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Landtag, 29. Sitzung vom 25.01.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 31

 

Abg. Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Guten Morgen, Herr Landesrat!

 

Ich komme zurück zum Kern der mündlichen Anfrage: Wie wird sichergestellt, dass es ein gemeinsames Werteverständnis zwischen den Mitarbeitenden im Kindergarten gibt, das natürlich dann auch in der pädagogischen Arbeit mit Kindern zum Tragen kommt? Wie wird grundsätzlich hinsichtlich Kinderrechte sensibilisiert, und welche Möglichkeiten der Kontrolle von behördlicher Seite gibt es da?

 

Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.

 

Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Es ist wesentlich, dass in den elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen ein gemeinsames Wertebild gelebt wird, und ich bin froh, dass es hier auch einen konkreten Rahmen gibt - als Auflage für die Kindergärten, Kinderkrippen, aber auch Tageseltern -, wie mit diesen gemeinsamen Werteverständnissen gelebt wird. Da gibt es sogar eine bundesländerübergreifende Grundlage im Bildungsrahmenplan für elementarpädagogische Bildungseinrichtungen und im „Werte leben, Werte bilden - Wertebildung im Kindergarten“. Das ist ein gemeinsamer Rahmen, der sowohl für die Ausbildung des elementarpädagogischen Personals als auch für die Arbeit im Kindergarten relevant ist, und das sind auch die Grundlagen für unsere Überprüfung und die Qualitätssicherung. Hier wird festgestellt, dass Werte wie Diversität, Kinderrechte, aber auch Partizipation und Chancengerechtigkeit eingehalten und geachtet werden müssen und in den Alltag integriert werden müssen.

 

Dieser Bundesrahmen wird in Wien in den Gesetzen festgeschrieben, die vorsehen, dass in einem pädagogischen Konzept darzulegen ist, wie beispielsweise religiöse Erziehung vermittelt wird. Hier ist mir wichtig, anzumerken, dass die Stadt Wien den Trägern eine ergänzende Grundlage für den Umgang mit der Religion und mit Werten im elementarpädagogischen Bildungsalltag zur Verfügung gestellt hat. Diese Vorlagen und Auflagen werden über die Kindergartenaufsicht überprüft. Es wird beispielsweise im Zuge der jährlichen Kontrolle das pädagogische Konzept angeschaut, und hier ist auch relevant, wie beispielsweise mit dem Thema Religion umgegangen wird.

 

Augenmerk liegt beispielsweise auf den Punkten, wie Feste und Feiern gestaltet werden. Feste, die auch Tradition in Österreich haben, sind natürlich wichtig und können kindgerecht auch in den Kindergartenalltag implementiert werden. Das heißt, die Geschichte, die jedes Jahr zu hören ist, dass der Nikolo nicht mehr kommen darf, stimmt jedes Jahr nicht und wird auch in Zukunft nicht stimmen, weil kulturelle Vermittlung auch von religiösen Festen natürlich in Wiener Kindergärten kindesgemäß entsprechend anerkannt, gewürdigt und sogar erwünscht ist.

 

Gleichzeitig ist es allerdings wichtig, hier offen gegenüber auch anderen Religionen zu sein. Wir wollen nämlich, dass Kinder tolerant aufwachsen, ein Verständnis auch für die Vielfalt haben, die es auf unserer Welt gibt und die es vor allem auch in Wien gibt.

 

Religiöse Erziehung - das ist für mich ganz wesentlich - darf nicht mit Zwang ausgeübt werden. Kinder in elementarpädagogischen Einrichtungen müssen immer kindgerecht gebildet und betreut werden. Dementsprechend ist hier die Gestaltungsfreiheit der Kinder im elementarpädagogischen Alltag ganz wichtig. Da sind zum Beispiel gewaltbejahende oder angsteinflößende religiöse Handlungen aus allen Religionen nicht toleriert. Es gibt in vielen Religionen solche Strömungen, die allerdings im Kindergarten von uns nicht akzeptiert werden. Auch dürfen Kindergärten keinen überproportional großen Anteil an religiösen Inhalten haben. Das heißt, ein Kindergarten mit überwiegend religiöser Vermittlung würde von uns so nicht zugelassen werden.

 

Es müssen die privaten Träger und auch städtische Kindergärten darlegen, wie mit dieser religiösen Erziehung umgegangen wird, sodass sie in den Bildungsalltag integriert wird. Wichtig ist, dass auf Fragen und Interessen der Kinder entsprechend ihrem Alter und Entwicklungsstand eingegangen wird, Kinder nicht überfordert werden und Kindern vor allem mit Respekt begegnet wird.

 

Finaler Punkt: Die Freiwilligkeit des Kindes steht im Kindergarten im Vordergrund. Das halte ich für einen wichtigen elementarpädagogischen und insgesamt pädagogischen Ansatz. Kontrolliert wird das im Bereich der MA 11, zusätzlich neben den FachinspektorInnen über die Kompetenzstelle Kinderschutz, wo auch Meldungen getätigt werden können, wenn etwas nicht kindgerecht ist. Darüber hinaus kann auch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hinzugezogen werden, wenn es Verdachtsmomente gibt, wobei es für uns auch Möglichkeiten gibt, auf deren Expertise zuzugreifen.

 

Präsident Ernst Woller: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Malle gestellt. Ich erteile ihr das Wort.

 

9.25.12

Abg. Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen! Herr Wiederkehr, ich wollte Sie fragen, wie es ausschaut mit den versprochenen PsychologInnenstellen, die Sie angekündigt haben, mit dem massiven Ausbau im Kindergarten.

 

Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.

 

Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Interessant - ich wusste gar nicht, dass ich das einmal angekündigt habe. Wir haben aber nichtsdestotrotz, obwohl es nicht angekündigt war, einen intensiven Prozess am Laufen, wie im Fachbereich des städtischen Kindergartens psychosozialen Herausforderungen entgegnet wird. Hier haben wir den ganzen Fachbereich umstrukturiert, um zusätzliches Unterstützungspersonal zur Verfügung zu stellen und auch die Struktur zu professionalisieren.

 

Da geht es zum Beispiel um Diagnosen von Kindern, wir haben aber beispielsweise auch Logopädinnen und Logopäden im Bereich der Stadt, um mit den Kindern zu arbeiten. Hier gab es in den letzten zwei Jahren eine weitere Professionalisierung, über die ich sehr froh bin, weil auch die Aufgabe der PsychologInnen im Bereich der Kindergärten ganz wesentlich ist, aber auch nicht einfach ist und hier sehr viele Herausforderungen für die Personen, die Psychologinnen und Psychologen, im Alltag bestehen und diese einen sehr, sehr wichtigen Job leisten. Dementsprechend bin ich froh, dass wir im städtischen Bereich auch selber PsychologInnen angestellt haben.

 

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