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Landtag, 31. Sitzung vom 30.04.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 20

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Frau Stadträtin. Die 1. Zusatzfrage stellt Herr Abg Mag Neuhuber. Bitte, Herr Abgeordneter.

 

9.38.01

Abg Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin!

 

Ich glaube, es war der Ex-Bundeskanzler Schüssel, der einmal gesagt hat: „Bei Meinungsumfragen ist es wie beim Parfum. Man soll daran riechen, aber man soll nicht aus der Flasche trinken.“ Ich glaube, ähnlich ist es bei Städte-Rankings: Man soll genüsslich daran riechen, aber man soll nicht daraus trinken. Und gerade, was den Mercer betrifft, habe ich das Gefühl, dass die Wiener Stadtregierung gerne einmal voll aus der Ampulle trinkt. Deshalb wollte ich das heute auch einmal ein bisschen relativieren und mit diesen aus dem Jahr 2014 stammenden anderen Studien zeigen, dass es verschiedene Messlatten für Städte gibt und dass nicht immer alles nur gut und paletti ist und es auch andere Rankings gibt. Ich komme ganz kurz ein bisschen auf die Kearney-Studie, die ja sehr interessant ist und, glaube ich, einiges sehr gut widerspiegelt. In den englischen Erläuterungen zur Kearny-Studie - und Sie haben jetzt gerade das Thema Humankapital richtig angesprochen, dort sind wir ein bisschen zurückgefallen hinter anderen Staaten - ist neben der Universität natürlich auch von der Ausbildung und der Verfügbarkeit von Fachkräften und von Mitarbeitern die Rede.

 

Daher meine Frage, Frau Vizebürgermeisterin: Was kann die Stadt Wien tun, um die Ausbildung der Wienerinnen und Wiener zu verbessern und wieder auf internationale Standards zu bringen?

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin.

 

LhptmStin Mag Renate Brauner: Nun, Sie sehen, wir haben uns mit den Studien ja im Detail auseinandergesetzt, auch sehr differenziert und darüber hinaus. Deswegen habe ich bewusst auch die amtliche Statistik zitiert. Ich glaube auch, dass man sich auf diese internationalen Vergleiche nicht ausschließlich berufen kann, sondern dass wir einfach auch die Zahlen und Fakten, die wir selbst erheben und die mit Eurostat immer wieder abgeglichen werden, entsprechend auch sehen muss. Die Frage nach der Qualifikation insgesamt ist, wie Sie alle wissen, meiner Einschätzung nach eine ganz, ganz entscheidende Frage. Nicht zuletzt habe ich ja deswegen unter anderem Maßnahmen wie den verdoppelten Weiterbildungstausender vorgeschlagen.

 

Nicht zuletzt deswegen gibt es ein in Wien einzigartiges Instrument, den Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds. Und nicht zuletzt deswegen gibt es ja auf meine Initiative, das war mir wirklich ein persönliches Anliegen, den Qualifikationsplan Wien 2020, weil wir eben unbedingt auf Qualifikation setzen müssen, gerade in einer Metropole.

 

Sie kennen sicher die Statistik für Menschen, die über den Pflichtschulabschluss hinaus keine Ausbildung haben. Das klingt jetzt leider sehr brutal, aber die Realität ist so brutal: Wird es in Zukunft in dieser Stadt nicht nicht mehr, sondern noch weniger Arbeit geben, weil die Entwicklung unserer Wirtschaft in die Richtung Qualität auch entsprechend gut ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen braucht? Deswegen haben wir hier diesen Qualifikationsplan Wien 2020, der sich auf der einen Seite damit befasst, die Zahl der Niedrigqualifizierten möglichst runterzudrücken. Es gibt ganz konkrete Zielvorgaben, die sich darauf beziehen, wie wir hier die Leute entsprechend qualifizieren können, wie wir zu Facharbeitern und Facharbeiterinnen kommen. Ich war vor Kurzem, Sie werden es den Medien vielleicht entnommen haben, bei der Firma Siemens, die mit der „Lehre mit Matura“ eine tolle Initiative gesetzt hat, dass sie allen ihren Lehrlingen gleichzeitig auch die Maturamöglichkeit anbietet. Also das ist eine Vielzahl von Maßnahmen, die hier gesetzt werden. All das ist Teil des Qualifikationsplans Wien. Und ich bin sehr, sehr dankbar und wirklich sehr erfreut, dass sich alle Sozialpartner zu dem committed haben. Wir haben das ja auch gemeinsam erarbeitet, Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, ÖGB und Stadt Wien arbeiten hier gemeinsam. Also ich denke, wir setzen hier wirklich eine Vielzahl an Maßnahmen. Und ich würde mich auch sehr freuen und glaube, dass das im hohen Ausmaß ja auch der Fall ist, weil wir im Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds ja sehr gut zusammenarbeiten und diese Qualifikationsanstrengungen aus Parteidiskussionen heraushalten und über Parteigrenzen hinweg hier an einem Strang ziehen, weil meine ganz feste Überzeugung ist: Bildung ist der Schlüssel zu einem positiven Wirtschaftsstandort, zu einer Weiterentwicklung für die Menschen selber, zu einer sinnstiftenden, existenzsichernden und guten Arbeit und nicht zuletzt auch für ein erfülltes Leben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. Die 2. Zusatzfrage stellt Herr Abg Dipl-Ing Margulies. Bitte, Herr Abgeordneter.

 

9.42.29

Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Frau Stadträtin! Sehr geehrter Kollege Neuhuber!

 

Ich freue mich total, dass Sie diese Frage heute gestellt haben, gibt sie doch die Möglichkeit, einen Blick auf die unterschiedlichen Studien zu werfen. Jetzt sage ich das für mich ganz offen: Für mich sind die Studien nicht alles, aber lieber bei der Mercer-Studie auf Platz 1 als auf Platz 50, lieber beim Global-City-Index kontinuierlich unter den Top 20, unter den Top-5-Städten Europas als auf Platz 84, und lieber selbst bei der österreichischen Kaufkraftmessung unter den ersten 3 als auf Platz 9. Von dem her auch eine ganz eine kurze Bemerkung, und das hängt bei jeder Studie natürlich auch immer davon ab: Was passiert eigentlich? Zum Beispiel beim Kaufkraft-Ranking. Das eine ist natürlich das Pro-Kopf-Wachstum und die Auswirkungen, die darauf folgen. Das andere ist: Was passiert im Wiener Umland? Wenn überall anders in Österreich die Kaufkraft stark steigt und in Wien ein bisschen steigt, dann freue ich mich immer noch. Man muss das wirklich auch in Relation sehen. Und ich freue mich auch, wenn andere irgendwo einmal besser sind. Das ist wirklich, glaube ich, etwas Notwendiges in unserer Gesellschaft, dass man es sich nicht neidet und sich immer diesen Level anschaut, auf dem alle, die unter

 

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