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Landtag, 27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 17 von 78

 

und haben das Spektakel mit eröffnet.

 

Seit 2004 ist einige Zeit vergangen, und ich glaube, man würde so etwas heute vielleicht nicht mehr tun. Die Inhaltsstoffe der Plastikente haben es nämlich wirklich in sich, nämlich Bisphenol A und Weichmacher. Beide sind verantwortlich für den Rückgang der Fertilität bei Männern, bei Tieren natürlich auch. Außerdem dringen diese Stoffe ins Blut ein, schädigen die Gesundheit und sind durchaus kanzerogen.

 

Wenn man sich überlegt, woher diese Dinge kommen, dann muss man auch zu ergründen versuchen, warum Plastik dermaßen überhand nimmt. Für alle Bereiche des Lebens gibt es mittlerweile Ersatz aus allen möglichen Kunststoffen, ob das jetzt PE, Polystrol oder Polycarbonat ist.

 

Da erhebt sich die Frage: Wer ist dafür verantwortlich? – Die rot-schwarze, dann die schwarz-blaue und schließlich die schwarz-blau-orange Bundesregierung haben im Grunde genommen nicht dafür gesorgt, dass die Verpackungsverordnung diese Kunststoffe wirklich zurückdrängt. Ganz im Gegenteil! Mehrweggebinde gibt es eigentlich nicht mehr, diese sind am Aussterben. Die Plastikflasche hat längst den Siegeszug angetreten, und jeder Mensch weiß, dass von der Plastikflasche Weichmacher, Phthalate, die wie Hormone wirken, in das Getränk eindringen, von uns aufgenommen werden und letzten Endes bei uns genauso wirken wie Östrogene. Das heißt, es geht uns nicht besser, sondern weitaus schlechter.

 

Trotzdem wird dagegen nichts unternommen, ganz im Gegenteil! So ist zum Beispiel Mineralwasser in Glasflaschen fast nicht mehr vorhanden. In den großen Geschäften wird immer argumentiert, dass die Plastikflaschen so leicht sind und die Kunden sie deswegen nehmen. Im Grund genommen wird den Handelsriesen und der Industrie überhaupt kein Einhalt geboten! – Man kann natürlich alle drei, vier Jahre in Wien einen Mehrwegkongress machen, Faktum ist aber, dass gar nichts geschieht.

 

Was kann die Stadt tun? – Die Stadt könnte zum Beispiel einmal den Klimaschutzbericht durchlesen, darin sind zwei Möglichkeiten aufgelistet, an welche sich die Stadt aber nicht hält. Schauen wir uns zum Beispiel den Life Ball in Wien an! Da gibt es massenhaft Container; es liegen dann aber nur Alu-, Stahl oder Weißblechdosen beziehungsweise Plastikflaschen herum. Die Klimaschutzstelle der Stadt Wien will aber in Wirklichkeit, dass auf allen Flächen der Stadt bei Veranstaltungen der Stadt Mehrweggebinde verwendet werden. – Warum geschieht das dann nicht? Die Stadt beschließt dieses Klimaschutzprogramm, in dem das steht, aber das ist dann offenbar wurscht!

 

Schauen wir uns doch einmal Veranstaltungen der Stadt an! Wie läuft es dort? Gibt es Plastiksackerln? – Natürlich gibt es Plastiksackerln, es gibt aber auch Einwegflaschen und all dieses Zeug, statt dass man die Marktmacht der Stadt benutzt und sich dafür einsetzt, dass das besser wird!

 

Noch ein ganz wichtiger Punkt ist uns aufgestoßen: Der Chemiker von Global 2000 hat festgestellt, dass in Plastikspielzeug und in Schnullern Bisphenol A vorkommt. Das heißt, in all diesen Babyflascherln, die aus Polycarbonat sind, befindet sich ein Stoff, der unsere Kinder, aber letztlich auch die Erwachsenen schädigt. Und was geschieht? Nichts! Und warum geschieht nichts? Weil die Stadt bis jetzt nichts getan hat! Es geht aber nicht an, dass in Kindergärten, in Kindertagesheimen, aber auch in Spitälern weiterhin Plastik oder Kunststoffe verwendet werden, die nicht stabil sind und aus denen permanent Stoffe heraus migrieren, die letztlich bei uns im Körper landen. Warum wird dagegen nichts unternommen? Das fragen wir uns die ganze Zeit!

 

Schauen wir uns an, welche Möglichkeiten die Stadt hat! – Die Stadt könnte zum Beispiel fordern, dass es zunächst einmal keine Kinderspielsachen mit Bisphenol in den Kindergärten gibt. Ebenso muss so etwas in den Kindertagesheimen und Schulen verboten sein. Warum geschieht das jetzt nicht? Man hätte längst Zeit gehabt, das zu tun!

 

Zweitens brauchen wir in Wirklichkeit eine Kennzeichnungspflicht. Kein Mensch weiß, was in Wirklichkeit in den Stoffen enthalten ist. Wenn man sich ein bisschen schlau macht, dann weiß man, woraus zum Beispiel Polycarbonat hergestellt wird: Ein Stoff, aus dem Polycarbonat hergestellt wird, ist Phosgen, und Phosgen ist in Wirklichkeit ein Kampfgas aus dem Ersten Weltkrieg. Dieses ist hoch giftig und kann, wie auch Bisphenol A, in geringsten Mengen aus diesen Stoffen austreten. So ist das etwa aus einem Kinderflascherl der Firma, Beispiel, Nuk ausgetreten. Das kann austreten, gelangt in die Flüssigkeiten und wird dann aufgenommen.

 

Wir wissen überhaupt nichts, und das macht diese Dokumentation auch so interessant. Es kommen etwa Stoffe aus China, bei denen man überhaupt nicht weiß, welche Zusatzstoffe darin enthalten sind, und sie werden dann bei uns verarbeitet und an öffentlichen Stellen wie Kindertagesheimen, Schulen oder Krabbelstuben benutzt.

 

Wir verlangen also eine Kennzeichnungspflicht. Das müsste der Bund machen, aber die Stadt Wien könnte Vorreiterin sein. Wir brauchen eine Produktinformation, in der alles steht, was wir über Schädigungsmöglichkeiten et cetera wissen sollten. Beim Zigarettenpackerl war das leicht möglich, warum geht das nicht auch auf einer Plastikflasche? Die Stadt Wien ebenso wie der Bund müssten sich mit den Inverkehrbringern, mit der Plastikindustrie und mit den Abfüllern beschäftigen. Das geschieht aber offensichtlich nicht!

 

Das Minimum, was die Stadt machen könnte, wäre eine Informationsbroschüre, in der steht, welche Alternativen es zu dieser Plastikflut im täglichen Leben gibt: Welche Alternativen gibt es zu PVC-Fenstern? Welche Alternativen gibt es zu PE? Welche Möglichkeiten gibt es, zum Beispiel Mehrweggebinde wieder in Verkehr zu bringen? Wir alle können uns noch an die Milchflaschen erinnern. Die gibt es schon ganz lange nicht mehr! Im Moment gibt es kaum noch Mineralwasserflaschen aus Glas. In Wirklichkeit wird es bald auch keine Bierflaschen

 

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