Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 43
auch lieber sein wird, denn die Republikaner stehen
Ihnen ja etwas näher. Willi Molterers Gestik erinnert mich ein bisschen an John
McCain, in puncto Intellekt erinnert er mich allerdings mehr an Georg Bush. – Das ist aber eine Kombination, die
für die USA nichts Gutes gebracht hat, daher wollen wir uns das für Österreich
wahrlich nicht wünschen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Wolf lacht
jetzt zu mir herüber. Herr Kollege! Sie haben in Ihrer Rede angeführt, was die
Wählerinnen und Wähler wollen und was sie nicht wollen. Sie haben über die
Gebühren und über verschiedene Maßnahmen gesprochen und jeweils dazu gesagt,
was die Wählerinnen und Wähler wollen und was sie nicht wollen. – Ich sage Ihnen ganz klar: Darüber, was die
Wählerinnen und Wähler wollen oder nicht, entscheiden sie beispielsweise bei
Wahlen, also demnächst am 28. September. Nehmen Sie das bitte zur
Kenntnis: Nicht die ÖVP entscheidet, was die Wählerinnen und Wähler wollen, und
auch nicht die SPÖ, die FPÖ oder die Grünen!
In diesem Land sind noch immer der Wähler und die Wählerin der Souverän! (Beifall
bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wurde jetzt
über die Teuerung, über die Inflationsbekämpfung und über verschiedenen
Maßnahmen, die getroffen werden sollen, gesprochen. Herr Kollege Gerstl! Sie
haben sich in Ihrer Rede einerseits ein bisschen gewünscht, dass die Wiener SPÖ
das Fünf-Punkte-Programm umsetzen möge, das Kandidat Werner Faymann
vorgeschlagen hat. Auf der anderen Seite haben Sie dann auch ganz andere Punkte
genannt. – Heißt das nun, dass Sie im Parlament demnächst Ihre Zustimmung
zu allen fünf Punkten geben werden? Das wäre ein Fortschritt in der ÖVP, der
durchaus anerkennungswert wäre! Dafür könnte man der ÖVP durchaus auch einmal
Beifall spenden!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was ist in den
letzten Monaten eklatant teurer geworden? Ich habe es schon erwähnt: Heizöl,
Diesel, Benzin, Teigwaren, Käse und Eier. Die Dinge, die Sie angeführt haben,
sind davon aber bei Weitem nicht betroffen! Die SPÖ hat sich nicht erst jetzt
im Wahlkampf bemüht, sondern ich erinnere daran, dass es von der im Amt
befindlichen Regierung – wie bereits erwähnt wurde – einige
Vorschläge gegeben hat. Einige dieser Vorschläge der SPÖ wurden angenommen und
zum Teil auch umgesetzt.
Ich erinnere zum Beispiel an das Osterpaket, durch
welches es mit 1. Juli eine erste nachhaltige Entlastung für die Bevölkerung
durch die Streichung beziehungsweise Reduzierung der
Arbeitslosenversicherungsbeiträge für Einkommensbezieher unter
1 350 EUR gegeben hat. Weiters hat es eine Erhöhung der
Pendlerpauschale um 15 Prozent gegeben. Das Kilometergeld wurde um 12 Prozent
erhöht.
Wenn Herr Kollege Gerstl hier sagt, dass die SPÖ den
Bundeskanzler stellt, dann ist das richtig. Sie wissen aber schon, dass wir in
einer Koalitionsregierung waren. Und ich nehme an, Sie wissen auch, wer in
dieser Regierung alle Vorschläge, die zur Entlastung der Bevölkerung gemacht
wurden, blockiert hat?
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP! Das
sollte Ihnen zu denken geben! Ich gebe Ihnen wirklich einen Ratschlag: Befreien
Sie sich aus der Geiselhaft von Leuten wie Schüssel, Molterer, Bartenstein,
Lopatka, Missethon und wie sie alle heißen! Das ist für das Land schlecht! Das
ist für die Bevölkerung schlecht! Sie werden doch ein bisschen Einfluss auf
Bundesebene auf die ÖVP haben! (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist wirklich ungeheuerlich, was sich hier
abspielt! Das hat nach der letzten Wahl begonnen, als Klubobmann Schüssel das
Wahlergebnis ganz einfach nicht akzeptiert hat, und die ÖVP hat sich hinter ihn
gestellt. Dazu hat es öffentliche Aussagen gegeben. Es wurde gesagt: Das war
ein Irrtum der Wähler! – So kann man doch mit den Leuten nicht umgehen!
Wenn Sie sich stabile Verhältnisse auf Bundesebene wünschen, dann kann das nur
heißen, dass die ÖVP in Zukunft in keiner Regierung mehr sein darf! (Beifall
bei der SPÖ.)
Die ÖVP hat alle Regierungen in den letzten Jahren
gesprengt, egal wer der Partner war! Und die ÖVP hat das jetzt wiederum
gemacht! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist ja auch
ganz einfach nachzuvollziehen, warum es jetzt beispielsweise diesen Sonderlandtag
gibt. Im Zuge der Wahlwerbung bemerken Sie schön langsam, dass die Menschen
draufkommen, wer wirklich blockiert hat! Das hat sehr viel mit Glaubwürdigkeit
zu tun! Auch Herr Kollege Ellensohn hat die Glaubwürdigkeit immer wieder
erwähnt. Er hat es natürlich ein bisserl anders gemeint als ich, aber das Ganze
hat jedenfalls mit Glaubwürdigkeit zu tun. Die Menschen kommen jetzt drauf, wer
in den letzten zwei Jahren blockiert und die Entwicklungen tatsächlich gebremst
hat. Wer hat denn all die Vorschläge nicht unterstützt, die zur Entlastung der
Bevölkerung geführt hätten? – Es war die ÖVP! Das bekommen die Leute jetzt
mit.
Wenn wir jetzt über Glaubwürdigkeit reden, dann
empfehle ich Ihnen: Schauen Sie sich bitte Ihre Plakate in diesem Wahlkampf an!
„Versprochen – gehalten“ heißt der Slogan. Aber zwei Tage vorher machen
Sie einen Vorschlag, über den es einen gemeinsamen Beschluss gibt. – Das
ist nicht glaubwürdig! Ich maße mir jetzt nicht an, hier zu sagen, dass die ÖVP
in Zukunft nicht in der Regierung sein wird. Ich wünsche mir das natürlich! Und
ich möchte vor allem keine ÖVP in der Regierung, so wie sie in der
Vergangenheit geführt wurde. Wenn andere Kräfte, nämlich vernünftige Kräfte in
der ÖVP das Sagen haben – und davon gibt es sehr viele –, dann schaut
das anders aus! Jetzt haben aber erst einmal der Wähler und die Wählerin am
28. September die Entscheidungsmöglichkeit.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich
noch einen Punkt zur Mehrwertsteuersenkung bei den Lebensmitteln anmerken. Das
hat auch Herr Wolf erwähnt. (Zwischenruf bei der ÖVP.)
Bei der Mehrwertsteuersenkung bei
Lebensmitteln muss natürlich auch der Handel mitspielten. Es ist ganz
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