Landtag, 46. Sitzung vom 25.06.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 79
chen. Sie haben noch eine große Tagesordnung, und ich weiß, was es heißt, hier viel Zeit zu verbringen.
Ich freue mich aber sehr und möchte das an den Anfang stellen, dass mir von allen Fraktionen für mein Mitarbeiterteam ein so hohes Lob ausgesprochen wurde! Das gebe ich gerne weiter. Es war in den letzten Wochen auch für unser Team nicht ganz leicht, sozusagen zurechtzukommen mit Lockdown, Homeoffice und einer sehr geänderten Beschwerdesituation. Wir mussten auch selbst erst einmal schauen, wie wir die Dinge jetzt aussortieren können, worum es geht und wer die wichtigen Partner und Partnerinnen sind, die jetzt anzusprechen sind
Im Hinblick darauf möchte ich am Anfang auch meinen Dank an Sie und auch an das Wiener Gesundheitswesen ausrichten. Wir haben im vergangenen Jahr gut zusammengearbeitet. Es gibt, denn das liegt in der Natur meiner Funktion, immer wieder auch Streit im konstruktiven Sinn, und den haben wir auch geführt. Und in den Empfehlungen, die ich mit meinem Team niedergeschrieben habe, möchte ich diesen Streit auch konstruktiv führen. Es steht in meinem gesetzlichen Auftrag schlicht und einfach, dass ich Empfehlungen geben soll. Wir kommen dem sehr gerne nach, und ich freue mich sehr, wenn diese Empfehlungen hier gut ankommen
Zu den einzelnen Fraktionen: Herr Abg. Kops! Dass es darum geht, Ungerechtigkeiten zu beseitigen, halte ich für eine wichtige Aufgabe. Da kann die Wiener Patientenanwaltschaft durchaus einiges einbringen.
Herr Abg. Gara! Da sind Sie ja! Die Sitzordnung ist mir nicht mehr so vertraut. Dem, was Sie betreffend Defizite hinsichtlich Diabetesversorgung von Kindern angesprochen haben, ist nichts hinzuzufügen. Wir müssen, was Diabetes betrifft, bei Kindern an die Wurzeln herangehen. Mir tut es in der Seele weh, wenn ich Vierjährige sehe, die im Supermarkt bei „Nimm 3, zahl 2“, alles in überdimensionierter Form, zugreifen, denn dann ist es für Eltern und Lehrer und auch für die Mediziner schwer, dagegen anzukämpfen. Wir müssen uns das also systemisch anschauen. Diabetes und Übergewicht im Kindesalter bewirken ganz schlechte Prognosen für die Zukunft.
Ja. Die Datenlage ist schlecht, sie sollte verbessert werden. Wir müssen wissen, wie die Versorgung und wie die Situation aussieht. Es haben mehrere Abgeordnete darauf hingewiesen: Wir haben einen Datenschatz, den wir heben, nützen und auch interpretieren müssen.
Im Hinblick auf die zweifach von Frau Abg. Frühmesser und von Ihnen, Herr Abg. Gara, angesprochene Mangelsituation hinsichtlich der Pflegekräfte in der Neonatologie muss uns bewusst sein, dass das eine Aufgabe ist, die künftighin nicht weniger werden wird. Die Neonatologie erbringt große Leistungen, immer kleinere Frühchen können überleben. Ich habe mir die Neonatologie angeschaut und kann sagen: Was da die Pflege leistet, das kann man sich nicht vorstellen! Da muss man mit winzigsten Pipetten in winzigste Körper eindringen, und da besteht ein irrer Druck. Wenn irgendjemand - hier herinnen eh nicht, aber in der Bevölkerung - noch glaubt, dass Pflege ein bisschen Windeln wechseln, ein bisschen füttern und ein bisschen lieb haben ist, dann sage ich: All das gehört auch dazu, aber das ist eine hochspezielle Aufgabe, und ich würde mich nicht einmal getrauen, hinzugreifen, weil das so kompliziert ist! - Es ist lieb, mit kleinen Kindern zu arbeiten, das hat einen schönen emotionalen Faktor. Aber manche Menschen sind von dieser Verantwortung auch sehr belastet, insbesondere wenn es einen Mangel an MitarbeiterInnen und an Ausbildungsplätzen gibt. Da ist also wirklich etwas zu tun!
Was den Ausbau von mehreren neonatologischen Zentren betrifft, bin ich ein bisschen auf der Bremse. Wien ist erreichbar. Wir haben eh schon genügend Einrichtungen. Wir sollten aber dort die Kompetenz so gut ausbauen, dass man weiß, wenn man in einem Schwerpunktspital entbunden hat und es ein neonatologisches Problem gibt, dann kommt man ins AKH, ins SMZ-Ost oder ins Wilhelminenspital, und dort wird wirklich gute Versorgung geleistet.
Betreffend WSP und Trennung von Geburtshilfe und Gyn sehe ich das Problem. Ich habe mit dem Ärztlichen Direktor, Herrn Binder, gesprochen. Man ist jetzt wirklich - und das finde ich sehr gut - so weit, mit den zuständigen Abteilungsvorständen ein Konzept für Wien zu machen, wo man die einbindet, die es können und die die die Verantwortung tragen. Und ich bin ganz zuversichtlich, dass da etwas Gutes herauskommt. Was dann am Schluss wo sein wird, das wird dann zusammen auch mit den Primarärzten und -ärztinnen entschieden werden.
Was die Krankentransporte betrifft, war der Runde Tisch sehr wichtig. Das hat dazu geführt, dass die Dinge einmal auf den Tisch gekommen sind. Wir haben ein gutes Konzept entwickelt. Auch der Krankenanstaltenverbund hat ganz ausdrücklich seine Hausaufgaben gemacht, damit man auch drinnen nicht so lange warten muss und dass der interne Transport besser organisiert wird.
Ich stehe aber nicht an, zu sagen, dass die Corona-Krise diesem guten Projekt sozusagen ein bisschen einen Kräutel hineingerieben hat, so wie das in vielen Bereichen ist, denn jetzt gibt es neue Herausforderungen, jetzt müssen Menschen wieder wegen ihrer Vulnerabilität einzeln transportiert werden, es muss desinfiziert werden, und es sind 1.000 Dinge zu bedenken. Die Leute dort haben es jetzt nicht ganz leicht.
Es geht selbstverständlich auch in diesem Zusammenhang ums Geld. Dazu wird sich auch die Sozialversicherung einmal äußern müssen. Es kann nicht sein, dass man diese Leistungen dauernd unterfinanziert!
Frau Abg. Korosec! Ich freue mich sehr über das Lob. Du bist ja so wie ich schon sehr viele Jahre - fast noch länger als ich - dabei und weißt, was zu tun ist. Dass insbesondere du darauf hinweist, dass der Patientenentschädigungsfonds ausgebaut werden soll, halte ich für eine gute Unterstützung unserer Arbeit, denn - auch Frau Abg. Frühmesser hat das aufgegriffen - das ist wirklich insbesondere für die Patienten von Bedeutung: Wenn uns nämlich das Geld ausgeht, dann können wir unseren Entschädigungsleistungen nicht nachkommen.
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