Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 59
PatientInnenanwaltschaft aufmerksam machen, wo
offensichtlich der Zugang ein ganz anderer ist.
Wir haben ja schon im Vorjahr bei der Diskussion über
den Tätigkeitsbericht der PatientInnenanwaltschaft gesagt, dass wir dem
zustimmen, obwohl der Bereich „Pflege und Betreuung" darin quasi nicht
vorkommt. Wir haben aber im Vorjahr, wo Dr Brustbauer das von seinem Vorgänger
übernommen hat, und wo auch die Pflegeanwaltschaft erst dazugenommen wurde,
gesagt, okay, wir schauen uns das dieses Jahr an.
Und wie schaut nun der Bericht dieses Jahr aus? Über
Pflege und Betreuung gibt es ein paar Seiten, ich glaube, es sind insgesamt 35,
und diese Seiten sind in den restlichen Bericht eingearbeitet. Im Übrigen hatte
ich beim Lesen des Berichtes für 2007 ziemlich viele Erlebnisse, déjà-vu, oder
besser gesagt, schon gelesen. Es ist nämlich der Tätigkeitsbericht über weite
Strecken einfach wortident mit dem Tätigkeitsbericht von 2006, nur die Zahlen
sind anders. Da frage ich mich schon, was für eine Art von Bericht ist das,
wenn hier einfach „copy-paste“ gemacht wird und nicht tiefer hineingeschaut
wird. Es gibt aber auch ein Beispiel, wie man damit besser umgehen kann. Wenn
Sie sich die Mühe machen und den Tätigkeitsbericht der steirischen
Patientenanwältin anschauen, dann werden Sie feststellen, dass der schon ganz
anders aufgebaut ist. Der hat einen Teil „Krankenanstalten“ und hat einen
großen Teil „Pflege und Betreuung". Und wenn Sie die Einleitung des
Berichtes der steirischen Patientenanwältin lesen, dann werden Sie feststellen,
dass da schon die Grundhaltung eine andere ist. Da werden nicht PatientInnen in
Pflegeheimen als Störenfriede tituliert, sondern da macht sich die
Patientenanwältin Gedanken, was denn das Besondere der Menschen ist, die in den
Pflegeheimen sind.
Da steht dann zum Beispiel in der Einleitung: „Ein
Pflegeheim ist kein Krankenhaus, sondern letzter Wohnort für Menschen mit
speziellen altersbedingten Bedürfnissen. Die Abläufe in den Pflegeheimen haben
sich an den Bedürfnissen der BewohnerInnen und nicht an den Bedürfnissen eines
geregelten Tagesablaufes zu orientieren."
Wir sind noch weit entfernt von der Normalität, denn
das ist kein Wohnen, das viele Menschen in unseren Pflegeheimen haben, und die
PatientInnenanwältin in der Steiermark macht sich auch darüber Gedanken und hat
das sehr gut ausgedrückt: „Welche MieterInnen einer Wohnung können diese nicht
absperren, weder am Tag noch in der Nacht, welche MieterInnen sehen sich damit
konfrontiert, dass daraus resultierend andere verwirrte MieterInnen aus
demselben Haus plötzlich in der Nacht am Bett stehen, welche MieterInnen haben
eine nicht absperrbare Wohnungstür und nicht einmal einen Schrank, den sie
absperren können.“
Das trifft nämlich auf viele Menschen in unseren
Pflegeheimen noch zu, das sollte uns auch bewusst sein, und das sind auch die
Dinge, um die sich der Pflege- und PatientInnenanwalt auch kümmern sollte.
Wenn Sie sich den Bericht aus der Steiermark
anschauen, dann werden Sie feststellen, dass es nicht nur eine
Aneinanderreihung von Statistiken ist, sondern dass das ein Bericht ist, in dem
sehr viele Empfehlungen stehen. Da wird Bezug genommen auf Empfehlungen aus dem
Vorjahr, und da wird Bezug genommen auf daraus resultierende
Landtagsbeschlüsse, und da gibt es auch die Landtagsbeschlüsse, die als Folge
der Berichte getroffen wurden.
Das alles vermisse ich in unseren Berichten, es ist
nicht nur der Bericht sehr lieblos, sondern es ist auch der Umgang mit diesem
Tätigkeitsbericht sehr lieblos. Sie wollen das alles ja gar nicht umsetzen. Wie
sonst erklären Sie sich, dass im Bericht der Heimkommission drinnen steht, dass
die zwei Modelle von Wohngruppen, die es jetzt in der Stadt gibt, eine sehr
positive Entwicklung sind und die Heimkommission auch ausdrücklich empfiehlt,
dieses Konzept weiter zu verfolgen.
Und was tun Sie? Sie bauen weitere Heime mit
300 Betten und gehen damit genau an dem vorbei, was Ihnen empfohlen wird.
Wir haben voriges Jahr gesagt, dass wir dem Bericht
zustimmen werden, weil wir eingestehen, dass Dr Brustbauer das alles neu
übernommen hat.
Wir werden das heuer nicht mehr
tun. Wir lehnen diesen Bericht ab, weil wir der Auffassung sind, die
PatientInnen und die Menschen in den Wohn- und Pflegeheimen in Wien haben sich
jemanden verdient, der auch tatsächlich auf ihrer Seite steht, der nicht nur
darauf schaut, dass es ein gutes Verhältnis mit allen Institutionen gibt,
sondern der in erster Linie darauf schaut, dass es den PatientInnen und
Betroffenen gut geht und dass dort, wo Fehler passieren, die Fehler im System
verändert werden. Und wenn Sie sich wieder hinstellen und immer nur andere
anschütten und in dieser Verteidigungshaltung „Ihr habt keine Ahnung"
darüber diskutieren, dann wird sich nie etwas ändern. Ja, es wird sich nie
etwas ändern. Macht endlich die Augen auf und schaut hin. Und vielleicht
begreift Ihr es auch, von der Sozialistischen Fraktion, ich hoffe es im
Interesse der PatientInnen. Euer Problem ist nämlich, und ich kann auch sagen,
was das Problem ist, ich kann erklären, was das Problem ist: Leider hat die SPÖ
in Wien ein Problem, zwischen der Partei und der Stadt Wien zu unterscheiden. (Abg Anica Matzka-Dojder: Nein, nein,
niemals!) Und jedes Mal, wenn irgendwo ein Angriff erfolgt, kommt
automatisch die Verteidigungshaltung. Das geht aber so nicht. (Abg Anica
Matzka-Dojder: Sie leben wo anders, aber nicht in Wien!) Liebe Kollegin
Matzka-Dojder, ich freue mich schon, wenn Sie wieder herauskommen und mir etwas
entgegnen, aber ich sage Ihnen noch einmal, wenn Sie es vorher nicht gehört
haben, ich finde es empörend, wie Sie immer wieder, besonders die Kollegin Pilz
persönlich angreifen, persönlich anschütten und ihr Unprofessionalität
unterstellen. (Abg Anica Matzka-Dojder:
Nein, das tue ich nicht!) Doch, das tun Sie, wiederholt. Und wenn Sie noch
einmal in dieser Form hier herauskommen, dann werden wir uns auch überlegen,
wie wir damit umzugehen haben. Das geht so nicht. Sie können nicht anderen
MandatarInnen hier die Berechtigung absprechen, über alles, was in unserem
Bereich
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