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Landtag, 38. Sitzung vom 27.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 37 von 63

 

durch mehr Investition in diesen Bereich. Dort, wo es School Nurses oder Schulärzte gibt, die vor Ort sind, dort kann man sich wirklich auch um Benachteiligte kümmern, dort kann man auf das Impfen achten, dort kann man auch psychosoziale Dinge erkennen.

 

Frau Abg. Korosec, ich danke sehr herzlich, dass du gesagt hast, dass wir die Qualitätskontrolle besonders betreiben sollen. Das weiß ich, dass dir das seit vielen Jahren ein Anliegen ist. Und weil du darauf eingegangen bist, dass es eine Ungerechtigkeit hinsichtlich der Verteilung von Wahlarztordinationen und Kassenordinationen gibt: Das kann uns in Wien nicht gleichgültig sein! Noch vor einigen Jahrzehnten war es so: Wahlärzte waren für ganz wenige da, für Menschen, die das wollen oder die nicht versichert sind, weil sie aus dem Ausland sind. Mittlerweile ist es schon so, dass man in manchen Fächern schauen muss, ob man überhaupt einen Kassenarzt findet! In der Gynäkologie, berichten Frauen, ist es beispielsweise so, dass sie bei einem Ordinationswechsel auf einen neuen Arzt/eine neue Ärztin hingehen, der Arzt hat einen Kassenvertrag, und wenn sie das nächste Mal hingehen, hat er den Vertrag zurückgelegt! Da muss man sich dann überlegen: Na gut, bleibe ich jetzt da oder nicht? - Das ist eigentlich eine Zumutung für Patienten und Patientinnen.

 

Jetzt habe ich gegenüber Ärzten nicht grundsätzlich ein Misstrauen, weil ich weiß, was für gute Arbeit sie machen, aber sie brauchen auch Rahmenbedingungen. Es kann nicht so sein, dass ein Kassenarzt/eine Kassenärztin sich um die kümmern muss, die ein bisschen - und das meine ich jetzt nicht so despektierlich, wie es vielleicht klingt - so wie Wanderpokale herumgereicht werden, die anstrengend sind, die multimorbid sind, die vielleicht nicht compliant sind. Und da gibt es dann wenige Kassenärzte, die sich um die Wundversorgung kümmern, dann gibt es die Spitäler, die ihre Türen offen haben müssen - und die Wahlärzte betreiben Rosinenpicken und holen sich diejenigen, die eben compliant sind, vielleicht wenige Erkrankungen haben und mehr Geld; mehr Geld zum Beispiel für allerlei Wässerchen und Pillchen, die keine Evidenz haben, aber die man in der Wahlarztordination unbemerkt verkaufen kann.

 

Also wir brauchen Qualität und wir brauchen eine gerechte Versorgung, und da möchte ich auch gleich auf das Thema Ambulanzen und Wartezeiten eingehen. Ich habe hier Fälle geschildert, wo es wirklich unzumutbar ist, unzumutbar, dass da alte Leute sitzen und schon einigermaßen verwirrt sind - weil dehydriert und weil ängstlich -, und sie werden nicht versorgt. Den öffentlichen Spitälern mache ich da einen Vorschlag - ich wiederhole ihn hier noch einmal -: Nehmen Sie Servicepersonal in den Ambulanzen in Vertrag, also Menschen, die herumgehen und so banale Dinge tun, wie sagen: Sie können jetzt durchaus die Toilette aufsuchen, sollten Sie aufgerufen werden, merke ich das, und dann werden Sie drankommen. Oder: Haben Sie etwas gegessen? Muss man jemanden anrufen? Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen? - Es geht um so kleine Dienste, die helfen würden.

 

Aber - und das ist mir auch wichtig - eines kann nicht sein: Jüngst hat eine Studie bewiesen, dass nicht nur die Wienerinnen und Wiener, aber diese besonders, oft sagen: Da gehe ich gleich ins Spital - wegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit, wegen jeder Banalität -, am besten mit der Rettung! Also all jenen, die einwenden, dass wir auf die Rettungskosten aufpassen müssen und dass es da sozusagen Rückzahlungsforderungen gäbe, muss schon klar sein: Die Rettung soll das tun, was sie tut, nämlich retten - sie ist kein Taxi ins Spital -, und sie ist auch wirklich dazu da, dass sie die Menschen schnell und gut versorgt.

 

Also müssen wir auf andere Formen setzen. Ich möchte da die Rufnummer 1450 erwähnen, wo man abklärt, was es braucht. Oft rufen Gesunde an, die besorgt sind, und wenn sie dann gesagt bekommen: Legen Sie einen Topfen auf!, oder: Gehen Sie morgen zum Hausarzt!, dann sind Sie auch zufrieden. Nicht jeder, der Sorgen hat, muss gleich ins Spital, und schon gar nicht mit der Rettung. Also: Bauen wir unser System so richtig um, dass nur die in ein Spital kommen, die dort ärztliche Hilfe auf diesem Niveau brauchen! Dann sind die Mediziner und Medizinerinnen entlastet, die Patienten warten nicht so lange, und der niedergelassene Bereich soll seine Hausaufgaben machen - hinsichtlich Öffnungszeiten, hinsichtlich Ausbau der Primärversorgungszentren und hinsichtlich der Erreichbarkeit in den Abend- und Nachtstunden.

 

Ich möchte noch zu dir etwas sagen, Frau Abg. Korosec: Ich freue mich sehr, dass manchmal etwas, was wir fordern, auch funktioniert. Die zentrale Geburtsanmeldung ist so etwas. Man muss nicht umherlaufen und sich fragen: Na, wo werde ich denn wohl unterkommen? - Da wurde also etwas umgesetzt, was zur Befriedung und zur Beruhigung der Betroffenen absolut notwendig ist.

 

Frau Abg. Meinhard-Schiebel, ich freue mich auch über die Erwähnung der Heimkommission, denn da wird viel wichtige Arbeit gemacht. Wir wissen, dass Bewohner und Bewohnerinnen aus den Pflegeeinrichtungen schwerer den Weg in die Patientenanwaltschaft finden. Sie sind nicht mobil, sie wissen nicht, wo wir zu finden sind. Da kommen Experten und Expertinnen und hören zu, und ich freue mich, dass da auch die Auskunft gegeben wird, dass man sich an uns wenden kann.

 

Eine kleine Ergänzung zu deinem Hinweis zur Patientenverfügung: In der WPPA kostet es nichts! Nichts, nichts, nichts! Man kommt zu uns, und die Juristen und Juristinnen machen eine Patientenverfügung. Ja, es kostet die Konsultation beim Arzt etwas, aber dafür können wir nichts, das können wir nicht ändern.

 

Herr Abg. Koderhold, Ihrer Fachlichkeit bin ich als Patientenanwältin natürlich nur im Detail gewachsen und nicht im Ganzen. Also die Frage, ob Grippeimpfungen bei Kindern erfolgen sollen oder nicht, kann man diskutieren, und ich würde Sie bitten, mit Frau Prof. Wiedermann-Schmidt, die in dieser Frage ja ausgewiesene Expertin ist, zu reden. Ich bin da für jede Empfehlung, die Sinn macht, offen.

 

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