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Landtag, 14. Sitzung vom 03.03.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 7 von 62

 

Abg. Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Herzlichen Dank für ihre Ausführungen! Ich möchte vielleicht vorwegnehmend sagen: Es stimmt natürlich, dass die Beschäftigung in Wien nach wie vor steigt, aber im langfristigen Vergleich ist der Anteil der Beschäftigen in Wien laufend im Sinken. Wir hatten nämlich vor einigen Jahren schon einen Anteil von weit über bei 30 Prozent, und jetzt sind wir bei ungefähr 22 Prozent. Ich sage das, um es klarzustellen und weil andere Bundesländer da schon etwas aufholen.

 

Aber meine Frage geht in eine andere Richtung. Eine Gruppe ist in Wien leider besonders betroffen, wir sind nämlich bei den ausländischen Arbeitslosen bereits bei fast 40 Prozent, bei über 39 Prozent: Ich frage Sie daher konkret: Wie sehen Sie die weitere Entwicklung auf diesem Gebiet? Beziehungsweise welche Maßnahmen könnten Sie sich vorstellen, um die Arbeitslosigkeit bei dieser Gruppe zu senken?

 

Präsident Prof. Harry Kopietz: Frau Stadträtin, bitte.

 

Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Es sind zwei Gruppen, die uns im Moment besondere Sorgen machen. Das sind einerseits Menschen, die keinen österreichischen Pass haben. Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass viele von ihnen schon sehr, sehr lange in Österreich sind und jener Generation angehören, die wir als Gastarbeiter bezeichnet haben, Menschen, die geholt wurden, die keine besonders gute Qualifikation haben und jetzt zum Teil von neuen Zuwanderern sozusagen verdrängt werden, wenn ich das so salopp sagen darf.

 

Die zweite Gruppe sind ältere Arbeitslose, mit einem extrem steigenden Anteil. Das sind die, die im Moment die größten Sorgen bereiten. Wenn wir von „älteren Arbeitslosen“ sprechen, müssen wir alle bedenken, dass über 50 am Arbeitsmarkt heute leider schon als „älter“ gilt, bei Frauen gilt man sogar früher als „älter“. Bei diesen älteren Arbeitslosen, die vor allem schon längere Zeit arbeitslos sind, verfestigt sich die Arbeitslosigkeit. Da ist es natürlich ganz schwierig, diese Leute wieder zurückzuholen. Deswegen bin ich sehr, sehr froh über die Aktion 20.000 im Regierungsprogramm der Bundesregierung für genau diese Zielgruppe, nämlich für diese 20.000 Über-50-Jährigen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind.

 

Dieser Gruppe gehören teilweise auch jene Menschen an, die du angesprochen hast, nämlich Menschen, die nicht die österreichische Staatsbürgerschaft haben und eben schon länger da sind, denn die Menschen, die wir in den 1960ern und Anfang der 1970er Jahre geholt haben, sind jetzt genau in diesem Alter. Oft waren sie beruflich in körperlich belastenden Situationen. Du kommst aus der Wirtschaft und weißt, wie ausgepowert die Leute zum Teil sind, wenn sie am Bau gearbeitet haben oder in Künetten gestanden sind.

 

Das heißt, hier gilt es ganz besonders, das zu tun und da anzusetzen, wo wir sind, nämlich auf der einen Seite - und dafür ist niemand zu alt - mit Qualifikation nachzubessern. Oft wissen die Leute nämlich sehr viel, sind aber in einem falschen Bereich. Auf der anderen Seite muss man aber auch jene Unternehmungen stärken, die für die da sind, die es wirklich am regulären Markt nicht mehr schaffen, die berühmten SÖBs, die sozialökonomischen Betriebe, wo wir auch eine sehr, sehr gute Kooperation haben. Die Gruppe ist völlig zu Recht angesprochen worden, es ist ein Sorgenkind. Ich ergänze: Die zweite Sorgenkindgruppe sind die Älteren, wobei sich diese Gruppen zum Teil überschneiden. Deswegen erhoffe ich mir sehr viel von dieser Aktion 20.000.

 

Ich darf mir aber auch erlauben, auf eine positive Entwicklung hinzuweisen, damit ich auch positiv enden kann: Die Jugendarbeitslosigkeit geht zurück, und das ist ein positives Ergebnis. Man sieht also, wie differenziert der Arbeitsmarkt ist und wie genau wir hinschauen müssen, damit die Maßnahmen auch wirklich greifen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Prof. Harry Kopietz: Danke. Die 2. Zusatzfrage stellt Frau Abg. Mag. Huemer. - Bitte, Frau Abgeordnete.

 

9.30.14

Abg. Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Auch ich finde, dass es absolut notwendig ist, auch von kommunaler Seite, Weiterbildung zu unterstützen. Ich denke da vor allem an die Frauen. Wie Sie wissen, zeigen die Studien, dass Frauen, wenn es um betriebliche Weiterbildung geht, eher benachteiligt werden und daher der WAFF ganz wichtig ist für Frauen. Ich möchte nicht nur die Seite beleuchten, wo es darum geht, dass Menschen unterstützt werden, die wenig Qualifikationen haben oder anfangen, Qualifikationen erst einmal aufzubauen.

 

Es gibt nämlich am Arbeitsmarkt auch eine große Gruppe von Menschen - das schließt ein bisschen an die Frage des Vorgängers an -, die eigentlich sehr gute Qualifikationen, Formalqualifikationen haben, diese am Arbeitsmarkt aber nicht einsetzen können, also unter ihrer Qualifikation arbeiten. Ich weiß, da gibt es Unterstützung. Was denken Sie, was kann man tun, damit Menschen, die schon in ihre Bildung investiert haben, Bildung aus dem sogenannten Ausland mitbringen, hier tatsächlich wahrgenommen werden und auch von Unternehmen entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt werden können?

 

Präsident Prof. Harry Kopietz: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Nun, wir haben eine Reihe von Maßnahmen - und ich habe vorher versucht darzustellen, warum es eben so wichtig ist, genau hinzuschauen und sehr, sehr maßgeschneidert Maßnahmen zu setzen -, die sich eben ganz besonders an Frauen richten: FRECH, Frauen ergreifen Chancen, habe ich vorher noch nicht erwähnt. Da sind natürlich Maßnahmen für Frauen in diesem Fall, die eine Qualifikation haben, aber unter Umständen die falsche, oder bei denen wirklich nur das berühmte Wiener Alzerl fehlt: beispielsweise das Fachenglisch in dem Bereich, wo ein Unternehmen jemanden sucht.

 

Wir arbeiten auch mit Betrieben sehr gut zusammen, die qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen. Gerade gestern habe ich zum Beispiel mit dem Ge

 

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