Landtag, 21. Sitzung vom 07.01.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 30
ten angesprochenen Punkt: Ich würde doch empfehlen, die entsprechenden Bundesländerergebnisse und im Speziellen auch das Ergebnis Wiens sehr aufmerksam zu lesen. Gerade wenn man nämlich diese Studie tatsächlich durchliest, dann wird man feststellen können, dass sich im gesamten Erwartungsbereich der Testungen, die ja das Aussagekräftige sind, die AHS nicht maßgeblich von den Neuen Mittelschulen beziehungsweise auch von den Hauptschulen unterscheiden. Ganz im Gegenteil!
Natürlich werden durch ein Selektieren von stärkeren und schwächeren Rahmenbedingungen klarerweise andere Ergebnisse erbracht, aber das ist durchaus auch darauf zurückzuführen, dass sich eben unterschiedliche Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Schulen befinden. Es ist klar, dass man, wenn man selektiert, innerhalb der Selektion das eine oder andere bessere Ergebnis erzielen kann. Innerhalb des Erwartungshorizontes schneiden jedoch die Gymnasien nicht eklatant besser ab. Daher ist es für uns auch ganz besonders wichtig, bildungspolitisch auch auf Wiener Ebene nach wie vor für die Aufhebung dieses selektiven Bildungssystems zu sein und Alternativen möglich zu machen. Ich meine nämlich, dass das sicherstellt, dass die Schüler auch untereinander lernen können und es durch die verstärkte individuelle Förderung in der Neuen Mittelschule zu maßgeblichen Verbesserungen kommt. – Ich denke, das ist der ganz wesentliche Bereich.
Im Zusammenhang mit dem ersten angesprochenen Teil möchte ich darauf hinweisen, dass das ein Modell ist, das es in Wien seit 2008 gibt, und damals hat es Sebastian Kurz noch weit und breit nicht gegeben! Dabei geht es darum, Vorschulklassen in Wien gemäß dem damals so genannten 1+1-Fördermodell zu führen. Dieser Begriff hat sich erfreulicherweise bis heute gehalten, obwohl sich das ja verändert hat. Es ist nämlich nicht zuletzt auch gelungen, hier das verpflichtende Kindergartenjahr einzuführen, wobei es damals nicht gerade die Wiener Position war, auf das verpflichtende Kindergartenjahr zu setzen; vielmehr hat man auf Vorschulklassen gesetzt. Damals konnte man sich aber leider bei der ÖVP nicht durchsetzen und hat sich auf Bundesebene für das verpflichtende Kindergartenjahr ausgesprochen, was sich durchaus auch bewährt hat und okay ist. Aber eigentlich wäre es damals unsere Position auf Wiener Ebene und seitens der Wiener Sozialdemokratie gewesen, stärker auf Vorschulklassen zu setzen, und zwar wesentlich stärker als mit dem Modell, das Sebastian Kurz Jahre später zu seinem Programm erkoren hat.
Diese Maßnahmen gibt es also schon seit 2008. Dieses Modell der Vorschulklassen ist nichts Neues. Da gibt es keine diametrale Position, denn – und darauf hinzuweisen, ist mir immer wichtig – das betrifft eben nicht nur die Sprachkenntnisse, sondern es gibt die Vorschulklassen nicht zuletzt auch auf Grund der Tatsache, dass wir auch innerhalb der Gruppe der Kinder mit Deutsch als Muttersprache einen Förderbedarf feststellen: Viele Kinder sind zwar schulpflichtig, haben aber noch nicht die Schulreife erlangt und werden dann in entsprechenden Vorschulklassen, obwohl sie Deutsch als Muttersprache haben, gemeinsam mit Kindern mit Sprachdefiziten entsprechend gefördert, bevor sie im System der Schule in die 1. Klasse eintreten. Es geht dabei nicht nur um die Sprache, aber es geht auch um die Sprache, und es geht um motorische und soziale Kompetenzen. All das wird mit dem 1+1-Fördermodell abgedeckt. Das ist nicht neu. Das ist ein Weg, den Wien seit 2008 erfolgreich geht und den wir weitergehen werden.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. Die 2. Zusatzfrage stellt Frau Abg Mag Wurzer. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abg Mag Martina Wurzer (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich teile Ihren Optimismus nicht, was das Modell der Neuen Mittelschule betrifft, die die Bundesregierung eingeführt hat. Ganz im Gegenteil!. Ich halte es für eine vergebene Chance in dem Bemühen, einen echten Schritt in Richtung gemeinsame Schule für alle bis zum 14. Lebensjahr zu setzen. Wir müssen jetzt nämlich befürchten, dass die ursprüngliche Zielsetzung, die Entscheidung über die Bildungslaufbahn nach hinten zu verschieben, komplett verfehlt wird. Dieses Ziel scheint mit diesem Modell, das die Bundesregierung eingesetzt hat, komplett verfehlt zu werden. Vielmehr wird weiterhin auf Selektion Bedacht genommen und diese unserer Meinung nach eher einzementiert.
Ich frage Sie also in diesem Zusammenhang: Was unternimmt die Stadt Wien, um Eltern gut zu informieren, wenn sie diese doch sehr folgenschweren Entscheidungen für ihre Kinder, welche Sekundarstufe eins sie besuchen und welchen Schultyp sie wählen sollen, zu treffen haben? – Danke.
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Zunächst noch einmal – ohne mich zu wiederholen – eine Anmerkung zur Neuen Mittelschule: Fraglos ist die Einführung der Neuen Mittelschule nicht die Aufhebung des politischen Zieles einer gemeinsamen Schule aller 10- bis 14-Jährigen oder sogar 10- bis 15-Jährigen. Das ist keine Aufhebung dieses Ziels, aber das ist doch ein ganz wesentlicher Schritt. Wie erwähnt, gibt es sechs zusätzliche Unterrichtsstunde pro Klasse und Schule, und das ist eine zusätzliche Unterstützung und Zurverfügungstellung von Ressourcen, die man nicht außer Acht lassen soll und die auch für das Wiener Bildungssystem von besonderer Bedeutung ist.
Es ist dies nun einmal das Ergebnis eines politischen Kompromisses auf Bundesebene, den wir natürlich auch in Wien umsetzen wollen, denn das Fatalste wäre, auf diese Ressourcen nicht zurückzugreifen, sondern diese Ressourcen verpuffen zu lassen. Daher ist es für mich ganz wichtig, dass man hier stets eine Unterscheidung trifft. Diesfalls handelt es sich um eine begrüßenswerte Verbesserung der Ressourcenausstattung der Hauptschulen unter dem Begriff Neue Mittelschule, bei der es auch verbesserte Übertrittsmöglichkeiten und auch die Möglichkeit der Umstellung der Unterstufe in AHS-Standorten gibt. Das ist zwar durchaus eher mit großen Hürden versehen, es ist dies aber in Wien an einzelnen Standorten gelungen, und das wird sicherlich auch wei
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