Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 32
Abg Dr Ulm. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Die Tagesordnung gibt mir Gelegenheit, heute eine
dritte Zusatzfrage anzubringen. Diese muss allerdings von der Frau Stadträtin
nicht beantwortet werden. Aber auch in der Fragestunde würde ich meinen, dass
die Anfragebeantwortung für mich nicht ganz zureichend und nur teilweise
erfolgt ist.
Ich stelle daher meinen Hauptkritikpunkt gleich an
den Anfang und sage, dass es die Frühpensionierungen aus organisatorischen
Gründen in dieser Stadt nicht geben dürfte. Diese Stadt ist im Wesentlichen der
größte Dienstgeber, den wir in Österreich haben und wir schaffen es nicht, eine
Handvoll von Beamten anderweitig einzusetzen, wenn sie an ihrem konkreten
Arbeitsplatz nicht mehr Verwendung finden können. Das ist für mich absolut
unverständlich! (Beifall bei der ÖVP.)
Es dürfte auch für Sie, sehr geehrte Frau Stadträtin,
ein bisschen unverständlich sein, wenn Sie sagen, es ist ihr Ziel, die Mitarbeiter
so lange wie irgendmöglich in Beschäftigung zu halten und Sie erklärt haben,
dass diese Form der Pensionierungen, seit Sie sich darum annehmen, bereits
rückläufig sei. In Zahlen ist das allerdings nicht wirklich feststellbar und,
sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ, Sie müssen sich schon an Zahlen und
am Erfolg Ihrer Politik und nicht an Ankündigungen und schönen Worten messen
lassen!
Wir haben in Wien im Jahr 2008 68 Personen
gehabt, die aus organisatorischen Gründen zwischen 55 und 60 vorzeitig in den
Ruhestand geschickt worden sind. Der Magistrat musste untersuchen, ob solche
Personen anderweitig Verwendung finden könnten. Jedes Mal in diesen immerhin
68 Fällen pro Jahr hat es geheißen, wir haben keinen Bedarf, wir haben
keine Verwendung. Bitte, ein Dienstgeber wie die Stadt Wien, wo es derartig
viele Aufgaben zu erledigen gilt, wo wir oft an der Umsetzung von Politik
scheitern, weil logischerweise entsprechende Ressourcen nicht zur Verfügung
stehen, in einer solchen Situation leisten wir es uns, dass wir uns von
68 Personen trennen, auf dieses Know-how und diese Manpower verzichten,
sehr oft sogar noch gegen den Willen der Betroffenen.
Wir haben im Jahr an die 900 Pensionierungen von
Beamten und eine unglaubliche Frühpensionierungsquote von 65 Prozent. In
absoluten Zahlen waren das im Jahr 2008 614 Frühpensionierungen, von
denen 546 aus gesundheitlichen Gründen und 68 aus organisatorischen Gründen
erfolgten. Das schaut auf Bundesebene ganz anders aus. Dort gehen nur an die
18 Prozent der Beamten in Frühpension. In den Ländern schaut es ganz
anders aus. In der Steiermark sind es 14 Prozent, in Oberösterreich
33 Prozent. Wir schlagen leider Gottes mit 65 Prozent alle um Längen.
Das Bedauerliche ist, das Jahr 2008 ist da überhaupt kein Ausreißer, sondern
verhält sich so wie viele Jahre davor. Auch im Jahr 2009 ist keine Trendumkehr
erkennbar. Wir hatten bis jetzt drei Sitzungen der Gemeinderätlichen
Personalkommission und es hat keine einzige Sitzung gegeben, in der es keine
Frühpensionierung aus organisatorischen Gründen gegeben hätte.
Es war gestern und heute den Medien zu entnehmen,
dass das tatsächliche Pensionsantrittsalter beim Bund weiter gehoben worden
ist. Der faktische Pensionsantritt liegt dort mittlerweile bei über
60 Jahren. Bei der Stadt Wien liegen wir leider Gottes bei 57. Das sind
die nackten Zahlen. Das ist bedauerlich für die Mitarbeiter, die sich vorzeitig
von ihrer regelmäßig und gerne ausgeübten Tätigkeit verabschieden müssen. Der
Stadt Wien kostet das unglaublich viel Geld und andere Institutionen, andere
Gebietskörperschaften, aber auch Kontrolleinrichtungen wie der Rechnungshof
haben damit natürlich wenig Freude. Die allerwenigste Freude damit haben die
Steuerzahler und Steuerzahlerinnen und die Mitarbeiter der Stadt Wien. Der
Rechnungshofbericht - wir haben ihn heute schon in der Fragestunde angesprochen
- sagt uns, dass die Ausgaben für die Ruhe- und Versorgungsgenüsse der Beamten
in den letzten fünf Jahren um 20,6 Prozent gestiegen sind.
Sehr verehrte Damen und Herren, wenn wir so
weitermachen mit unseren Pensionsregelungen und mit der Handhabung dieser
Regelungen, dann wird das irgendwann einmal nicht mehr finanzierbar sein! Wir
sprechen von einer Leistungssicherung und auch von einer
Generationengerechtigkeit. Tun Sie, sehr verehrte Damen und Herren von der SPÖ,
daher nicht so, als wäre das im Sinne der Menschen, wie Sie agieren! Überhaupt
nicht! Sehr viele Beamte wollen länger ihren Dienst verrichten und es ist ihnen
daran gelegen, dass dieses System für zukünftige Generationen gesichert werden
kann.
Der Rechnungshof hat unsere Regelungen in vielen
Punkten strikt und eindeutig kritisiert. Frau Stadträtin, Sie haben gesagt, man
wird sich die eine oder andere Empfehlung überlegen. Ich kann Ihnen das
wirklich nur nahelegen, hoffen, dass sich bei diesen Missständen in der
Personalverwaltung einiges grundsätzlich ändert und dass sie von den
Empfehlungen des Rechnungshofes Gebrauch machen. Es sind nicht weniger als
130 Millionen EUR, die wir mit den Empfehlungen des Rechnungshofes
einsparen könnten! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Harwanegg. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Volkmar Harwanegg
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Frau Präsidentin! Frau Landesrätin! Damen und
Herren Abgeordnete!
Mein Vorredner ist schon darauf
eingegangen, dass das eigentlich heute bei der 2. Anfrage in der
Fragestunde ein sehr ausführliches Thema war, das von der Frau Landesrätin auch
dementsprechend abgehandelt wurde. Eigentlich ist es verwunderlich, dass zu
diesem Geschäftsstück, das sehr wichtig ist, noch einmal diese ganzen
Sachfragen aufgeworfen werden, wobei man sagen muss, dass diese seit Jahren zur
Diskussion stehen, ob in unserem zuständigen Ausschuss oder auch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular