Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 82
dass der Bürger ein Betrüger ist!)
Machen wir eine Beweislastumkehr: Wie wird das bewiesen? Ich muss das
belegen, indem ich unterschreibe. Na hallo! Ich kann auch irgendwo unterschreiben,
dass ich nie schwarzfahren werde. Reicht das? Habe ich dann den Freibrief, das
ganze Jahr schwarzzufahren? Ist das dann ein Gratisticket? Das mache ich auch
mit Handkuss! Ich garantiere: Wenn es keine Schwarzkappler mehr gibt, dann
unterschreib ich das! Und Sie nehmen das ernst! (Beifall und Heiterkeit bei den GRÜNEN. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
So. Jetzt gehe ich einen Schritt weiter. Ich unterstelle jetzt dieses
Kalkül, und ich könnte sagen, dass das sogar für uns ein Kalkül sein könnte. (Zwischenruf
von Abg Godwin Schuster.) Weißt du, wie viele Leute es gibt, die vor
der Wahl nicht genau wissen, wie sie wählen sollen? Viele sagen: Das hängt
davon ab, weißt eh! Ich könnte sogar sagen: Wir könnten Profiteure sein. –
Viele sagen: Wenn ich gewusst hätte, wie die Wahl ausgeht, hätte ich euch
gewählt. Seitdem ich in der Politik bin, könnte ich diese Typen erschlagen! Sie
sagen: Wenn du mir noch einmal sagst, ich wähle die, dann wähle ich sie
nächstes Mal! Ich lasse jetzt weg, wen sie gewählt haben. – Darüber kann
ich mich zu Tode ärgern!
Das nächste Mal könnte man sagen: Weißt du was? Warte bis um fünf! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Na
ernsthaft! Wir sind Profiteure dieser Regelung. Wart bis um fünf! Wenn erklärt
wird, dass die oder die Partei unter 20 Prozent liegt, dann stimmt das gar
nicht! Die erreichen die Absolute! Wart ein bisserl! Gibt dir die Hochrechnung,
und schick die Wahlkarte erst dann ab! Natürlich werde ich ihm nicht sagen:
Lass sie noch fünf Tage liegen!
(Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Es reicht schon, wenn man sagt: Gib dir um 17 Uhr das
Wahlergebnis! Wenn einer dann komisch dreinschaut und sagt, dass das ja illegal
ist, dann sage ich: Du musst nur unterschreiben!
Was macht ihr gerade? Ihr wollt jetzt sofort einen Antrag ablehnen, der
so einsichtig ist wie wenig auf der Welt, dass nämlich eine Stimme nur dann
gültig ist, wenn sie bis Sonntag einlangt. Und Tschüss! Wir sagen nicht: Weg
mit dem Briefwahlrecht! Das können wir nicht. Ich habe damals dafür gestimmt.
Heute beiße ich mir dafür ein bisserl in die Hände. Das gebe ich zu! Da gab es
die Diskussion, dass es in dubio schon praktisch ist und Sinn macht, wenn man
irgendwo unterwegs ist. Deswegen habe ich in der Abwägung dafür gestimmt.
Aber dass die Wahlkarte acht Tage nachher einlangen kann, dafür gibt es
keinen Grund. Lindenmayr hat keinen Grund genannt, und ich bin neugierig, ob
Stürzenbecher noch etwas dazu sagen wird. Was ist sonst der Sinn, das zu tun?
Warum muss das sein? Außer – böse Unterstellung! – man will im
Nachhinein sagen können: In diesem Bezirk fehlen uns noch 42 Stimmen für den
Bezirksvorsteher. Die 42 werden wir aber von Montag bis Mittwoch noch
zusammenbringen! Insofern gibt es ein Bild. Da gibt es einen
Misstrauensvorschuss. Dieser besteht auch noch viel heftiger für die
ÖVP-Niederösterreich. Überall, wo absolute Macht korrumpiert, traue ich den
Leuten nicht über den Weg. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich traue euch da nicht über den Weg! Und in der Tat frisst mich
manchmal der Neid über den Organisationsgrad der Wiener SPÖ. Das bekommt ihr
hin!
Zusätzlich gibt es das Wahlabo. Das passt super dazu! Damit man
Wahlkarten nachher abgeben kann, braucht man möglichst viele. (Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.) Das ist ja klar. Zwei und zwei kann ich zusammen zählen!
Da fragt man sich: Wie organisiert man möglichst viele Kranke und Bettlägerige?
Wo ist man besonders gut organisiert, nicht nur, aber auch? – Bei Kranken
und Bettlägerigen! Das gibt ein Gesamtbild. (Zwischenruf von Abg Godwin
Schuster. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das gibt ein
Gesamtbild!
Wenn es einen Punkt gibt, der unstrittig sein sollte, dann das geheime,
persönliche Wahlrecht. (Abg Godwin Schuster: Du warst doch letztes Mal
im Verhandlungskomitee!) Herr Kollege Schuster! Ich habe ja gerade gesagt:
Ich beiße mir dafür in die Hände!
Man kann auch schlauer werden. Und ich sage auch nicht: Weg mit der
Briefwahl! Aber fragt einmal draußen, ob es tunlich und vernünftig ist, dass
alle Stimmen am Wahltag eingelangt sein sollen, oder ob man acht Tage lang
warten soll! – Kein Mensch kommt auf die Idee, dass man acht Tage warten
muss, außer vielleicht einige, die das zu nutzen wissen!
Warum ist mir das ein Anliegen? – Es gibt eine unglaubliche
zivilisatorische Errungenschaft, und diese soll alle betreffen: Die geheime Wahl
ist kein Recht, sondern das ist eine Pflicht!
Stell dir vor, ich gehe in die Wahlzelle und sage: Ich habe meinen
Haberer mit, da habt ihr meinen Ausweis, ich habe mir beim Kicken weh getan,
mein Haberer geht mit mir hinein wählen. – Was sagen die Leute dann
korrekter Weise: Das geht nicht!
Und ich gehe sogar einen Schritt weiter: Da gibt es auch ein
Verbotsgesetz, diesfalls ein anderes Verbotsgesetz. Es darf in einem bestimmten
Umkreis der Wahllokale keinerlei Wahlwerbung geben. Das heißt, man ist
verfassungsrechtlich extrem genau, und zwar mit gutem Grund, denn auf der
ganzen Welt findet hier der Massenbetrug statt, insbesondere in Ländern, die
wir alle kennen. Wir wissen, wie dort Stimmen organisiert werden. Auf einmal
tauchen dann viel mehr Stimmen auf.
Wie haben wir uns doch damals über die erste Wahl von Bush lustig
gemacht: Das ist typisch für die Amis, die sind zu deppert zum Wählen! Dort
mussten dann Höchstgerichte klären, ob das gilt oder nicht. Es wurde behauptet,
der Computer habe versagt. Damals habe ich mir gedacht: Wir haben eine super
Kultur! Wir verlieren oft eine Wahl, manchmal gewinnen wir, aber zumindest weiß
man: Gewählt ist gewählt.
Jetzt aber wird sozusagen ein Rubikon überschritten. Man hat im
Nachhinein genügend Möglichkeiten! Ja, Herr Stürzenbecher, das unterstelle ich!
Da ist ein Misstrauensvorschuss legitim, und es ist unsere Aufgabe, unser
Misstrauen zu begründen und denen, die es durchsetzen, zu erklären, was
sicherlich nicht sein kann.
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