Landtag, 26. Sitzung vom 28.06.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 84
gedrängt. Dort ist das System so, das ist nicht ein Einzelfall, das System ist dort so, dass vermittelt wird, du gehst zu dem niedergelassenen Orthopäden, der dann auch operiert, der ist privat, und so kommt man dann in dieses Spital. Wenn man zusatzversichert ist, ist es gut. Die Mehrheit, die große Mehrheit der Menschen ist nicht zusatzversichert. (Abg. Dr. Claudia Laschan spricht in Richtung Wiener Pflege-, Patienten- und Patientinnenanwältin Dr. Sigrid Pilz.) Das ist dann schlecht, weil es einem dann passieren kann, dass man dann nämlich aus der Not heraus, wenn man es schmerzmäßig nicht mehr aushält und einen Termin in einem Jahr nicht akzeptieren kann, dann die letzten Reste an Geld von der ganzen Verwandtschaft zusammenkratzt, um die 10.000 EUR zusammenzubringen, damit man die Hüftoperation kriegt, ganz konkret. (Abg. Christian Oxonitsch: Claudia, sprich hierher wegen der Stenographen!) Entschuldigung, ich werde da nach vor schauen. Das halte ich für eine ganz eine wichtige Sache, die auch für die Patientenanwältin meiner Meinung nach sehr wichtig ist. Und warum kommen so wenige? Auch das habe ich schon voriges Jahr gesagt. Warum gibt es da so wenige Beschwerden? Weil jeder, der es hinter sich hat, dann froh ist, dass er es hinter sich hat. Das ist die natürliche Reaktion einer normalen Psyche eines Menschen, dass man damit dann eigentlich nicht mehr belastet sein will: Ich bin froh, dass ich wieder gehen kann, und lassen wir das hinter uns. Das ist der Grund, warum es so wenige Beschwerden gibt.
Ich möchte auch zu einem anderen Teil kommen, und das betrifft auch ein bisschen Kinder und Jugendliche, nämlich psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Damit meine ich ein Thema, das auch sehr, sehr danach schreit, intensiver angeschaut zu werden, und das sind die Schlafstörungen. Warum ist das Thema Schlafstörung nicht so ein Thema? Weil älteren Menschen eingeredet wird, das ist ganz normal, da braucht man weniger Schlaf. Das stimmt, man braucht offensichtlich im Alter weniger Schlaf, aber das ist deswegen keine Schlafstörung. Wenn ich sieben Stunden oder sechs Stunden durchschlafen kann und dann ausgeruht bin, habe ich weniger Schlaf, bin gesund und schlafe eben weniger, aber es ist keine Schlafstörung. Aber die meisten haben ja Durchschlafstörungen, Einschlafstörungen, sind dann den ganzen Tag müde und glauben dann, sie haben einen Eisenmangel. In Wirklichkeit ist es die Schlafstörung und eingeredet wird einem, es ist eh normal. Wenn es nicht mehr aushaltbar ist, dann bekommt man Psychopharmaka oder Schlafmittel, von denen man dann abhängig wird und dann immer mehr braucht, dann wieder Schlafstörungen kriegt, und so weiter. Das zu der älteren Bevölkerung.
Bei den Kindern und Jugendlichen sind die Schlafstörungen bereits die Nummer 1 bei den psychischen Erkrankungen. Schlafstörungen mit Auswirkung als Konzentrationsstörungen. Das wirkt sich auf die Schule aus, das wirkt sich auf den Alltag aus, das wirkt sich auf die Aggressionsbereitschaft aus, und so weiter, und so fort. Deswegen freue ich mich auch, dass wir zusammen mit der Wiener Gesundheitsförderung hier jetzt eine Initiative ergreifen werden, um hier auch aufzuklären.
Aber ich glaube auch, dass hier umfassende Bemühungen stattfinden sollten, dass man hier ein Bewusstsein schafft, aber auch Strukturen schafft, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Es ist nämlich schon auch so, dass man weiß, was die grundlegenden Eckpfeiler sind, um gesund alt werden zu können, nämlich nicht nur sehr alt werden und davon 30 Jahre krank, sondern gesund alt werden zu können. Und das ist viel Bewegung, nicht rauchen, sich gesund ernähren, wenig Alkohol, das wissen wir eh alle, und ausreichend Schlaf. Das gehört dazu. Ausreichend Schlaf kommt aber zu kurz, vor allem in einer Welt mit einer Zunahme an beruflichen Anforderungen, wo man rund um die Uhr erreichbar sein muss oder glaubt, rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen, rund um die Uhr aktiv sein zu müssen, auch in der Freizeitgestaltung, wo man Netflix-Serien die ganze Nacht anschaut, weil es so spannend ist und wir uns dann wundern, dass wir in so eine chronische Müdigkeit hineinkommen, und Kinder und Jugendliche, vor allem Kinder, bereits Konzentrationsstörungen haben, weil sie einfach an irgendwelchen Geräten sitzen und herumdaddeln oder tipseln. Das hat einen Einfluss. In Städten, wo es keine Regelungen mit Ladenschlusszeiten gibt, wo es keine Sonntagsschließzeiten gibt, wie es das in Österreich, Gott sei Dank, gibt, wo der Tag zur Nacht wird und die Nacht zum Tag und alles gleich ist und immer Betrieb ist, sind die Schlafstörungen nachweislich noch deutlich höher und deutlich mehr, als sie in Österreich oder in ähnlichen Ländern sind, wo es solche Regelungen gibt. Also da kommt noch etwas auf uns zu. Das wird massiv die Gesundheit im Sinne einer Volkskrankheit beeinflussen, die Schlafstörungen und deren Folgen. Auf das möchte ich nur einmal hinweisen. Ich werde mich da noch intensiver damit beschäftigen und dazu auch zu Wort melden.
Was aus dem Bericht auch hervorgeht, ist, dass es sehr oft Probleme gibt, weil es kein Patientenleitsystem gibt. Ja, ich fasse das jetzt so zusammen. Viele müssen irgendwo anrufen, zum Beispiel eben auch bei der PatientInnenanwaltschaft, um zu fragen: Wo gehe ich jetzt hin? Jetzt gibt es dieses Projekt auf Bundesebene, das in Wien, in Vorarlberg und in Niederösterreich durchgeführt wird: Das Patiententelefon. Da wird man sehen, wie das dann letztendlich beurteilt wird. Ich halte den Ansatz für gescheit, wo man einmal anrufen und sagen kann, ich hab‘ jetzt starke Bauchschmerzen, und dann nach einem Leitsystem, nach einem Algorithmus befragt wird und dann beraten werden kann. Das ist ein guter Ansatz. Aber eigentlich wäre es meiner Meinung nach, und das machen auch sehr viele Hausärzte und -innen, die Aufgabe des behandelnden Familienarztes oder der Familienärztin, die Patientinnen und Patienten zu leiten. Das heißt, zu sagen, das kann ich nicht behandeln, da gehören Sie dort und dort hin. Und auch den Weg dorthin zu legen und dort im Spital anzurufen und zu sagen, wenn es so weit ist: Ich brauche ein Bett für meine Patientin. Es gibt viele, die das machen, aber zu wenige noch, weil sonst würde es diese unnötigen Wartezeiten nicht ge
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