Landtag, 34. Sitzung vom 19.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 79
zu wenig Erfahrung gibt, kommen in diese Orientierungsklassen. In Orientierungsklassen wird der Unterricht von zwei Lehrkräften geführt, eine Lehrkraft, die Sprachkenntnisse in Arabisch hat, um auch einer Vermittlung in der Erstsprache zusätzlich zu Deutsch stattfinden zu lassen. Fokus sind die Sprache, Grundwerte, Grundkenntnisse. Das Ganze findet natürlich nach gültigen schulgesetzlichen Bestimmungen statt.
Es gibt aktuell sechs Orientierungsklassen an zwei Standorten. Was an diesen Standorten abseits von der Bildung der Kinder noch passiert, ist von Beginn an eine intensive Einbindung der Eltern. Ein Erstgespräch muss mit Eltern stattfinden, und auch danach gibt es Elternabende, Elterninformation, um auch die Eltern über die Rechte, aber auch über die Pflichten zu bilden und Ihnen, wenn Sie das österreichische Schulsystem noch nicht kennen, auch Grundzüge des österreichischen Schulsystems zu vermitteln. Dazu gibt es auch in enger Kooperation mit der MA 17 und der Bildungsdirektion im Sprachförderzentrum wöchentliche Informationsveranstaltungen.
Wir haben allein seit Ende Februar 932 Schulplatzanfragen von Neuen gehabt, 203 SchülerInnen haben davon eine Orientierungsklasse besucht oder besuchen sie gerade, und 840 Kinder wurden zu einem Vor-Screening-Gespräch mit den Eltern eingeladen. Es ist wirklich gewaltig, was hier gelungen ist. Ich bin sehr stolz, dass das in kurzer Zeit geglückt ist und danke allen Beteiligten, vor allem den Leuten vor Ort, aber auch der MA 17 und der Bildungsdirektion, dass so schnell ein innovatives passendes Angebot erstellt worden ist, das die Kinder unterstützt und die Wiener Schulen entlastet. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Präsident Ernst Woller: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Gara gestellt. Ich erteile ihm das Wort.
Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Vielen Dank für die Ausführungen zu den Orientierungsklassen, die ein wirklich sehr wichtiger Schritt sind. Meine Frage dazu ist: Gibt es schon Pläne, wie es im kommenden Schuljahr mit den Orientierungsklassen weitergehen soll?
Präsident Ernst Woller: Ich bitte um Beantwortung.
Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Die Orientierungsklassen werden auf jeden Fall fortgeführt und auch ausgebaut werden, denn der Bedarf ist weiterhin da. Wir haben aktuell noch immer ein sehr hohes Niveau an Schulplatzbedarf von über die Familienzusammenführung neu Zugezogenen und gehen deshalb davon aus, dass wir auch im nächsten Schuljahr diese Orientierungsklassen weiter aufrechterhalten werden.
Es gibt in Wien zwei Bildungsregionen, es gibt in beiden Bildungsregionen Orientierungsklassen, die je nach Bedarf auch noch weiter ausgebaut werden können. Natürlich ist es dafür wichtig, auch das entsprechende Personal zu finden. Zum Glück gibt es sehr motivierte Personen, die auch sehr gerne mit dieser Zielgruppe, mit den Jugendlichen, mit den Kindern, aber auch mit den Eltern arbeiten.
Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Malle gestellt. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Landesrat! Danke für die Beantwortung.
Sie haben gesagt, wie viele Kinder jetzt in den Orientierungsklassen sitzen. Können Sie auch sagen, wie viele Orientierungsklassen es insgesamt gibt und ob auch Kinder schon ins Regelschulsystem überführt werden konnten? Was mich auch interessieren würde, vielleicht können Sie das auch sagen: Welche LehrerInnen unterrichten dort? Wie sind diese ausgebildet?
Präsident Ernst Woller: Ich bitte um Beantwortung.
Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Es wurden bisher 693 Kinder und Jugendliche seit Februar 2024 in eine Regelklasse zugewiesen, davon gibt es aber welche, die sofort zugewiesen worden sind. Das heißt, dieses Vor-Screening findet auch bei den Orientierungsklassen statt. Dann gibt es SchülerInnen, die nach der Orientierungsklasse dann einer anderen Schule zugewiesen worden sind. Davon sind bereits 103 zugewiesen, die in einer Orientierungsklasse waren und jetzt in einer anderen Schule sind. Die Durchgänge sind auf 8 Wochen konzeptioniert. Wenn wir aber schon davor sehen, die schulischen Fertigkeiten sind gut, wird so früh wie möglich versucht, das Kind auch in eine andere Schule zuzuweisen, denn die Idee ist immer, so inklusiv wie möglich unterrichten zu wollen, was aber natürlich nicht in jedem Fall möglich ist.
Aktuell gibt es in Wien sechs Orientierungsklassen an zwei Standorten. Das Ziel ist je nach Bedarf ein weiterer Ausbau. Man kann aktuell noch nicht feststellen, wie hoch der Bedarf im nächsten Schuljahr sein wird. Es gibt ja, wie Sie wissen, auf Bundesebene von Seiten des Innenministeriums und Außenministeriums Maßnahmen, um die Familienzusammenführung - ohne es einmal zu bewerten - und das Verfahren zu verlängern. Wir sehen es aktuell noch nicht. Es wird abzuwarten sein, wie lange diese Praxis anhält und was das für Wien im nächsten Schuljahr bedeuten wird.
Präsident Ernst Woller: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Hungerländer gestellt. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Guten Morgen, Herr Landesrat!
Jetzt haben Sie über das nächste Schuljahr gesprochen. Mich interessiert auch die Planung für die weitere Zukunft. Es war absehbar, dass es zur Familienzusammenführung kommt, es ist auch absehbar, dass es weitergehen wird. Haben Sie für Wien Annahmen, wie sich die Familienzusammenführung in den nächsten Jahren tatsächlich entwickeln könnte?
Präsident Ernst Woller: Ich bitte um Beantwortung.
Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Es stimmt, die Familienzusammenführung war nicht unerwartet. Wir sind schon vor der Pandemie davon ausgegangen, dass die Zahlen stark steigen werden. Die primäre Informationsquelle war damals tatsächlich das Rote Kreuz, weil die Datenlage auf Bundesebene mehr als unzufriedenstellend war und zum Teil noch ist und Prognosen nicht angestellt worden sind. Daher war unsere Information durch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular