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Landtag, 17. Sitzung vom 29.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 59 von 67

 

geninitiative. Wir haben das schon beim Gesundheitsausschuss vorgebracht. Sie haben das ja salopp und charmant gesagt, Sie schießen keine bunten Raketen ab. Ja, gut, muss ja nicht sein, jeder hat seinen eigenen Stil, auf änderungswürdige Zustände aufmerksam zu machen. Man kann auf der einen Seite auf Grund dieser doch erheblich einflussreichen Institution die Medien verwenden, man kann Missstände artikulieren. Wenn das jetzt in der Persönlichkeit nicht stimmt, weil man eher ein sachlicher, analytischer Mensch ist, dann muss man aber detaillierte Konzepte vorlegen. Und das Personal hätten Sie, um detaillierte Konzepte vorzulegen. Sie könnten sicherlich 10 Prozent Ihres Personals für die Erarbeitung zumindest eines Konzeptes heranziehen.

 

Leider muss ich bemerken, dass bezüglich der Eigeninitiative weder das Erheben der Stimme, das Benutzen der Kraft der Medien noch das Erheben eines komplexen Konzeptes verwirklicht wurde. Da würde ich mir - vielleicht bin ich sehr anspruchsvoll - wünschen, dass es sich in den nächsten Jahren deutlich ändert. Das Personal haben Sie und wenn Sie die Kommunikation verwenden, werden Sie auf bestimmte Informationen aufmerksam gemacht, da können Sie dann weiterziehen.

 

Ich werde Ihnen auch sagen, in welchen Bereichen das sogar relativ leicht wäre. 2016 ist an sich von zwei Bereichen geprägt, das sind die Wartezeiten, das sind die Gangbetten. Die Wartezeiten sind zum Teil strukturell bedingt, zum Beispiel in der Strahlentherapie, da hätten wir halt 2012 auf dem Bauplatz 4 vom SMZ-Ost einen riesen Bunker hinbauen können, das hat man nicht gemacht, weil damals die Bereichsleitung Finanz befunden hat, das ist zu teuer. Die Gemeinde Wien hat aber jetzt mittlerweile da nachgezogen und es wird dementsprechend ausgebessert.

 

Die Wartezeit in den Notfallambulanzen sind auch ein Strukturproblem, wie das gesamte Notfallmanagement auch als Mehrstufenplan gesehen werden muss. Ich möchte das so erklären: Wenn Sie jetzt in einer Notfallambulanz sitzen und Sie haben 100 Patienten draußen, davon sind, sagen wir einmal, 10 Prozent stationspflichtig, müssen sie diese 10 Prozent sofort auf die entsprechenden Stationen legen. Wenn sie aber keine kontingentierten Betten haben, was manche Notfallambulanzen haben, und wenn sie kein Weisungsrecht haben, passiert das, was sehr oft passiert, nicht überall, aber sehr oft. Sie betreuen die 100 Patienten, die noch draußen warten und haben gleich 2, 3 am Allander liegen, die sie mit dem kargen Personal, das sie sowieso haben, auch noch betreuen. Da wäre zum Beispiel das Notfallmanagement eine einfache Möglichkeit, das schneller umzusetzen, da braucht man gar nicht viele Strukturen neu machen.

 

Damit natürlich die personelle Ausrüstung einer Notfallambulanz besser funktioniert, kann man ja in anderen Ländern ein bisschen Anleihen machen. Die Deutschen überlegen sich eine eigene Finanzierung in dem Bereich, der primär defizitär ist. Das ist nun einmal so, jede Notfallambulanz ist defizitär. Die Krankenhäuser sparen, wo es nur geht, und sie sparen natürlich auch bei der Notfallambulanz. Die Notfalls- und Katastrophenmedizin gehört natürlich eigentlich von der normalen Versorgung ausgenommen, wie es andere Länder auch machen. Das heißt, das ist ein eigenes Budget, ein Bundesbudget. Natürlich gibt es fließende Übergänge zum normalen Spitalsbudget, aber da haben sie einfach - ich will nicht sagen, besseres - mehr Personal, denn im Notfallmanagement brauchen Sie vor allem eines: Geschwindigkeit, es muss schnell gehen.

 

Wenn Sie jetzt jemanden haben, auch wenn das ein begnadeter Jungarzt oder Jungärztin ist, die machen automatisch Absicherungsuntersuchungen, das geht nicht anders. Auch wenn sie die Triagierung bei allgemeinmedizinischen Zentren machen, machen die auch Absicherungsuntersuchungen. Es muss immer schnell sein, schnell und professionell, und das ist nun einmal in einer Spitalsambulanz oder Notfallambulanz, die entsprechend unterstützt ist, besser.

 

Wartezeiten in der Orthopädie: Ich habe ein bisschen durchgelesen, dass die Kuvertmedizin da ein bisschen herumwachelt. - Entschuldigung, dass ich das so ausdrücke. Das hat aber damit zu tun, dass man vor Jahren vergessen hat, verabsäumt hat, diese Abteilungen, diese Flaschenhalsabteilungen aufzubauen. Es gibt zu wenig Ausbildungsstellen, es sind ja Ausbildungsstellen in den letzten Jahren ausgelaufen. Ich muss mir strukturell über viele Jahre einfach etwas aufbauen, denn was man an personellen Ressourcen nicht hat, das wird natürlich automatisch zu einer Wartezeit.

 

Sehr wichtig ist die Bürokratielast für alle medizinischen Berufe. Wir haben natürlich jetzt in den letzten Jahren eine Mehrfachbelastung gehabt für das medizinische Personal, wir hatten die EU-Arbeitszeitrichtlinie, die war unangenehm genug, man hat ja wirklich bis zur letzten Sekunde gewartet und keine Pilotstudien vorher gemacht, wir haben eine zunehmende Bürokratielast, die wir im Unterschied zu den meisten anderen Ländern nicht auf spezielle Berufe wie Kodierassistenten, Medical Coder, Clinical Coder, umlegen können, sondern die die Ärztinnen und Ärzte selber machen müssen.

 

Dann hat man noch etwas verabsäumt, was natürlich ein bisschen zeigt, wie unbesorgt man in diese Phase hineingegangen ist. Ein großer Teil der Spitalsärztinnen und -ärzte hatte dann noch einen riesigen Resturlaubsrucksack. Das heißt, wir hatten jetzt ein Jahr, in dem die Arbeitszeit verkürzt worden ist, die Bürokratielast größer geworden ist und die meisten, ich auch, hatten drei Monate Resturlaub, und das darf nicht passieren. Denn es wird ein Ärztemangel kommen, den haben wir jetzt noch nicht, aber der kommt. Wenn man da nicht vorher schaut, dass die Resturlaube genommen werden, ist das eine zusätzliche Problematik.

 

Gangbetten: Es gibt ja verschiedene Varianten an Gangbetten. Es gibt Gangbetten, da kann man nichts ändern, da sind halt aus verschiedensten Gründen die Ressourcen zu knapp, aber die meisten Gangbetten kann man eigentlich vermeiden, und ich erlaube mir, Ihnen zu sagen, wie das an sich passieren könnte.

 

Bei Grippe weiß man im Allgemeinen vier Wochen vorher, wann die großen Aufnahmen kommen, die Wellen. Das weiß man vom Institut für Virologie, die haben

 

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