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Landtag, 14. Sitzung vom 23.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 83

 

Vielen Dank für die Beantwortung und auch für die klare Richtung, in welche die Stadt Wien zur Unterschutzstellung denkt. Ich muss selber gestehen, dass ich in meiner Beurteilung, ob die Unterschutzstellung der Helmut-Richter-Schule von einem Problemfall zu einem Vorzeigeprojekt werden kann, noch nicht endgültig abgeschlossen ist, weil eben grundliegende Informationen für diese Beurteilung fehlen, unter anderem auch die Einschätzung der technischen Probleme. Die architektonische Beurteilung, glaube ich, ist in der Fachwelt ziemlich eindeutig, aber beim Ausgangspunkt, nämlich der Frage, wie sanierungsbedürftig dieses Gebäude ist, erhält man sehr, sehr unterschiedliche Informationen.

 

Das heißt: Wäre es aus Ihrer Sicht auch für die Diskussion in der Fachwelt angeraten, die Stellungnahme der Stadt Wien, sobald sie fertiggestellt sein sollte, auch zu veröffentlichen?

 

Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann.

 

Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ja, prinzipiell bin ich immer für einen möglichst offenen und transparenten Umgang, gerade auch, was die Diskussion über das Erhalten architektonischer Projekte betrifft. Es wird ohnehin, wie ich meine, in der Fachwelt eine intensive Diskussion geben. Es gibt ja, seit das Gebäude geplant und umgesetzt worden ist, auch in der Fachwelt sehr unterschiedliche Meinungen. Ich kann mich noch gut erinnern, als das Projekt geplant worden ist, hat das zwischen den Expertinnen und Experten der Schulverwaltung und jenen, die sich für eine moderne, innovative Architektur einsetzen, sehr kontroversielle Diskussionen gegeben. Es war von Beginn an ein Projekt, das umstritten war, aber das ist in der Architektur so. Wenn man moderne, mutige Architektur einfordert, dann muss man sich auch kontroversiellen Diskussionen stellen. Das wäre nicht das erste Objekt in Wien und auch in anderen Großstädten wird über Architektur diskutiert. Das ist gut und richtig so.

 

Natürlich ist auch wichtig, dass wir über die Erhaltung einzelner Objekte diskutieren. Wir haben ja auch neue Richtlinien geschaffen, um Gebäude, die vor 1945 errichtet worden sind, zu erhalten und hier den Abbruch strenger zu kontrollieren. Das gilt natürlich auch für den Umgang von Bauwerken, die in den letzten Jahrzehnten errichtet worden sind. Viele davon sind nicht erhaltenswürdig, manche sind typisch für bestimmte Phasen der Architekturentwicklung und Architekturgeschichte.

 

Beim konkreten Objekt ist es so, dass es als Schule schwer nutzbar ist. Ich glaube, da sind sich alle Expertinnen und Experten einig, dass es viele Rahmenbedingungen gibt - ich habe einige erwähnt, wie zu laut, zu heiß, zu kalt -, dass es für eine Schulraumnutzung nicht die entsprechenden Rahmenbedingungen schafft. Wir denken jetzt in die Richtung, ob es möglich ist, einen Teil des Objektes zu erhalten, um den architektonischen Inhalt auch einer Nachwelt zu überliefern, trotzdem aber sicherzustellen, dass es eine Nutzung gibt, die auch den Standort erhalten kann.

 

Ich habe einleitend betont, dass es von der Widmung her möglich ist, auch Wohnraum zu schaffen und vielleicht kann die Entwicklung in eine Richtung gehen, dass ein Teil erhalten werden kann und das beispielsweise durch zusätzliche Wohnbauten mitgetragen wird. Vielleicht ist das ein Kompromiss, den wir in der Diskussion auch mit dem Bundesdenkmalamt und mit Expertinnen und Experten und auch mit Interessierten aus der Architekturwelt finden können.

 

Präsident Ernst Woller: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Keri gestellt. Ich erteile ihr das Wort.

 

9.26.51

Abg. Sabine Keri (ÖVP): Guten Morgen, Herr Bürgermeister!

 

Wir haben jetzt viel gehört. Nachnutzung, Umnutzung, auch Wohnraumschaffung waren jetzt gerade ein Thema. Aus dem Bezirk hört man ja jetzt auch schon seit Längeren, dass es eigentlich geplant ist, dort einen Gemeindebau zu errichten. Können Sie diese Pläne bestätigen?

 

Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landeshauptmann.

 

Lhptm Dr. Michael Ludwig: Ich kann bestätigen, dass wir gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt darüber nachdenken, wie es auf der einen Seite möglich ist, einen Kernbereich des ursprünglichen Gebäudes zu erhalten, und zum Zweiten, eine Funktionalität zu schaffen, die den Standort insgesamt entwickelt. Dazu gehört auch die Überlegung, Wohnraum zu schaffen. In welcher Art und Weise, in welcher Form, das ist keinesfalls noch entschieden. Wir sind noch, wenn man so will, in der Vorstufe, in der Diskussion, auch mit dem Bundesdenkmalamt über eine Lösung nachzudenken, wie man zumindest vielleicht einen Teil des ursprünglichen Objektes erhalten kann und eine Nutzung beispielsweise mit Wohnraum finden kann, um den Standort entsprechend abzusichern. Aber in welcher Art und Weise das geschehen wird, wird sicher noch Gegenstand vieler Gespräche und Diskussionen sein. Von der Widmung her wäre es prinzipiell möglich. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Also ja!)

 

Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung.

 

9.28.10†Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA - Frage|

Die 3. Anfrage (FSP-1375800-2022-KVP/LM) wurde von Herrn Abg. Zierfuß gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. (Der Personalnotstand an den Wiener Pflichtschulen wird immer akuter. Wir entnehmen den Medien, dass im Juni in nur einer Woche rund 25 Wiener Lehrerinnen und Lehrer ihr Dienstverhältnis aufgelöst haben. Damit hat eine ganze Wiener Schule innerhalb von sieben Tagen ihre Lehrer verloren. Wie viele Wiener Pflichtschullehrerinnen und -lehrer haben in den letzten vier Wochen ihr Dienstverhältnis aufgelöst und was gedenken Sie dazu, an konkreten Maßnahmen zu setzen, um diese Abwanderung zu stoppen?)

 

Ich erteile dem Herrn Vizebürgermeister das Wort.

 

Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter! Schönen guten Morgen!

 

Ich danke für die Frage, die deshalb wichtig ist, um Aufklärung darüber zu betreiben, wie viele Lehrerinnen und Lehrer in Wien tatsächlich ihr Dienstverhältnis kündigen, denn hier gab es ja unterschiedliche Zahlen in den

 

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