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Landtag, 7. Sitzung vom 25.05.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 43

 

Zudem sind die Pharmavertreter und -vertreterinnen sehr aggressiv in ihrem Insistieren, dass gewisse Therapien eingesetzt werden sollen, wobei aber nicht immer klar ist, ob für jeden Menschen in seiner speziellen Situation eine bestimmte sogenannte neue Therapie von Vorteil ist. Ich bin sofort dafür, dass eine Therapie, sogar wenn sie nur zwei Monate Überlebensvorteil für einen Menschen bringt, eingesetzt wird. Wenn aber dieser Überlebensvorteil damit vergesellschaftet ist, dass die Lebensqualität des Menschen keine mehr ist, dann bin ich nicht dafür, dass diejenigen Medikamente eingesetzt werden. Ich bin auch in diesem Zusammenhang für eindeutige und gute Kommunikation, für Transparenz und für das Besprechen der jeweiligen Situation mit den Patientinnen und Patienten, dass man ihnen nämlich klar sagt und sie lückenlos darüber aufklärt, wie die Situation ist, welche Vorteile und welche Nachteile es gibt und welche Nebenwirkungen zu erwarten sind.

 

Als ich medizinisch begonnen habe, hat man den Omas und den Opas noch verschwiegen, dass sie eine bösartige Diagnose haben. Insofern müssen wir froh sein, dass sich das Bewusstsein Gott sei Dank weiterentwickelt hat, dass jeder Mensch das Recht auf Wahrheit über seinen Gesundheitszustand, über die Aussichten und über die Vor- und Nachteile von Therapien hat. Ich meine, das muss man noch mehr ins Bewusstsein aller handelnden Personen, nämlich der Patientinnen und Patienten und auch der behandelnden Ärztinnen und Ärzte, bringen.

 

Ich bin dafür, dass im niedergelassenen Bereich Krebstherapien durchgeführt werden. Aber ich meine, dass das unter strenger Kontrolle von entsprechenden Zentren und Tumor-Boards gemacht wird und dass die Niedergelassenen nicht nur beziehungsweise in Wirklichkeit gar nicht durch die Pharmaindustrie beraten und geleitet werden sollen. Die Pharmaindustrie ist nämlich dazu da, Produkte zu verkaufen, die dann auch gekauft und angewendet werden, aber die Indikation stellen die leitlinienbasierten Zentren und die in diesem Bereich Ausgebildeten und nicht die Pharmaindustrie. In diesem Zusammenhang besteht eine nicht zu unterschätzende Gefahr vor allem im niedergelassenen Bereich. Im Spitalsbereich sind die Transparenzrichtlinien nämlich recht gut umgesetzt, betreffend niedergelassenen Bereich sage ich jetzt nichts dazu.

 

Ich hätte noch viel mehr zu sagen, aber ich will niemanden vor dem langen Wochenende aufhalten. Ich freue mich sehr, dass ich heute zu diesem Thema sprechen durfte. Ich danke noch einmal ganz herzlich für die ausgezeichnete Arbeit, wünsche viel Kraft und bitte, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vollste Hochachtung für die geleistete Arbeit zu überbringen! - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Jetzt ist es mir eine Freude, das Wort der Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz zu erteilen.

 

12.57.18

†Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz|: Herzlichen Dank für diese fundierten und ausführlichen Diskussionsbeiträge, die Sie hier zu unserem Bericht gegeben haben!

 

Frau Abg. Kugler! Ich freue mich, dass es spannend war, den Bericht zu lesen, denn Sie sollen das ja nicht nur aus Pflichtbewusstsein tun, sondern weil Sie an der Sache interessiert sind.

 

Ich möchte allen Rednern und Rednerinnen sehr herzlich danken für den Beweis des Interesses am Wiener Gesundheitswesen, an der Tätigkeit der Patientenanwaltschaft und an der Situation der Patienten und Patientinnen in Wien, der hier erbracht wurde. Ich freue mich sehr und werde den Dank sehr gerne an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergeben!

 

Ich möchte mich in diesem Zusammenhang auch bei allen Gesundheitsdienstanbietern der Stadt bedanken, die dieses Jahr, wie in der Vergangenheit, sehr gut mit der WPPA zusammengearbeitet haben, egal, ob es der niedergelassene Bereich ist oder ob es die Spitäler sind.

 

Wir sind nicht immer einer Meinung, das liegt in der Natur der Spielaufstellung, aber die Zusammenarbeit funktioniert sehr, sehr gut. Ich möchte jetzt auf ein paar wenige Punkte eingehen, die Sie angesprochen haben.

 

Alle Abgeordneten, die sich zu Wort gemeldet haben, haben das Thema Wartezeiten und Zuzahlungen erwähnt, und das ist wirklich etwas, was mir sehr am Herzen liegt, denn das weist auf etwas hin, worüber wir uns in unserem solidarischen Gesundheitswesen tatsächlich Sorgen machen müssen. Es geht um die Situation, dass Zuzahlungen nicht nur von jenen Leuten geleistet werden, die eh viel Geld haben und für welche diese sozusagen eine leichte Übung sind, damit sie beispielsweise in einer Praxis oder in einem Spital nicht lang warten müssen, bis sie zur Behandlung kommen, sondern mittlerweile sogar von Menschen, die völlig entgeistert davon sind, dass es ihnen passiert, dass sie sich eine Leistung privat kaufen müssen, auf die sie eigentlich beziehungsweise nicht nur eigentlich, sondern tatsächlich im öffentlichen und im niedergelassenen Gesundheitswesen selbstverständlich Anspruch hätten.

 

Als Beispiel möchte ich noch einmal einen Fall anführen: Ich habe auf Grund dessen, dass es in der Kinderambulanz eines Spitals einen Tumult gegeben hat, weil die Eltern einfach die Nerven weggeschmissen haben, eine Mitarbeiterin gebeten, gar nicht sozusagen inkognito, sondern im 10. Und im 11. Bezirk ganz offen durchzurufen, sich als Wiener Patientenanwaltschaft zu melden und zu sagen: „Wenn ich Mutter oder Vater eines Neugeborenen bin: Bekomme ich bei Ihnen einen Termin für mein Kind? Ich brauche einen Hausarzt fürs Kind.“ - Und das ist ja letztlich zumindest die ersten 15 Jahre der Kinderarzt.

 

Und es haben alle freundlich, aber bestimmt abgewunken. Sie haben jetzt keinen Platz, die nächsten Monate oder gar nicht auf Sicht. Und da muss man schon wissen, der 10. und der 11. Bezirk sind nicht Bezirke, wo man sich denkt, ist eh wurscht, dann zahle ich es mir selbst, sondern da wohnen Leute, die sagen, hey, ich habe eine e-card, ich habe ein Kind, das versorgt werden muss und versorgt werden soll. Da ist es schon notwendig, dass hier die Kassenstellen ausgeweitet werden, ganz klar. Es gibt also in der Überversorgung an Ärzten auch Mangel. Die kinderärztliche Versorgung in man

 

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