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Landtag, 22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 34 von 59

 

Es steht hier in diesem Bericht auf der Seite 90 ganz genau, dass die Patientenanwaltschaft und der Patientenanwalt sich auch, oft im Pflegebereich, sich mit diesen Beschwerden auseinanderzusetzen haben, und ich wollte es Ihnen auch einmal erzählen, weil Sie wirklich vom Alltag in einer Institution keine Ahnung haben. Sie haben keine Ahnung und ich bitte Sie noch einmal, im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen, die alltäglich wertvolle Arbeit leisten, die Dinge hier nicht nur zu skandalisieren, sondern ein bisschen sachlicher mit uns über diese Themen zu diskutieren. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Sie haben heute hier wieder genauso für Ihre Berichte dieses Pult missbraucht, um Ihre angeblichen Fälle vorzutragen, die nicht beim Patientenanwalt Gehör finden, die dann zur Opposition gehen, um sie dort zu präsentieren. Seit Anfang des Jahres diskutieren wir diese Fälle in der Untersuchungskommission, Sie haben dort auch genügend Platz für Erklärungen für diese tragischen Vorkommnisse in der Psychiatrie bekommen, und Sie haben heute auch wieder diese Bühne genützt, um sich Gehör zu verschaffen, weil es ja in der Untersuchungskommission einen ganz anderen Blickwinkel bekomme.

 

Aber lassen Sie mich jetzt zum Eigentlichen kommen. Ich glaube auch, Herr Dr Brustbauer und sein Team haben es sich verdient, dass wir hier heute über diesen ausführlichen, professionellen und sehr aufschlussreichen Wiener Patientinnen- und Patienten- und Pflegeanwaltschaftsbericht diskutieren. Wie gesagt, er ist sehr ausführlich und sehr aufschlussreich. Das ist für mich noch ein zusätzliches Instrument, wenn es um Strukturverbesserung, um Qualitätsergebnisverbesserung geht, und ich werde sicherlich nicht aus diesen beeindruckenden Statistiken und aus dem Bericht hier zitieren. Sie haben diese auch ausführlich studiert, um daraus ihre Folgerungsschlüsse zu ziehen, und ich habe ihn auch ganz genau studiert. Und wenn Dr Brustbauer in unserer Ausschussdiskussion gesagt hat, er freue sich über diese gute Kooperation und Zusammenarbeit mit den Wiener Spitälern, dann bin ich über diese Entwicklung sehr froh.

 

Und warum ist das so: Sie wissen, dass sich schon seit einigen Jahren die Verantwortlichen im Wiener Krankenanstaltenverbund hier um eine offene Fehlerkultur entwickeln, bemühen, um diese auch in die Strukturen einzubinden. Diese Pilotprojekte sind in den Regelbetrieb übergegangen, es wurde eine anonyme Fehlerdrehscheibe eingerichtet, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über vorgekommene Fehler reden können, aber auch über Fehler, die eventuell passieren hätten können. Das ist für uns sehr wichtig, dass es eine gute Kooperation mit allen Institutionen, die damit befasst sind, gibt. Und nur so wird es in Zukunft möglich sein, eine Fehlerkultur zu entwickeln, wo man von den Fehlern im Alltag lernen kann und diese Fehler nicht zum Anlass zu nehmen, eine unsachliche, öffentliche Diskussion zu starten beziehungsweise diese zu kriminalisieren, und vor allem nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eine gute Arbeit leisten, damit wirklich betroffen macht, weil sie im Alltag ja ganz genau hören, was sich in den Medien über ihre Arbeit breit macht und wie mit Fehlern, die Sie auch selbst im Alltag bedauern, in der Öffentlichkeit umgegangen wird.

 

Und wenn wir - nur damit man sich vorstellen kann, von welcher Größe wir da reden - bei 400 000 Patientinnen und Patienten, die jährlich in diese Wiener Spitäler gehen, und bei 32 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern es diese Anzahl von Beschwerden gibt, die nicht vor Ort gelöst werden, und bedauerlicherweise auch Fehler, die gerichtlich verfolgt werden, passieren, dann ist es etwas, was trotzdem, so gesehen, wirklich ein gutes Zeugnis dem Wiener Gesundheitswesen und seinen Strukturen ausstellt. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Und dieser Bericht zeigt für mich, dass er auch ein gutes Instrument für eine zusätzliche Qualitätskontrolle ist und auch zeigt, dass dieses Team des Dr Brustbauer, das im letzten Jahr aufgestockt wurde, ein sehr professionelles, und ein multiprofessionelles Team ist, das sich sehr gut untereinander austauscht und auch sehr, sehr gut alle diese Fälle bearbeitet.

 

Ich habe noch keinen Patienten getroffen, der sich dort nicht, auch wenn er nur ein menschliches Problem vorgetragen hat, Gehör verschafft hat, und genauso habe ich von meinen Kolleginnen und Kollegen gehört, dass sie sehr froh sind, wenn Fehler passieren, dass sie eine gute Zusammenarbeit mit dem Wiener Patientenanwalt haben.

 

Es ist dies eine neue Dimension der Qualität, und an dieser Stelle, Herr Dr Brustbauer, danke ich Ihnen für dieses Engagement, aber vor allem bitte richten Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern großen Dank und Anerkennung von meiner Fraktion und von der Stadträtin aus, und vielen Dank für diese großartige Leistung. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wir haben im Ausschuss natürlich - zurückkommend auf meine Kollegin Praniess-Kastner - über einiges diskutiert, wenn es um Qualitätsverbesserung beim Entlassungsmanagement geht, und auch hier haben wir schon seit einigen Jahren einfach einen neuen Bedarf in der Struktur analysiert. Und ich weiß nicht, ob Sie es schon wissen, wir haben im Wiener Krankenanstaltenverbund für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Ausbildungs-Curriculum ausgearbeitet, und hier sind heuer die ersten 13 Absolventinnen und Absolventen für das Entlassungsmanagement in den Wiener Spitälern befähigt worden.

 

Das ist meines Wissens nach die erste Ausbildung, die in Wien passiert, es gibt sie in Österreich sonst nirgends, und wir kommen hier natürlich auch diesem Bedarf und diesen Bedürfnissen nach. Dort, wo die Schnittstellen eine bessere Zusammenarbeit brauchen, dort, wo man mit den Stellen des Casemanagements, aber auch mit dem niedergelassenen Bereich kooperiert, um hier für die Patientinnen und Patienten viel besser organisieren zu können. Wenn das jetzt auf Grund von noch nicht hundertprozentig verankerten Bedarfs irgendwo einen Abschluss findet, dann wünsche ich mir schon, dass es in absehbarer Zeit auch dort zu einer zufriedenstellenden

 

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