Landtag, 34. Sitzung vom 19.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 79
dings in meinen Augen immer etwas problematisch, natürlich kann man Trends daraus ableiten, aber eine Aktenzahl sagt nichts darüber aus, wie komplex ein Fall ist, es hängt oft von der Hartnäckigkeit eines Beschwerdeführers, einer Beschwerdeführerin ab, ob man schnell zu einem Ergebnis kommt. Es hängt aber viel mehr noch davon ab, wie kooperationsbereit, aufklärungswillig die belangte Seite ist, denn, wenn man da sehr schnell Aufklärung bekommt, dann kann man auch schnell etwas tun, ansonsten müssen wir mit unseren Vertrauensärztinnen und -ärzten versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Das heißt, manche Fälle lassen sich einfach an und werden dann immer komplizierter.
Was man jedenfalls sagen kann, was ich schon erwähnt habe, ist, dass wir im Vorjahr mehr Beschwerden über Behandlungsfehler gehabt haben und dass auch die Entschädigungen, die wir erzielen konnten, mit rund 1,7 Millionen sehr deutlich gestiegen sind. Wenn man dann noch dazuzählt, was wir aus dem Wiener Härtefonds und aus dem Patientenentschädigungsfonds an die Patientinnen und Patienten auszahlen konnten, dann kommen wir auf ungefähr 3 Millionen EUR, und das ist schon ein sehr anständiger Betrag. Es ist uns auch gelungen, obwohl die Fälle, wie ich gesagt habe, doch relativ komplex sind, mehr als die Hälfte der im Vorjahr angefallenen Beschwerden sofort im Anfallsjahr zu erledigen.
Nach dem Kapitel Statistik gibt es dann einen relativ breiten Abschnitt mit der Überschrift „Qualitätssicherung“ und drei Unterabschnitten, nämlich intramuraler Bereich, extramuraler Bereich und Sonstiges. Wie schon zitiert wurde, haben wir im intramuralen Bereich vor allem die Vorwürfe Personalmangel und Mehrklassenmedizin und die daraus resultierenden Beschwerden, die sich halt auf ewige Wartezeiten auf OP-Termine, mehrmalige Verschiebung von OP-Terminen beziehen, auf Kommunikationsprobleme - man findet keine Ansprechpersonen, die einen ordentlich informieren, was die nächsten Behandlungsschritte sind. Und es geht auch um das immer wieder gerügte Unverständnis von Krankenhauspersonal gegenüber PatientInnen, wenn man meint, die gehören gar nicht ins Spital, aber umgekehrt aus der Sicht der PatientInnen, wenn sie draußen keine Versorgung kriegen, dann gehen sie halt ins Spital. Und wenn sie dann dort noch gerügt oder rausgeworfen werden, weil es heißt, sie seien dort falsch, dann ist das auch nicht der richtige Zugang, wie wir meinen.
Es gibt im stationären Bereich jedenfalls dringenden Bedarf an psychiatrischen Abteilungen, an psychiatrischen Behandlungsplätzen, und, was auch schon erwähnt wurde, das Long-Covid Patienten-Behandlungsangebot sollte sich nicht auf den extramuralen Bereich reduzieren. Das hat am Anfang recht gut funktioniert, da hat es Ambulanzen gegeben, wo sich die PatientInnen hinwenden konnten, jetzt ist man jedoch der Ansicht, das können eh die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Unsere Erfahrung beziehungsweise die Erfahrung der PatientInnen ist allerdings, dass das so eine Querschnittsmaterie ist, wo die Allgemeinmediziner nicht die nötigen Expertisen haben, und dann werden die PatientInnen wieder von einem Arzt zum anderen geschickt und müssen sich alles selbst organisieren, was man vereinfachen könnte, hätte man entsprechendes Ambulanzangebot. Ausweg bei diesen Wartezeiten auf OP-Termine ist halt, und deswegen spricht man dann immer von einer Mehrklassen- oder Zweiklassenmedizin, dass man letztlich das Geld aus dem eigenen Börsel nimmt und in die Privatklinik geht. Dort kriegt man dann schnell einen Termin, aber das ist nicht unser Verständnis von einem solidarisch finanzierten Gesundheitssystem.
In den Empfehlungen zu diesem Bereich habe ich versucht, mehrere Ansatzpunkte zu finden. Es gibt einerseits natürlich die Möglichkeit, Personalmangel durch Erhöhung des Personalstandes zu kompensieren. Das geht nicht von heute auf morgen, so schnell werden Ärztinnen und Ärzte nicht fertig, aber man muss, glaube ich, schon darüber diskutieren, ob man die StudentInnenzahlen erhöhen soll, oder nicht. Auf der anderen Seite, wenn ich weniger PatientInnen habe, dann brauche ich nicht so viele ÄrztInnen. Das heißt, wenn ich in der Prävention mehr tue, wenn wir nicht so viel Reparaturmedizin machen, sondern für ein gesünderes Leben sorgen - da gehören Präventionsmaßnahmen im Schulalter dazu, Impfangebote, und so weiter -, dann brauche ich natürlich weniger Personal. Und der dritte Ansatzpunkt in meinen Augen ist, dass man die Ressourcen, die man hat, effizienter einsetzt. Das kann durch Arbeitsteiligkeit zwischen ÄrztInnen und Pflegepersonal passieren, das kann durch bessere Nutzungen digitaler Möglichkeiten geschehen. Wahrscheinlich gibt es nicht nur einen Lösungsansatz, sondern man muss alle drei Ansätze kombinieren, um schnelle Ergebnisse zu erzielen.
Im extramuralen Bereich ist besonders häufig festzustellen, dass sich die PatientInnen darüber beschweren, dass es zu wenig Kassenärzte gibt und daher die Wartezeiten enorm sind beziehungsweise man in weit entfernte Bezirke ausweichen muss, um noch KassenärztInnen zu finden, nicht nur im Bereich der Allgemeinmedizin, sondern auch im Bereich etlicher Fachrichtungen. Und dann geht es um die schon erwähnten Wartezeiten auf MRT und andere radiologische Untersuchungen. Es ist nicht wundersam, dass da ein Gerät nicht zur Verfügung steht und dann plötzlich bei privater Bezahlung zur Verfügung steht, die haben eh genug Geräte, aber die Kasse finanziert nur eines von diesen vielen Geräten. Und wenn man nachrechnet, dann kommt man zum Ergebnis, es sind in Summe zu wenige Kassengeräte. Die Wiener Bevölkerung ist gestiegen, und wir haben immer noch die Zahl der Kassen-MRT-Geräte wie vor fünf oder vor zehn Jahren. Und da muss man sich, wenn man bei der Landeszielsteuerung diese Verhandlungen führt, einmal überlegen, was ist denn wirklich realistisch. Und ich glaube nicht, dass der Weg ist, zu sagen, na ja, die Ärzte sollen halt nicht so viele MRT-Zuweisungen machen, in anderen Ländern machen sie das auch nicht. Das heißt ja nicht, dass diese MRT-Zuweisungen falsch sind, vielleicht haben wir gewissenhaftere Ärztinnen und Ärzte als andere Länder. Nur deshalb, weil es in Deutschland weniger MRT-Zuweisungen gibt, kann man nicht sagen, dass unsere Ärzte da falsch agieren.
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