Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 76
Vertrag von Lissabon ist auch deshalb wichtig, weil ein nächster
Schritt zu dem gesetzt wurde, was in Rom 1957 geschaffen wurde. Damals hat man
diese Friedensgemeinschaft auf Grund einer gemeinsamen Wirtschaftsgemeinschaft
geschaffen. Und natürlich ist Europa heute mehr als nur eine
Wirtschaftsgemeinschaft, natürlich muss sich Europa auch mit vielen anderen
Themen beschäftigen, auf die ja schon hingewiesen wurde, das heißt nicht, dass
wir nicht noch viel weiter kommen sollten.
Ich glaube, gerade aus der Wiener Sicht sollte aber der Gedanke der
Region auch ganz konkret angesprochen werden. Ganz konkret heißt, dass wir in
einer Region leben, die durch Jahrzehnte gespalten war durch den Eisernen
Vorhang und die wieder zusammengewachsen ist. Auf dieser politischen Ebene ist
es uns ein Anliegen, gerade als Wiener Volkspartei, dass wir – so wie das in
Tirol etwa ist – gemeinsame Landtagssitzungen im Bereich der so genannten
Vienna Region durchführen, das heißt, gemeinsam mit den den Landtagen von Wien,
Niederösterreich, Burgenland entsprechenden Einrichtungen auch in der Slowakei
und in Ungarn.
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Ich
ersuche Sie, diesem Antrag zuzustimmen. Der frühere Landtagspräsident Hatzl hat
sich das ja vorstellen können. Ich hoffe, auf Grund dieser Bereitschaft, die
Sie jetzt auch in anderen Bereichen an den Tag gelegt haben, dass Sie auch hier
sagen: Setzen wir ein Zeichen! Und ich glaube, der Vergleich mit Tirol ist ein
sehr guter.
Erinnern wir uns an 1919, an die Brennergrenze und den Zerfall Tirols.
So ähnlich war das natürlich auch mit diesem gemeinsamen Gebiet, das einmal
zusammengehört hat und das durch den Eisernen Vorhang getrennt wurde. Das ist
eine Möglichkeit, dass man auch auf der Ebene der Parlamentarier ein-, zweimal
im Jahr zusammenkommt und hier regionale Fragen erörtert.
In diesem Sinne bringe ich mit meinem Kollegen Wolfgang Gerstl einen
entsprechenden Antrag ein betreffend gemeinsame Landtagssitzungen der
Bundesländer der Vienna Region, Wien, Niederösterreich und Burgenland, sowie
der Nachbarregionen Tschechien, Slowakei und Ungarn:
„Der Landtag spricht sich für eine gemeinsame Landtagssitzung der
Bundesländer der Vienna Region aus und möchte das entsprechend intensivieren
auf politischer Ebene. Die zuständigen Stellen des Landes Wien mögen die
entsprechenden Gespräche mit den Verantwortlichen der Landtage und der
Regionalparlamente der genannten Nachbarregionen aufnehmen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung.“ (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für uns wäre das, wie gesagt, ein
ganz, ganz wichtiger Punkt.
Und jetzt noch einige wenige Bemerkungen zu meiner Vorrednerin und
meinem Vorredner.
Zunächst einmal zur FPÖ. Ich möchte mich wirklich nicht lange
aufhalten, ich möchte nur ein Informationsdefizit verringern. Es war nicht der
Europäische Gerichtshof, der dieses für uns völlig ... (Abg Mag
Wolfgang Jung: Menschenrechtsgerichtshof!) Es war der
Menschenrechtsgerichtshof, Sie haben aber vom Europäischen Gerichtshof
gesprochen. Das heißt, es war nicht Luxemburg. Ich glaube, das sollte man auch
korrekt darstellen.
Wir sind – und wir haben deshalb auch diesen Antrag eingebracht, und zwar
vorgestern im Gemeinderat – gegen die Tendenz dieses so genannten
Kreuz-Erkenntnisses. Ich bin sehr froh, dass wir eine Mehrheit in diesem Haus
gefunden haben und dass der Gemeinderat sich dafür ausgesprochen hat, dass das
ein ganz wichtiger Teil unserer gemeinsamen Kultur ist. Ein herzliches
Dankeschön an alle, die daran mitgewirkt haben, denn das ist ja ein wichtiger
Punkt, um zu zeigen, dass es hier für dieses Wien eine gemeinsame Tradition,
eine gemeinsame Kultur, nämlich die Kultur unserer jüdisch-christlichen
Tradition gibt. (Abg Dr Kurt
Stürzenbecher: Das steht aber nicht im Antrag!) Und um die geht es, meine
sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte noch eine kurze
Bemerkung zur Frau Kollegin Vana machen. Im Gegensatz zu Ihnen kenne ich
Johannes Hahn sehr, sehr lange, und ich weiß noch aus der Jugendbewegung,
Johannes Hahn war einer, der bereits Anfang der 80er Jahre, als Europa so
irgendwie wie ein grauslicher Hort des Kapitalismus galt, für das gemeinsame
Europa eingetreten ist. Es war damals auf einem Bundesparteitag der ÖVP, wo
Johannes Hahn mit dem heutigen Europa-Abgeordneten Othmar Karas aufgetreten ist
und sich beide dafür engagiert haben. Und letztlich war das ein extrem
erfolgreicher Prozess. Der hat nämlich dazu geführt, dass 1994 Österreich mit
großer Mehrheit den Beitritt zur EU in einer Volksabstimmung beschlossen hat.
Das heißt, Johannes Hahn gehört zu jenen, die schon viele Jahre davor in diese
Richtung gewirkt haben.
Und wenn man sich die drei Jahre seiner Politik als Wissenschafts- und
Forschungsminister ansieht, dann war er der Anwalt dafür, dass mehr Geld für
Wissenschaft und Forschung in Österreich aufgebracht wird, und er ist auch
derjenige, der gerade in diesen Tagen zeigt, dass er das richtige Augenmaß hat,
nämlich zwischen dem, was notwendig ist, und wo man auch im Gespräch
aufeinander zukommt. Ich glaube, seine Art des Dialogs führt dazu, dass nicht
jene, die offensichtlich ein Interesse haben, dass die Situation eskaliert,
Recht bekommen, sondern dass es zu einer Deeskalierung führt, dass das Gespräch
der Generationen geführt wird.
Gerade sein Engagement in dieser Zeit zeigt, dass er
sicherlich ein exzellenter Kommissar sein wird, ein Kommissar, auf den wir Wiener
sicherlich stolz sein werden, denn es ist nicht selbstverständlich, dass wir
einen Kommissar aus unseren Reihen haben. Es wäre der erste Wiener Kommissar,
und ich verstehe nicht, warum diese leider in Wien ein bisschen typische Art
auch bei ihm angewendet wird, so jeden ein bisschen mit einem Dreck anpatzen. (Zwischenruf
von Abg Marco Schreuder.) Passt schon! Ich weiß schon, das gehört so
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