Landtag, 14. Sitzung vom 23.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 83
tempo“. - Vollkommen richtig! Wir sehen das auch in der Stadtregierung als sehr problematisch, angesichts unserer Zielsetzung der 36 PVEs, die wir umsetzen wollen. Das hat mehrere Gründe, und ich glaube, dass Sie die Gründe hier auch sehr gut skizzieren, die einfach in diesem Diskurs zwischen Wirtschaftskammer, Ärztekammer, teilweise auch der Österreichischen Gesundheitskasse zu sehen sind. Da sind wir dabei, einfach Modelle zu schaffen, die es einfacher machen, dass sich Gemeinschaften bilden, die eine solche Primärversorgungseinheit übernehmen. Wir haben uns hier sehr viele Ziele gesetzt. Wir sehen die Primärversorgungseinheit auch als ganz wichtige Einrichtung. Vor allem auch jetzt in der Pandemie hat sich gezeigt, dass das ein ganz, ganz wichtiger Stützpunkt in der Versorgung war, denn auch im Lockdown haben sehr viele der Primärversorgungseinheiten sehr gut funktioniert und waren geöffnet.
Wir sehen es auch als notwendig - und das skizzieren Sie später auch im Bericht -, dass wir gerade im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit dieses Modell der Primärversorgung voranschreiten lassen. Da gibt es jetzt auch ein paar ausgearbeitete Modelle, da gibt es auch sehr viele Interessenten, weil wir ganz klar sehen, dass ÄrztInnen nicht mehr allein in einer Ordination arbeiten wollen und dass es wirklich notwendig ist, so ein multiprofessionelles Angebot von ÄrztInnen, von Pflege, von LogopädInnen, von DiätologInnen, und so weiter zu haben. Das ist letztendlich das, was auch die Menschen, die Wienerinnen und Wiener in der Gesundheitsversorgung haben möchten, und das sollte letztendlich auch der erste Ort sein, wo Menschen Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen können.
Das heißt, die Wiener Stadtregierung ist sehr stark daran interessiert, den engen Austausch mit allen AkteurInnen zu pflegen, um den raschen Ausbau der Primärversorgung voranschreiten zu lassen.
Ein zweiter wichtiger Punkt in Ihrem Bericht ist das Thema der Pflegereform. Die Pflegereform kommt, und das attestieren Sie richtig, über sehr viele politische Lippenbekenntnisse nicht hinaus. Ja, da müssen wir schon auch in Richtung Bund schauen, da trägt auch der Bund eine sehr große Verantwortung, und immerhin hat jetzt die Bundesregierung nach jahrelangem Warten, damals tatsächlich am Tag der Pflege, einmal diese Eckpunkte einer Pflegereform präsentiert. Der große Wurf war es aus unserer Sicht, aus Sicht der NEOS noch nicht, weil der Fokus sehr, sehr stark im Bereich der stationären Pflege ist, aber gerade das, was für die Menschen sehr, sehr wichtig ist, nämlich die selbstständige Pflege, die Möglichkeit, sehr niederschwellig auch Pflegeangebote in Anspruch zu nehmen, kommt im Reformplan von Gesundheitsminister Rauch eigentlich gar nicht vor. Das war auch einer der Kritikpunkte aus dem Bereich der Pflege, dass wir diese Vielfalt der Pflege, die wir auch brauchen, diese vielfältigen Angebote, auch Berufsangebote, die wir brauchen, hier nicht vorfinden.
Denn der Pflegeberuf ist extrem herausfordernd, auch in der Pandemie, die steigenden Belastungen im Pflegebereich wirken sich massiv aus. Das führt dazu, dass auch viele den Pflegeberuf verlassen, in einen anderen Beruf gehen. Das ist nicht gut, das ist weder für das Gesundheitssystem gut, noch ist es für die, sage ich, Zukunft auch in der Ausbildung der Pflege gut. Wir setzen hier in Wien aber sehr, sehr viele Maßnahmen, um gerade die Ausbildung in der Pflege zu stärken. Wir haben dazu eine Reihe von Programmen auch gemeinsam mit dem Fachhochschulcampus skizziert und in Umsetzung gebracht. (Beifall bei den NEOS sowie von Abg. Luise Däger-Gregori, MSc und Abg. Kurt Wagner.)
Jetzt zu einem dritten Schwerpunkt, der mir immer ein großes Anliegen war - und da war ich, glaube ich, extrem hartnäckig auch in der Opposition. Es hat mich auch sehr gefreut, dass dieses Thema dann auch in der Gesundheitsplattform einen eigenen Schwerpunkt bekommen hat, denn ich glaube, es ist wichtig, dass wir die Gesundheitsplattform auch tatsächlich nutzen, so wie es StR Hacker auch jetzt neu initiiert hat, dass wir dort auch tatsächlich in den Diskurs treten können und letztendlich dort auch konkret Dinge verhandeln, die für die Gesundheitsversorgung in Wien wichtig sind. Und da spielt die Kinder- und Jugendgesundheit eine enorme Rolle. Dabei geht es nicht nur um das Thema der Kinder- und Jugendpsychiatrie - ich sage immer, das ist der „top of the pyramid“ -, sondern wir müssen wirklich ganz unten beginnen, das bedeutet: in der Prävention, in der Vorsorge bis hin zu dem Bereich der gesunden Ernährung, et cetera. Das ist ganz, ganz wesentlich.
Auch für die Versorgung der Kinder und Jugendlichen - und das schreiben Sie auch richtigerweise im Bericht - ist die Anzahl der niedergelassenen ÄrztInnen im Bereich Kinder- und Jugendheilkunde massiv gesunken. Wir sind hier auf einem extrem niedrigen Niveau - wir haben in manchen Bezirken ein wirklich großes Problem -, und da heißt es, Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass dieser für die Kinder- und Jugendgesundheit wirklich wichtige Beruf auch die entsprechende Wertschätzung bekommt, aber nicht nur Wertschätzung, sondern natürlich auch Finanzierung, und auch die Rahmenbedingungen bekommt, die es ermöglichen, dass sich ÄrztInnen und Pflegebereich finden und zum Beispiel gemeinsam auch so eine Versorgungseinrichtung wie eine PVE errichten. Das ist etwas, was wir im Regierungsprogramm auch festgeschrieben haben und wofür ich, wie gesagt, schon sehr großes Interesse vernehme. Ich glaube, dass wir da wieder in eine positive Richtung gehen können, um diese Grundversorgung für Kinder und Jugendliche massiv zu verbessern. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Ja, das Thema der psychischen Versorgung für Kinder und Jugendliche ist ein extrem wichtiges und durch die Corona-Pandemie in seiner Bedeutung noch massiv gesteigertes. Wir sehen das auch ganz, ganz stark. Daher braucht es hier flächendeckende Angebote. Dabei geht es nicht nur um die Kinder- und Jugendpsychiatrie - wie gesagt, das ist der „top of the pyramid“ -, sondern es geht auch um niederschwellige Angebote im Bereich von Klinischen PsychologInnen, FamilienpsychologInnen, et cetera, um bereits frühzeitig zu erkennen, wo Probleme auftauchen, und frühzeitig auch Hilfeleistungen anzubieten, damit es erst gar nicht zu dieser Eskalationsstufe
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