. Die Vorschläge, die wir heuer gemacht haben, sind mittlerweile
auch en vogue. Das heißt, man traut sich auch Neues zu fordern, wenn man merkt,
dass das im Wahlkampf möglich ist. Ich höre ab jetzt eine Spur seltener von
Seiten der Volkspartei, dass es dringend eine Lohnzurückhaltung im Herbst geben
muss. Aber sie ist anscheinend noch nicht richtig auf Wahlkampflinie
eingestellt.
Andererseits gibt es ganz viele Vorschläge, die viel
Geld kosten; und auch diesbezügliche Vorschläge der GRÜNEN finden Gehör. Was
mir dabei fehlt, sind die Finanzierungskonzepte. Ich höre nun ständig, dass
jetzt alles geht, und zwar auch von der Volkspartei. Auch wenn Willi Molterer
nicht zu allem Ja gesagt hat, hat er zumindest sehr oberlehrerhaft erklärt, was
sich ausgeht und was nicht. Das ist erstaunlich bei einer Partei, die schwere
Rechenfehler begeht, wenn sie über Entlastung und Belastung spricht. Aber
Kollege Martin Margulies wird dann noch mathematisch genau zurecht rücken,
welche horrenden Multiplikationsfehler – um nicht von Schwierigerem zu
sprechen – hier schon unterlaufen sind.
Die Volkspartei bringt Vorschläge, die einen Haufen
Geld kosten, und bei der Sozialdemokratie ist es noch ein bisschen mehr, es
traut sich jedoch keiner zu sagen, wo das Geld herkommen soll! Die Einzigen,
die sich das zu sagen trauen, sind die GRÜNEN. Und weil im Wahlkampf so viel
möglich ist und im Wahlkampf auch Ideen von den GRÜNEN aufgenommen werden, die
in der Vergangenheit für Sie indiskutabel waren, wie zum Beispiel der Stopp der
Mieterhöhungen im Gemeindebau – lesen Sie nach, was Sie selbst zu dieser
Position im Herbst gesagt haben! –, sage ich hier noch einmal: Das Geld
ist in diesem Land schon vorhanden. Wenn wir es aber nicht nur, wie die letzte
Bundesregierung, vor allem den Leuten unten aus der Tasche ziehen wollen, dann
muss man es eben umgekehrt machen und oben ansetzen!
Jetzt kommt – unvermeidlich – eine Vermögenssteuer
auf uns. Dazu hört man jetzt viel. Vielleicht sind aber all diese Versprechen
nur so viel wert wie letztes Mal die Versprechen betreffend Abfangjäger und
Studiengebühren, nämlich nichts! – Wenn ein Teil dieser Forderungen, die
jetzt plakatiert werden, umgesetzt wird, dann wird man Geld dafür brauchen. Die
Grünen und ich plädieren dafür,
dass wir in Österreich Vermögenssteuern auf internationalem Niveau haben.
Momentan liegen wir, wie Sie wissen, bei der Vermögenssteuer ganz klar am Ende
der Tabelle und streiten uns mit der Bundesrepublik Deutschland darum, wer den
Millionären und Millionärinnen noch mehr Geschenke macht! – Das ist nicht
notwendig, das ist wirtschaftspolitischer Nonsens und sozialpolitisch nicht
vertretbar.
Was wir gerne hätten, sind
Vermögenssteuern auf internationalem Niveau, und das würde für Österreich
Mehreinnahmen in der Höhe von zwischen 4 und 5 Milliarden EUR jährlich
bedeuten. Mit zusätzlichen 4 bis 5 Milliarden EUR jährlich geht sich der
jetzt plakatierte kostenlose Kindergarten aus! Damit geht sich auch der
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