Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 82
sorgen, dass das mit
1. Juli umgesetzt wird, so wie wir das den Wienerinnen und Wienern
versprochen haben, die zu dieser Volksbefragung gegangen sind und zu
90 Prozent mit Ja gestimmt haben.
Wir werden dafür sorgen,
dass das umgesetzt wird, auch wenn Sie versuchen, das weiterhin, entgegen allen
Intentionen eines direkt demokratischen Prozesses, zu blockieren. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Gemäß § 30 Abs 10
der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte
zusammenzulegen.
Wird gegen die Zusammenlegung ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der
Fall. Ich werde daher so vorgehen. Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet
ist Frau Abg Matiasek. Ich erteile es ihr.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Heute ist nicht der Tag der SPÖ! Es zieht sich nämlich wie ein roter
Faden durch alle Tagesordnungspunkte und vor allem durch alle Gesetzesvorlagen,
dass diese offensichtlich allesamt eine ungenügende Vorbereitung erfahren
haben.
Es ist unbestritten, dass es im Zusammenhang mit der Hundehaltung in
Wien Probleme und Problemfelder gibt. Das streitet niemand ab. Ebenso ist
unbestritten, dass der Hundeführschein, der beinhaltet, dass sich der
Hundehalter mit seinem Hund auskennt, und der eine sorgfältige und
gesetzeskonforme Führung des Hundes gewährleistet, etwas Gutes ist. Das, was
Sie hier gemacht haben, ist jedoch etwas, was man auf gut Wienerisch eine
Husch-Pfusch-Aktion nennt.
Man hat sich dabei nämlich darauf beschränkt, diesen Hundeführschein
nur bestimmten Rassen zu verordnen, die Sie immer Kampfhunderassen nennen – es
sind so genannte Kampfhunde –, und somit bleibt jede
Menge an Problemen aufrecht. Was wird in Wirklichkeit geschehen? – Wir
werden uns in Kürze mit der Adaptierung oder der Novellierung dieses Gesetzes
zu befassen haben, und wir meinen halt, dass es klüger gewesen wäre, wenn man
schon im Vorfeld – das sage ich bei aller Wertschätzung der
einbezogenen Experten – den Expertenkreis erweitert und sich ein bisschen
länger mit der Vorbereitung dieses Gesetzes beschäftigt hätte, um dann einen
Vorschlag auf den Tisch zu legen, mit dem alle gut leben können.
Unsere jetzige Haltung ist keine Ablehnung eines demokratischen Votums.
Wir wären die Letzten, die so etwas tun! Man muss das aber in Relation zur
Gesamtbevölkerung sehen!
Ich persönlich habe mit vielen Leuten gesprochen, die in erster Linie
ihre Zustimmung gegeben haben, weil sie allgemein ein Problem mit der
derzeitigen Hundehaltung in Wien haben. So können jetzt etwa Hunde auf
Kinderspielplätze gelangen, und das sind keine Kampfhunde, sondern das sind in
der Regel vom Pinschpudeldackel bis zum Schäferhund alle möglichen Hunde, und
vereinzelt natürlich auch Hunde aus dem Bereich der angeführten Rassen. Das ist
nicht in Ordnung!
Es gibt also mehrere Problemfelder, und ich glaube, man hätte all diese
Probleme auf den Tisch legen und einzeln bearbeiten müssen. Sie wollten aber
natürlich möglichst rasch etwas auf den Tisch legen und sagen: Wir lösen jetzt
das Hundeproblem in Wien! – Das ist in Wirklichkeit der
Grund dieser sehr schnellen Änderung des Wiener Tierhaltegesetzes, und da
können wir einfach nicht mit!
Sehr geehrte Frau Landesrätin! Wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie
sich dem durchwegs von der Opposition getragenen Vorschlag, die ganze
Angelegenheit erneut und ausführlicher unter Einbeziehung eines größeren
Expertenkreises noch einmal zu diskutieren, anschließen könnten.
Ich möchte noch etwas festhalten: Ich und viele halten es für nicht
sehr klug, landesmäßig eigene Tierhaltegesetze zu machen. Wie schaut denn die
Realität der Hundehaltung in Wien aus? – Ein großer Teil der
Hundehaltung spielt sich in den Freiräumen oder in den Siedlungsgebieten an der
Stadtgrenze ab. Wäre es da nicht klüger, dass man sich vorher mit dem
Nachbarbundesland einigt oder – was natürlich viel besser wäre, und Sie
sind ja in der Regierung und stellen den Kanzler – bundeseinheitlich regelt,
wie Hunde in Österreich zu halten sind? Damit würden wir alle gut leben können!
Ich glaube, das wäre sinnvoll! Dann dauert es halt vielleicht zwei Monate
länger, aber wir haben letztlich ein Gesetz auf dem Tisch, das sinnvoll ist und
für lange Zeit hält. (Beifall bei der FPÖ.)
Daher bitte ich wirklich noch einmal, dahin gehende Überlegungen
anzustellen, damit nicht in Kürze wieder eine Novellierung notwendig ist, weil
dieses Gesetz sicherlich nicht ausreichend sein und zu überarbeiten sein wird.
Auf das sozusagen Hundetechnische werden meine Nachredner aus der
Fraktion noch eingehen. Ich bitte Sie, wie gesagt, entsprechende Überlegungen
anzustellen! Wir können dem Gesetz, so wie es vorliegt, und auch der
Behördenverordnung unsere Zustimmung leider nicht geben. (Beifall bei der
FPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächste zu Wort gemeldet
ist Frau Abg Mag Vassilakou.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren!
Ich beginne mit einer Aussage, die hier sicherlich nicht auf ungeteilte
Zustimmung stoßen wird, sie liegt mir aber am Herzen: Hunde sind großartige
Tiere unter der Voraussetzung, dass sie richtig gehalten werden. Hunde sind
aber auch gefährliche Tiere, und zwar dann, wenn die Haltung nicht stimmt, wenn
das Tier neurotisiert ist, wenn es allzu viele Stunden allein verbringen muss,
wenn es geschlagen wurde, als es klein war, oder noch immer fortwährend
geschlagen wird, wenn es nicht genug Auslauf hat. Manchmal können Hunde auch
wegen Überzüchtung aggressiv und lebensgefährlich sein, und es kann auch noch
eine Vielzahl weiterer Probleme auftreten.
Die Frage, die man sich stellen muss, ist: Wie viele
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