Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 83
die wir in der Untersuchungskommission seit einem
Jahr verfolgen. Aber sonst haben Sie nichts, was Sie auf den Tisch bringen
können. Und es lässt sich auch nicht einfach so daherreden, dass es Missstände
gibt.
Es gibt keine Missstände, egal wie Sie das
interpretieren! (Zwischenruf von Abg Dr Wolfgang Aigner.) Herr
Dr Aigner! Sie sitzen nicht in der Untersuchungskommission. Mag sein, dass
Sie die Protokolle lesen. Sie sind vielleicht auch dem Fach Psychiatrie so nahe
wie ich, aber nichtsdestotrotz würde ich meinen .... (Zwischenruf von
Abg Dr Wolfgang Aigner. – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. )
Diese Aufregung zeigt mir genau diese Stigmatisierung, von der ich gesprochen
habe. Das hätte ich mir an und für sich in diesem Haus nicht erwartet!
Wir kämpfen unsererseits
mit vielen Öffentlichkeitskampagnen darum, dass psychisch Kranke nicht in eine
Ecke gestellt werden. Sie lachen darüber. (Abg Dr Wolfgang Aigner:
Das ist ja unglaublich! Das ist realitätsfern!) Sie haben keine Ahnung von
Beschränkungsmaßnahmen. Wenn wir von psychisch Erkrankten sprechen, dann lachen
Sie. Sie sollten wirklich ein besseres Beispiel geben, damit wir gemeinsam
den Kampf antreten können, psychisch Erkrankte zu entstigmatisieren! Es tut mir
wirklich leid, dass das nicht möglich ist! (Beifall bei der SPÖ.)
Was man auch sagen muss … (Zwischenruf von
Abg Mag Waltraut Antonov.) Es hat Ihnen niemand ein Redeverbot erteilt,
das stimmt doch nicht! Wir sind wieder bei der Diskussion, welche
Beschränkungsmaßnahmen stattfinden sollen. Das einzige Schlagwort, das aus
dieser Ecke kommt, ist das Netzbett. In der Untersuchungskommission ist klar
auf den Tisch gekommen, dass das eine der Beschränkungsmaßnahmen ist, die
fachspezifisch angewendet und protokolliert wird. Diese Maßnahme wird aber nur
dann angewendet, wenn sie aus fachärztlicher Sicht tatsächlich notwendig ist. (Abg
Karin Praniess-Kastner: Aber es gibt keine Überwachung!)
Das heißt, die Polemik, die unter anderem von Ihnen
gekommen ist, Frau Kollegin Antonov, dass alle Kollegen und Kolleginnen von
meiner Fraktion im Netzbett säßen, ist wieder genau so eine stigmatisierende
Aussage, wenn es um Beschränkungsmaßnahmen geht. Solche Maßnahmen müssen leider
in der Psychiatrie angewandt werden. Nehmen Sie das zur Kenntnis! (Abg Mag Waltraut
Antonov: Es gibt auch andere, gelindere Mittel. – Weitere Zwischenrufe bei
den GRÜNEN.) Das ist eine fachärztliche Diskussion. (Zwischenruf von
Abg Mag Waltraut Antonov.) Nein, das stimmt nicht!
Lassen Sie mich noch einmal zurückkommen zu den
Veränderungen, die hier stattgefunden haben. Es werden hier immer
Dr Friedrich und Dr Berger zitiert. Ich möchte jetzt keinen von
beiden in den Vordergrund stellen. Aber der eine Psychiater sagt zum Beispiel,
dass wir keinen niedergelassen Kinder- und Jugendpsychiater haben, während der
andere sagt, dass wir drei haben. Das ist ja spannend! Was stimmt jetzt? Wer
hat recht?
Ich möchte Ihnen damit zeigen, dass auch nicht alle
Psychiater immer einer Meinung sind, egal, ob es um Beschränkungsmaßnahmen oder
um das Wissen geht, welche Anlaufstellen es überhaupt gibt.
Ich kenne das aus der Psychotherapie – und von
dieser darf ich schon sprechen –: Wenn es darum geht, dass wir für einen
Klienten einen Platz suchen, liegen einfach nicht alle Angebote übersichtlich
vor. Als ich heute die Anfragebeantwortung der Frau StRin Laska gelesen habe,
habe ich wieder einige neue Angebote gesehen. Ich bin aus diesem Fach, das sage
ich schon. (Zwischenruf von Abg Mag Waltraut Antonov.) Ich
müsste einmal abfragen, ob Sie alles wissen! Das ist wohl eine lächerliche
Behauptung! Und genau so geht es anderen Experten, und diejenigen, die damit
befasst sind, wissen das ganz genau.
Wir haben in einem Projekt sogar eine Auflistung der
Anlaufstellen für psychotherapeutische Versorgung bei Depressionen vorgenommen.
Wir haben gemeinsam mit Kollegin Dr Pilz eine Liste gemacht, und das war
eine Neuerung, für die uns die Bevölkerung sehr dankbar ist. Das war notwendig.
Seien Sie aber nicht so dreist zu sagen, dass man
jedes Angebot kennen muss. Wir sind natürlich nicht fern der Realität,
insbesondere wenn es darum geht, Verbesserungen herbeizuführen. Wenn es
notwendig sein wird, dass es Nachbetreuungseinrichtungen für psychisch
aggressive Jungendliche gibt, dann wird man sich das anschauen,
wissenschaftlich eine Expertise vornehmen lassen und handeln. Die SPÖ sagt ja
nicht nur, dass sie sich das anschauen wird, sondern wir werden etwas tun. (Zwischenrufe
bei ÖVP und GRÜNEN.)
Uns geht es nicht darum, dass Sie uns vorschreiben,
wann wir was machen. Uns geht es nicht um die Befindlichkeit der Politiker und
Politikerinnen, sondern um die Befindlichkeit der PatientInnen. – Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort ist
niemand mehr gemeldet.
Die Debatte über die Dringliche Anfrage ist somit
beendet.
Damit ist die heutige Tagesordnung erledigt.
Tag, Stunde und Tagesordnung der nächsten Sitzung
werden auf schriftlichem Weg bekannt gegeben.
Ich danke für die Sitzungsteilnahme und wünsche noch
einen schönen Abend. Auf Wiedersehen!
(Schluss der Sitzung um 17.45 Uhr.)
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