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Landtag, 46. Sitzung vom 25.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 34 von 79

 

Schon im Vorwort wird aber festgestellt, dass das Wiener Gesundheitswesen sich als der Krise gewachsen gezeigt hat. Ich möchte das auch deutlich unterstreichen, denn durch die gute Ausstattung der Spitäler sowohl in personeller als auch technischer als auch organisatorischer Hinsicht und durch die gescheite Krisenplanung sind uns Situationen, wie sie zum Beispiel in Italien, Frankreich und Spanien aufgetreten sind, erspart geblieben.

 

Ich möchte schon auch auf eines hinweisen, da ich immer wieder den Eindruck habe, dass doch immer wieder - zwar nur von Einzelnen - gesagt wird: Na, es ist eh nichts geschehen, der Aufwand mit dem Messezentrum zum Beispiel, das Zurverfügungstellen von zusätzlichen Betten, das war alles unnötig und das hätte man gar nicht gebraucht, weil eh nichts war. - Das ist das Präventionsparadox, wenn man einer üblen Sache vorbeugt und damit erfolgreich ist und das nicht in dem befürchteten Ausmaß eintritt, sagt man nachher: Wozu haben wir das überhaupt gebraucht, wenn eh nichts war? - Das ist ein Paradox und das bleibt es auch, und das muss man schon immer wieder in Erinnerung rufen.

 

Ich glaube, bei neuen Erkrankungen, wie sie jetzt vorliegen, nämlich diese Covid-2-Geschichte, ist es notwendig, dass man genügend Zeit für die Patientinnen und Patienten hat. Das heißt, entsprechend ausreichend Betten, entsprechend Personal, um auch gute Ergebnisse zu erzielen. Denn wenn schon zehn Patienten vor der Türe einer Intensivstation sind, kommt eine Hektik hinein und es ist nur mehr Notfallmodus und es kann nicht mehr überlegt und gut behandelt werden. Das ist zum Beispiel im Kaiser-Franz-Josef-Spital, Klinik Favoriten, ausgezeichnet gemacht worden. Man bemerkt das auch am Outcome, daran, wie viele da gesund wieder heimgegangen sind, nämlich mehr als anderswo. Dies deswegen, weil man von PatientIn zu PatientIn gelernt hat, welche Therapien ansprechen und was sinnvoll ist. Jetzt weiß man viel, viel mehr als am Anfang und ist für schwerkranke Patientinnen und Patienten weiter gerüstet.

 

Somit hat sich das öffentliche Gesundheitswesen wieder einmal bewährt - das schreibst du auch in deinem Bericht, und das möchte ich nur unterstreichen. Es hat sich gezeigt, dass Privatisierungen somit in diesem Bereich, nämlich im Gesundheitsbereich, in keinster Weise angebracht sind. Ich möchte diejenigen dann kennen lernen, die vielleicht wieder irgendwann auftauchen und dann sagen, man soll das auslagern und das privatisieren und dort Betten abbauen und reduzieren. An diesem Beispiel hat sich gezeigt, dass das einfach dumm ist.

 

Wenn hier kritisiert wird - das muss ich jetzt kritisieren -, dass einige niedergelassene Ärztinnen und Ärzte nicht geöffnet hatten, dann möchte ich schon anmerken, dass auch zu Beginn der Corona-Krise die Ausstattung mit Schutzkleidung und Masken im niedergelassenen Bereich sehr, sehr schlecht war, und zwar österreichweit und in Wirklichkeit auch europaweit. Obwohl es in den Pandemieplänen überall festgehalten war, dass man Schutzkleidung für den Notfall braucht, wurde das nicht im notwendigen Ausmaß vorgehalten. Das ist auch etwas, das man meiner Meinung nach daraus lernen kann.

 

In Niederösterreich gibt es einen niedergelassenen praktischen Arzt, der selbst vor einem Jahr eine Stammzelltransplantation hinter sich gebracht hatte und trotzdem, in großer Sorge um seine Gesundheit, geöffnet hat - ich habe ihm empfohlen, nicht ohne Schutzkleidung und Masken zu öffnen. Daran sieht man schon auch, dass es bei vielen, nicht bei allen, trotz dieses Unbills des Mangels an Schutzkleidung ein sehr großes Engagement gab und diese bereit waren, für die Patientinnen und Patienten zur Verfügung zu stehen.

 

Ich habe es auch selbst in der Spitalsambulanz gemerkt, die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten war eine ausgezeichnete. Wir haben telefoniert, wir haben abgesprochen, dass eine Blutabnahme im niedergelassenen Bereich organisiert und telefonisch besprochen wird.

 

Da komme ich schon zur Telemedizin: Es hat sich gezeigt, die Telemedizin ist es wert, ausgebaut zu werden. In verschiedenen Bereichen wird das gehen und ist das sehr klug, glaube ich. Das Einfachste sind Befundbesprechungen, nicht, um jemand am Telefon mitzuteilen, dass er Leukämie hat, sondern Befundbesprechungen als Verlaufskontrolle, wenn alles in Ordnung ist. Da braucht der- oder diejenige nicht wirklich in die Ambulanz zu kommen, sondern das kann man, wenn der das wünscht, wenn ihm das ausreicht, durchaus telefonisch machen.

 

Das ist eine Kleinigkeit, aber ich glaube, das kann man auf viele Bereiche ausweiten - Blutdruckmonitoring, auch Diabetesmonitoring. Man kann die Beratung, wie man weiter tut, welche Insulindosis man weiter macht, et cetera, das kann man alles in Wirklichkeit telemedizinisch lösen. Ich glaube, das gehört auch ausgebaut und wird vielleicht auch personell eine gewisse Entlastung bringen.

 

Die Privatmedizin ist jetzt auch angesprochen worden: Ich verstehe es, wenn jemand zu einem Wahlarzt oder einer Wahlärztin geht, weil es da mehr Zeit für ein Gespräch gibt. Die Lösung ist aber nicht, dass man sagt, man versteht das und die sollen dort hingehen, sondern die Lösung muss sein, dass man den niedergelassenen Bereich, den kassenärztlichen Bereich ausbaut, und zwar so, dass dort auch so viel Zeit ist, denn es ist ja nicht so, dass die Allgemeinmediziner, die alle Kassen haben, nicht reden wollen, sondern die haben sehr viele Patientinnen und Patienten und können deshalb nicht reden. Wenn sie keine abweisen sollen, dann muss es in der Zeiteinheit schnell gehen. Das ist natürlich nicht gut und deswegen führt kein Weg daran vorbei, dass wir im niedergelassenen Bereich auch in Wien - da reden wir jetzt über die Österreichische Gesundheitskasse - mehr niedergelassene Allgemeinmediziner brauchen. Wir brauchen auch neue Formen über die, die geplant sind und wo aber die Zusammenarbeit mit der Gesundheitskasse und der Ärztekammer notwendig ist und wo es sich immer wieder spießt und wo nichts oder wenig weitergeht. Es geht viel zu wenig weiter, und da muss man Druck machen. Ich weiß eh, dass du dahinter bist und

 

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