Landtag, 23. Sitzung vom 21.06.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 68
glaube, auch als Stadtregierung nehmen wir dieses Thema sehr ernst.
Genau dieses Thema des Entlassungsmanagements zeigt sich ja auch in einer sehr schönen Statistik. Denn von den telefonischen Beratungen, von den 6.554 Telefonaten insgesamt, hat die Entlassungsproblematik mit 24 Prozent die höchste Priorität. Das heißt, das ist letztendlich schon auch eine Response von den Patientinnen und Patienten, dass da etwas nicht so gut funktioniert. Oftmals sind Dinge auch unklar - auch das muss man dazusagen -, aber es ist eben auch die Realität.
Die zweite Priorität finde ich auch sehr interessant. Etwas, bei dem sehr viele Anfragen an die Patientenanwaltschaft kommen, ist mit 17 Prozent das Thema der Patientenverfügung. Das ist also auch etwas, mit dem sich die Menschen auseinandersetzen.
Was ich ganz spannend finde, ist zum Beispiel das Thema der Wartezeiten, das gefühlt auch oft sehr groß ist, aber aus der Statistik der Anfragen nur 2 Prozent ausmacht. Es ist also gar nicht so stark, wie vielleicht oftmals der Eindruck ist.
Das heißt, eines der Kernthemen ist zweifelsohne dieses Thema des Entlassungsmanagements. Das werden wir uns auch mit den Anregungen, die Sie hier machen, auch entsprechend anschauen, um diese Schnittstellen entsprechend zu verbessern. Das ist für mich, glaube ich, auch ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Das hat sozusagen Ihr Kollege oder Ihr ehemaliger Kollege, Dr. Bachinger in Niederösterreich, auch immer sehr stark gepredigt. Da ist für mich auch immer so ein Leitspruch: Wir müssen auch da diese Schnittstellen digital besser vernetzen. Es muss dieses Prinzip - digital vor ambulant vor stationär - auch tatsächlich gelebt werden.
Diesbezüglich werden wir auch in der Stadt die entsprechenden Schritte machen. Ich glaube, dass das ganz wichtig ist, um auch das Vertrauen der Menschen zu haben, dass man sich auch in diesem Übergang vom Spital in den niedergelassenen Bereich, im Bereich der Pflege und bei nachsorgenden Themen aufgehoben fühlt.
Wie gesagt ist das Entlassungsmanagement auf der einen Seite die Schnittstelle zum intramuralen Bereich. Da listen Sie auch die Mängel auf, die letztendlich nicht neu sind, aber die natürlich auch an Dynamik zunehmen. Da ist das ganz große Thema der Personalmangel - sehr, sehr stark vor allem auch im Pflegebereich, das muss man sagen.
Das ist aber jetzt kein Wien-spezifisches Thema, das ist ein generelles Thema im Gesundheitswesen, nicht nur in Österreich. Dass der Mangel gerade im Pflegebereich und auch im Ärztebereich - vor allem bei spezifischen Fächern im Bereich Kinderpsychiatrie, im Bereich Kinderversorgung insgesamt und auch in anderen Fällen - entsprechend groß ist, wissen wir. Ich glaube, dass sich der Wiener Gesundheitsverbund dessen schon sehr bewusst ist und auch Maßnahmen gesetzt werden, um auch die Attraktivität zu erhöhen und vor allem auch für den entsprechenden Nachwuchs zu sorgen.
Wir tun das im Pflegebereich am FH Campus mit den Ausbildungsschienen, die wir da auch auf die Reihe gebracht haben. Das ist aber kein Thema, das man kurzfristig lösen kann, weil es das Personal nicht kurzfristig gibt. Daher ist es quasi sehr, sehr wichtig, im Bereich der Patientenlenkung steuernd einzugreifen, also Strukturen zu verändern. Auch das tun wir zum Beispiel eben mit den Erstversorgungsambulanzen, damit die PatientInnen oder die Wienerinnen und Wiener zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort der Versorgung sind. Ich glaube, das ist wirklich entscheidend, um genau dieses Thema des Personalmangels durch richtige Patientenlenkung entsprechend zu verbessern. Nichtsdestotrotz ist das aber auch ein sehr, sehr großes Thema. Sie sprechen es auch in Ihren Empfehlungen an, dass man da auch wirklich aufpassen muss. Sie haben es als Abwärtsspirale bezeichnet, die sich entwickeln kann und die droht. Ich glaube, das ist auch wirklich ernst zu nehmen und es ist darauf zu schauen, weil wir ein sehr, sehr gutes Gesundheitssystem in Wien und in Österreich insgesamt haben.
Also, wir haben wirklich den Luxus eines hervorragenden Gesundheitssystems. Manche Dinge beginnen aber auch zu bröckeln. Da werden wir natürlich auch als Stadtregierung entsprechend entgegenwirken. Das hat auch mit den Arbeitsbedingungen des Spitalspersonals zu tun, so wie Sie es schreiben.
Ich glaube, auch die Gesprächsbereitschaft, die Gesprächsbasis und dieses Thema der echten Verhandlungen sind ein wichtiger Punkt. Sie führen es hier an. Ich glaube, dass es wichtig ist, innerhalb dieser Gruppe der verschiedenen Stakeholder - ob Staat, ob Ärztekammer, ob Gesundheitskassen, et cetera - nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, sondern im Sinne der PatientInnen auch wirklich strukturelle Maßnahmen zu erwirken. Denn das ist letztendlich die Chance, wie wir das System gemeinsam in eine Richtung lenken, sodass genau diese Qualität, die wir jetzt haben, auch langfristig gesichert ist.
Das Schnittstellenmanagement habe ich schon kurz erwähnt. Auch der extramurale, also der niedergelassene Bereich ist ein wesentliches Thema, das Sie im Bericht ansprechen. Wie gesagt sind der intramurale Bereich und der extramurale Bereich kommunizierende Gefäße. Da gibt es in einigen Bereichen auch einen Mangel an FachärztInnen, vor allem im Bereich der Allgemeinmedizin und - wie Sie es hier auch sagen - im Bereich der Kindermedizin. Da bin ich wirklich froh, dass wir als Stadt einen ganz, ganz wichtigen Schritt geschafft haben.
Alle, die mich kennen, wissen: Für das Thema bin ich die ganze Zeit - auch schon in der Opposition - gelaufen. Mir war es wirklich wichtig, dass wir es schaffen, endlich auch Kinderprimärversorgungseinheiten zu realisieren. Es freut mich, dass da einiges auf den Weg gebracht wurde und dass die langen Verhandlungen zwischen Ärztekammer und Gesundheitskassa - fast über zwei Jahre - gefruchtet haben, dass die Stadt ihren Beitrag liefert und dass jetzt endlich die ersten Primärversorgungseinheiten für Kinder und Jugendliche auf den Weg gebracht wurden. Es freut mich auch sehr, dass sich der Gesundheitsminister in Wien anschaut, wie das funktioniert. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
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