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Landtag, 28. Sitzung vom 05.10.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 28

 

das jetzt allen gefällt oder nicht. Das interessiert mich nicht, weil alle Sprachen gleich viel wert sein müssen. Dann wird das eben auch angeboten. Da müssen wir PädagogInnen suchen, die das vielleicht schon können, weil es wird nicht jede Anna und jeder Heinz deswegen Türkisch lernen, weil sie oder er das im Kindergarten unterrichten möchte. Aber es gibt Leute, die das schon können, die das als Qualifikation mitbringen. Da können wir eine Offensive quer durch Österreich machen und sagen: Ihr, die ihr schon Sprachen könnt, die die Kinder dort übrigens auch reden, macht doch den Job!

 

Was ist das Nächste? Warum machen das viele Leute nicht? Das war eine Wahnsinnszahl heute. Diese akademische Zusatzausbildung macht genau ein Mann. Ein Mann! Der Rest sind Frauen, steht in der Zeitung. Es steht dort noch als eine der Begründungen, es ist schlecht bezahlt. Jetzt muss man sich einmal vorstellen, wir sagen alle, überall, wie wichtig die Kinder sind. Dann bringen wir die Kinder in den Kindergarten, erste Bildungseinrichtung, und dort arbeiten Leute, die so schlecht bezahlt sind, dass es für Männer nicht zumutbar ist, die Arbeit zu machen! Wir haben gerade ein Frauenvolksbegehren rennen. Wer es noch nicht unterschrieben hat und es noch nicht seinen Freunden und Freundinnen, Verwandten gesagt hat, sollte heute vielleicht noch zwei, drei Leute im Anschluss anrufen, und selber überdenken, weil es haben hier auch noch nicht alle unterschrieben. (Abg. Armin Blind. Kommen Sie zur Bildung!)

 

Wenn wir das alles von Anfang an ernst nehmen würden, würde der Kindergarten anders ausschauen, würde die Volksschule anders ausschauen. Nur, da müssen alle zusammenhelfen. Noch einmal, es braucht nicht ein bisschen Geld, sondern massig. Dann würde man nicht so zynisch sagen, die Ganztagsschulen sollen alle freiwillig sein. Da machen wir ein Angebot und jeder macht es selber. Natürlich gibt es Familien, die das leisten können. Und es gibt eine ganze Menge Familien, die das aus verschiedenen Gründen nicht leisten können. Der schwierige Teil ist, dass wir als Politik, als Politiker und Politikerinnen, zuständig sind, allen die Chancen zu ermöglichen.

 

In England gibt es kein Wort für Ganztagsschule. Wieso nicht? Weil Schule ganztägig ist. Ein Tag hat 24 Stunden, nicht 16. Das kann man nicht alles diskutieren. Eine Schule ist ganztägig. Es gibt übrigens wahnsinnig wenig katholische Internate, die zu Mittag zusperren und am Nachmittag nur spielen lassen. Es gibt überhaupt wenige Privatschulen, die zu Mittag die Leute heimgehen lassen. Dort, wo die Leute das Geld haben, es zu kaufen, ist es sowieso ganztägig. Dort, wo die konservativen Leute ihre Internate besetzen, ist es sowieso ganztägig. Dort ist von Familie überhaupt wenig, weil sie sind ja nicht daheim, sie sind sowieso im Internat. Aber die anderen zahlen das freiwillig. Das Angebot muss am Ende mindestens so hoch sein, dass alle einen Ganztagsplatz haben können. Dann können die anderen immer noch etwas anderes haben, aber es wird sukzessive so ausgebaut. Die Nachfrage gibt es. Es ist eine künstliche Verknappung, das nicht zu machen. (Lhptm-Stv. Dominik Nepp, MA: Geh, bitte!)

 

„Wo arbeiten zwei Leute?“, war die Zwischenfrage. Der Idealzustand ist halt schon, dass beide, Männer und Frauen, selber arbeiten und selber Geld verdienen, weil sie sich nicht darauf verlassen können, dass der eine dem anderen, oder umgekehrt, irgendwann das Geld finanzieren kann. Idealerweise gehen wir doch alle einer Arbeit nach, die uns womöglich noch gefällt, gut bezahlt ist, und so weiter. Da machen wir doch nicht den Unterschied und sagen, das muss wie in den 60er und 70er Jahren sein. Meine Mutter hat vier Kinder erzogen und kriegt null Euro Pension. Wenn Sie es sich ausgesucht hätte, so gern sie uns vier hoffentlich hat, und es geht ihr noch gut, hätte sie auch andere Pläne gehabt, was man nicht alles machen kann. Das gilt für alle Leute draußen. Eine Ganztagsschule und ein ganztägiger Kindergarten, nicht nur ein Jahr, sondern zwei Jahre, und für die Kinder wäre es schlauer, länger, wäre alles gescheit zu machen. Das vertreten aber am Ende in Österreich progressive Parteien und Leute. Die Konservativen machen ein Elitesystem, das von einem Kastensystem lebt, das sich reproduzieren soll (Abg. Armin Blind: Wer ist da progressiv? Wir sind so retro, wie nichts anderes!), wo von unten ganz wenige hinaufkommen dürfen, und egal, wie unfähig jemand ist, nie jemand hinunterfallen darf, weil man es halt vererbt und vererbt und vererbt. Das ist das Gegenteil dessen, was uns vorschwebt.

 

Wer Interesse an Bildungsprogrammen, Konzepten - wir müssen neue Konzepte machen - hätte, das gibt es alles. Wir wissen, was man alles tun müsste. Jede Partei hat ein paar Bildungskonzepte. Die einen machen es halt nur mehr nach Herkunft als nach Zukunft ausgerichtet. Aber von den GRÜNEN, nicht nur von den GRÜNEN, gibt es Konzepte, wie ein Kindergarten ausschauen soll, wie ich ihn qualitativ besser mache. Es steht aber leider jedes Mal auch dabei, dass es etwas kostet. Das gibt es nicht gratis.

 

Wenn wir das einmal verinnerlicht hätten, dass jedes Kind, nur das ist ja nicht Konsens in der Republik, unabhängig davon, wo die Eltern herkommen, unabhängig davon, welche Religion es hat, unabhängig davon, ob es ein Mädchen oder ein Bub ist, die gleichen Chancen haben soll, dann muss man eine Menge umstellen. Da gibt es keinen Konsens in diesem Land, bei einer Partei schon gar nicht. Und auch nicht bei den anderen, die mit denen in der Bundesregierung sitzen.

 

Es ist das Allerärgste, wir kriegen ein Bildungspaket hingeklopft, das retro ist, wie in vielen Bereichen die Politik momentan, das allem widerspricht, was alle fordern und sagen, dass gescheit ist. Man zieht Wien, nicht nur Wien, sondern allen Städten, Personal ab und sagt, sie müssen es besser hinkriegen.

 

Zwischendurch finden viele Probleme in der Schule statt, aber es sind nicht alle dort erfunden worden. Ich nehme nur eines, weil die Gewaltprävention jetzt öfters vorkommt. Wer glaubt, dass sich ein 13-Jähriger in der Schule überlegt, ob er gewalttätig werden soll oder nicht, und dann macht er es dort, hat auch keine Ahnung vom Leben. Er kommt dort schon von irgendwo her. Also wer wirklich ansetzen will, muss insgesamt an einem Männerbild - noch einmal, Frauenvolksbegehren - arbeiten,

 

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