Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 78
beizubringen. Das wird wichtig sein, meine Damen und Herren!
Da gibt es die Aussendungen der Kollegin Kato, die ich alle gelesen
haben - sie ist sehr rührig in den Aussendungen -, dass in den Wiener
Kindergärten die Bionahrungsmittel in den letzten Jahren sehr zugenommen haben.
Das ist erfreulich. Da ist wirklich, auch regional, etwas passiert, auch weil
die Wiener Gärtner hier spezielle gesunde Nahrungsmittel liefern. Aber es ist
noch immer, meine Damen und Herren, zu wenig! Denn nur Bioessen im Kindergarten
ist nicht genug. Der isst es, vergisst es und weiß nicht, warum. Der weiß gar
nicht, was er dort isst, ob es bio oder ein Halbfertigprodukt ist. Entscheidend
ist, dass die KindergartenpädagogInnen die Kinder spielerisch zu dieser
Nahrungsaufnahme hinführen, warum sie das essen, warum das andere nicht so oft
im Kindergarten angeboten wird und so weiter. Das ist ganz wichtig. Aber dazu
müsste es im Bereich der Ausbildung für die Pädagoginnen und Pädagogen durchaus
eine Änderung geben, damit auch sie in diese Richtung informiert und geschult
werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, prinzipiell sollte kindergerechte
Ernährung im Kindergarten - ich wiederhole das immer wieder, weil es nicht
immer geschieht -, die Zusammensetzung der Speisen und des wöchentlichen
Speiseplanes auf Grund wissenschaftlich modernster Ergebnisse stattfinden. Sehr
viele deutsche Städte haben sich auf Standards der Lieferanten geeinigt, auf
die OMK - optimierte Mischkost. Das wäre auch ein Vorschlag für Wien, wo
natürlich für die Kinder alles drinnen ist, was sie in ihrem Alter für
Wachstum, Entwicklung, Gesundheit, aber, was sehr wichtig ist und immer
vergessen wird, auch als Prophylaxe für zukünftige Zivilisationskrankheiten
brauchen. Wenn nämlich das Essen und die Nahrung so ausgerichtet sind, muss es
beides sein, das, was der Mensch ad hoc braucht, aber auch das, damit er für
die Zukunft die so genannten Übergewichts-, Gelenks-, Bluthochdruck- und Herzerkrankungen
schon im Vorhinein immunisieren kann. Dazu ist das ebenfalls ausgesprochen
wichtig.
Hier noch ganz kurz zu den Wiener Kindergärten: Sie bemühen sich
teilweise. Nicht alle, aber sie bemühen sich teilweise. Man kann alles
verbessern. Wir glauben, bei der Verabreichung der Speisen ist es ganz wichtig,
was den Kindern angeboten wird: saisonal regionale Produkte, Zubereitung
möglichst mit frischen Produkten, halbfertige Zubereitung möglichst meiden,
100 Prozent mit Pflanzenöl und nicht irgendwelchen tierischen Fetten - ich
könnte jetzt weiter hineingehen -, mindestens 50 - das kann man steigern - bis
zu 60 Prozent Bioanteil aus der Region, keine Verwendung von
vorverarbeitetem Fleisch und keine Produkte, wo auf der Verpackung E-Nummern,
Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker, Glutamate et cetera stehen, weil das sehr
zu Allergien führen kann und man bei Kindern sehr oft nicht weiß, ob sie
allergisch sind.
Meine Damen und Herren, deswegen haben wir einen Antrag vorbereitet.
Ich lese Ihnen nur die zehn Punkte vor - das ist ganz kurz -, damit Sie bei der
Abstimmung auch wissen, was Sie zustimmen oder ablehnen:
Eine verpflichtende Beratungseinrichtung für gesunde Ernährung und
Bewegung im institutionellen Wirkungsbereich des Landes Wien, parallel zum
Mutter-Kind-Pass, ein Verbot des Angebots von bekannten Dickmachern,
Kennzeichnung von Verkaufsautomaten in Schulkantinen, flächendeckende
Errichtung von Wasserspendern, Vorschreibung einer verpflichtenden täglichen
Bewegungseinheit in Kindergärten, Schulen und weiterführenden Schulen,
rechtliche Regelung für die Werbung mit Kinderlebensmitteln, Werbebeschränkung
bei Marketing für kalorienhaltige, zuckerreiche, nährstoffarme Lebensmittel,
möglichst flächendeckendes gesundes Essen in Kindergärten und Schulen, wobei regionalen
Produkten der Vorzug zu geben ist, der Anteil an Bioprodukten sollte ständig
erhöht werden, bei der Aus- und Fortbildung von Lehrern und anderem
pädagogischen Personal muss sichergestellt werden, dass auch Unterrichtsinhalte
- das ist ganz wichtig - wie Gesundheit und Bewegungsförderung berücksichtigt
werden, Vermittlung des Themas im Unterricht unter Hinzuziehung von Ärzten,
Ernährungswissenschaftlern und Beratern und als Letztes ist der Themenbereich
der gesunden Ernährung im Bildungsplan für Kindergärten ausreichend zu
berücksichtigen.
Meine Damen und Herren, ein Satz noch zur Schule. Das habe ich jetzt
vergessen. Das ist das nächste Problem, aber dafür haben wir ein anderes Mal
Zeit. Solange in Automaten in Schulen die so genannten Dickmacher -
irgendwelche Getränke, die unheimlich gezuckert sind, oder andere Snacks -
verkauft werden, ist jede Aktion in diese Richtung vollkommen sinnlos und wird
nicht greifen. Daher werden wir uns sicher einmal mit der Automatenproblematik
in Schulen und Buffets beschäftigen müssen. Es gibt Bundesländer und Schulen,
die durchaus einen Teil bei den Buffets subventionieren, damit die etwas
Gescheites zum Essen machen.
Abschließend möchte ich noch einmal die Kollegin Vassilakou zitieren.
Sie hat heute in der Früh etwas sehr Gescheites gesagt. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Sie sagt immer etwas Gescheites!) - Nicht
immer, aber heute war es durchaus der Fall. (Abg
Mag Rüdiger Maresch: Heute war sie besonders gescheit!) Ich habe es mir
sogar aufgeschrieben. Sie hat gesagt, und der Meinung bin ich auch, natürlich
sind das übergreifende Themen von Gemeinde, Land, Bund und sonstigen
Institutionen, hier ist es aber nicht Aufgabe, sich formal zurückzuziehen, wo
was hinpasst, sondern der Politiker muss auf seiner Ebene, wo er ist, Druck in
diese Richtung machen, dann werden wir gemeinsam, vielleicht für unsere Kinder
und Jugendlichen und vielleicht auch für die nächste Generation, wesentlich
gesünder sein, das kostet weniger Spital, kostet weniger Medikamente und das
Problem der Krankenkassen wird dann vielleicht sukzessive auch einmal in den
Griff zu bekommen sein.
Im Übrigen, Herr Kollege Wutzlhofer, lassen Sie mich
am Schluss noch eines sagen. Das habe ich mir auch aufgeschrieben. Das war auch
sehr gescheit, was Sie gesagt haben. Sie haben nämlich gesagt, die Politiker
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