Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 32
Es geht hier um eine
Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern über Maßnahmen im Gebäudesektor
zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen. Das ist durchaus
erfreulich, durchaus eine sehr positive Entwicklung, dass in Zukunft bei
Sanierungen und im Neubau auf diesen Aspekt wesentlich mehr Acht gegeben wird
als bisher. Trotzdem bin ich nicht sehr glücklich mit dieser Vereinbarung,
werde aber im Klub trotzdem empfehlen zuzustimmen, obwohl ich mir nicht ganz
sicher bin, ob ich mich persönlich damit identifiziere. (Abg Nurten Yilmaz:
Das ist ein schöner Spagat!)
Und zwar deswegen, weil es
hat gestern in der Nacht eine sehr interessante Sendung im Fernsehen gegeben.
Ich weiß nicht, wer sie gesehen hat. Da ging es um Holzfeuerungen, um
Klimaschutz, um die Umwelt. Diese Sendung fand ich sehr gut und der Schlusssatz
dieses gut recherchierten Beitrages war: „Alles, was für den Klimaschutz getan
wird, ist nicht immer unbedingt umweltfreundlich." - Das stimmt. Da hat
man gestern Beispiele gesehen, gerade bei der Holzfeuerung. Natürlich gibt es
modernste Öfen für die Holzfeuerung mit Filter, doch in dem Bericht kam heraus,
und das ist schon lange bekannt, dass gerade bei der Holzfeuerung auf Grund der
großen Kosten für die modernsten, teuersten und elektronisch gesteuerten Öfen
die Leute weiterhin alte Holzöfen betreiben, durch die Medien, durch Lobbyisten
der Holzwirtschaft, der Sägewerke und Sonstige glauben sie, dass sie etwas
Gutes für die Umwelt tun und Holz verheizen. Ob das feucht ist, was für ein
Holz es ist, ist ganz egal. Es wird verbrannt, es ist heimelig warm in der
Wohnung. Nur leider gibt es hier einen wesentlich gefährlicheren Feinstaub,
nämlich Holzfeinstaub, wesentlich gefährlicher als zum Beispiel jener des
Verkehrs. Der setzt sich nämlich in die Lunge, setzt sich in die Blutbahn,
setzt sich in Niere, Leber bis ins Gehirn und ist nachweislich, darauf ist man
erst vor ungefähr eineinhalb Jahren gekommen, gefährlicher als alle anderen
Heizungsarten. Ich möchte mich jetzt nicht hinstellen und sagen, die
Holzfeuerung ist umweltschädlich. Wenn man sie ordentlich einsetzt, wenn man
ordentliche Geräte hat, ordentliche Heizkörper hat, ist sie durchaus eine sehr
zielführende Maßnahme, um sowohl Klimaschutz als auch Umweltschutz zu betreiben.
Dem ist aber in Österreich
nicht so, meine Damen und Herren. Es gibt weiterhin über 80 Prozent aller
Holzfeuerungen, die genau diesen Feinstaub produzieren, der Menschen gefährdet
und der außerdem umweltschädlich ist. Darauf geht diese 15a-Vereinbarung
überhaupt nicht ein. Es wird auch nie gesagt, meine Damen und Herren - ich
provoziere jetzt ganz bewusst ein bisschen -, es wird nie überlegt, was
eigentlich in 30 Jahren bei der nächsten Sanierungswelle mit Häusern,
Bürohäusern, so genannten Passivhäusern passiert. Wer saniert die? Wie ist es
überhaupt möglich, diese zu sanieren? Können Sie sich das in zirka
30 Jahren bei den Gemeindebauten vorstellen? Tausende Tonnen Styropor
werden oft gar nicht fachmännisch hinaufgepickt, weil nicht zwischen Ziegelbauten
und Plattenbauten unterschieden wird. Man pickt einfach das Styropor in einer
Dicke hinauf, die heute gar nicht mehr notwendig ist, wo sich aber die Baulobby
und die Leute, die das produzieren, an die Förderträger herangemacht haben und
ihnen einreden, es sei möglich und notwendig, 14, 15 Zentimeter Styropor
hinaufzuklatschen. Ich möchte mich nicht darüber auslassen, ich bin nicht im
Umweltausschuss, ist hier auch nicht meine Aufgabe, aber ich habe mich ein
bisschen mit dem Thema beschäftigt.
Meine Damen und Herren, können Sie
sich vorstellen, wenn in 30 Jahren die Gemeindehäuser wieder saniert
werden, wie man das Styropor herunterbekommt, was man dann mit dem Styropor
macht, ob wir in der Asbestfalle, in der Styroporfalle sitzen? Denn was macht
man heute mit Styropor? Man sammelt es und die Industrie macht Plastiksackerln
daraus. Es ist alles leiwand, wie man auf Wienerisch sagt. Nur die EU wird, das
garantiere ich Ihnen, in spätestens zehn Jahren die Plastiksackerln verbieten.
Was mache ich dann mit dem Styropor? Dann ist es Sondermüll! Wo gebe ich das in
30 Jahren hin? Das weiß heute kein Mensch.
Passivhäuser: Es gibt eine Lobby für die
Passivhäuser. Das ist nichts Schlechtes, ist sogar sehr gut, wenn man es sich
leisten kann. Ich bin eher für Niedrigenergiehäuser. Passivhäuser haben bis zu
30 cm dicke Wände. Es weiß bis heute aber niemand, auch nicht die
Professoren auf den Hochschulen, auch nicht jene, die das propagieren, die das
bauen, Architekten, Ingenieure, wie man Passivhäuser in 30 Jahren saniert.
Muss ich die sanieren? Kann ich die sanieren? Muss ich sie abreißen? Und so
weiter.
Daher stört mich, und ich komme jetzt zur
15a-Vereinbarung, gleich auf Seite 1, wo steht, es soll insbesondere auf
die Durchsetzung des Passivhausstandards in der Wohnbauförderung eingegangen
werden. Das ist leicht übertrieben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in
Wien, auch bei Neubauten im Sozialbau, im Genossenschaftsbau, in Zukunft Häuser
gebaut werden könnten, die für die Wienerinnen und Wiener leistbar sind. Ich
rede jetzt von der Großstadt, nicht von den Häuselbauern von Niederösterreich
bis nach Vorarlberg. Dort haben wir bereits 4 bis 5 Prozent Passivhäuser.
Nicht sehr viel, aber wir haben sie. In Wien haben wir 0,43 Prozent Anteil
an Passivhäusern. Ich glaube nicht, dass wir uns diesen Standard leisten können
werden. Das stört mich ein bisschen, dass nur dieser Passivhausstandard
gefördert werden sollte.
Die Fokussierung im
Art 15a B-VG auf Klimaschutz in Neubausanierung ist ein bisschen zu eng gegriffen,
die Fokussierung nicht nur auf Klimaschutz, sondern auch auf Umweltschutz,
meine Damen und Herren. Das steht dort eigentlich nirgendwo.
Was
mich aber besonders stört und was unser Land als Land Wien betrifft, ist der
dritte Abschnitt, Art 11 Abs 1. Ich weiß nicht, ob Sie ihn
durchgelesen haben, meine Damen und Herren. Da kommt nämlich eine Verländerung
auf uns zu. Das ist ja nicht schlecht, okay, wollen wir, allerdings mit einer
Bindungswirkung, die mir schon weniger gefällt. Dort steht nämlich: „Bau- und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular