Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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hat!) Ich gehe
einmal davon aus, dass alle Sozialdemokraten ihren eigenen Bürgermeister
gewählt haben. Das wird man mir ja zugestehen oder bezweifelst du das? - Wenn
alle Sozialdemokraten den Wiener Bürgermeister gewählt haben, dann kann man
rein arithmetisch davon ausgehen, dass nicht alle Grünabgeordneten den Herrn
Bürgermeister gewählt haben. (VBgm Grete
Laska: Aber vielleicht ein paar ÖVPler!) Wenn das eine Unterstellung ist,
dann kann ich wohl damit leben! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich wollte jetzt einmal etwas zur Koalitionsverhandlung
vor der Wahl sagen, weil das ein Ausdruck dessen ist, warum wir heute hier
sitzen. Da ging es für die zwei möglichen Koalitionspartner - die Österreichische
Volkspartei und die Grünen waren
die einzigen beiden möglichen Koalitionspartner - darum, wie sie ihre
Bedingungen an eine mögliche Sozialdemokratie formulieren. (GR Christian Oxonitsch: Wo ist da jetzt der sachliche Zusammenhang?)
Der Zusammenhang ist klar. Es geht um die Wahl der
Stadträte. Ich glaube, es ist auch die wichtigste Entscheidung, die eine Stadt
treffen kann, wie die Ressorts verteilt werden. Insofern ist das genau der
Punkt, worüber man zu reden hat. Wann wir uns zum Wort melden und über die
Machtverteilung in dieser Stadt sprechen, das werden wir als Opposition entscheiden
und daran werden Sie sich gewöhnen müssen! (Beifall
bei der ÖVP. - VBgm Grete Laska: Das entscheidet die Geschäftsordnung!)
Mir geht es aber sowieso um die Grünen und ihre Haltung zu den
Sozialdemokraten, die sich in dieser Stadtregierung widerspiegelt. Ein bisschen
etwas haben die Grünen bekommen,
wenn wir uns die neue Sitzverteilung im Wiener Gemeinderat anschauen, wo die Grünen jetzt zwei prominente Plätze in
der ersten Reihe bekommen haben (Beifall
bei den GRÜNEN.), wo man besser sitzt. Sie haben sich etwas ausgehandelt,
worüber sie sich wahrscheinlich noch mehr freuen, dass sie nämlich jetzt fünf
Jahre lang den angenehmen, erfreulichen Ausblick auf die Abgeordneten der
Wiener Volkspartei haben werden. (Beifall
bei der ÖVP. - GR Günter Kenesei: Das hält sich in Grenzen!)
Herr Kollege Kenesei, Sie sind mir jetzt zwei Monate
lang abgegangen, das ist unglaublich! Das einzige Problem, das Sie haben, ist,
dass Sie Ihre Visitkarten, auf die Sie schon "Planungsstadtrat" geschrieben
haben, jetzt alle in dem leider etwas länger dauernden kalten Frühling wieder
verheizen haben müssen. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Wieso? Haben Sie das gemacht?)
Apropos Verheizen: Wenn ich mir Ihre Plaketten
anschaue, die Sie alle - also die anderen beiden Parteien, die sich hier
markiert haben - angesteckt haben, die Sozialdemokraten mit ihren
traditionellen roten Nelken, wir mit unseren weißen Blüten, so kann man diese
kompostieren, aber das, was Sie haben, schaut mir eher so aus, dass man es
nachher der einzigen möglichen Sonderverwertung, nämlich der des Sondermülls,
zuführen kann. Eines ist schon interessant: Sie protestieren hier gegen eine
Regierung, Schwarz-Blau nehme ich an, die es in diesem Hause nicht gibt. Es
gibt hier nur zwei Oppositionsparteien Schwarz-Blau. Sie werten sich
offensichtlich nicht als Oppositionspartei und Sie protestieren in diesem Haus
gegen eine Regierung, die es in diesem Hause überhaupt nicht gibt, statt dass
Sie hier gegen eine absolute Sozialdemokratie mit uns gemeinsam Ihr Wort erheben
und in Zukunft kämpfen werden! (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber ich nehme ohnehin an, dass Sie im Hinblick auf
diese neue Sitzordnung, wo Sie jetzt endlich diesen angestrebten Platz links
von der Sozialdemokratie haben, so etwas wie die Teilorganisation der Sozialdemokraten,
die Linke in Zukunft, sein werden. Ich sage: Viel Spaß dabei! Ich sage Ihnen
nur aus unserer Erfahrung von der Volkspartei, wir haben die Sache mit den
Teilorganisationen schon ein bisschen länger. Es hat viele Vorteile in der
Breite, es hat aber manchmal den einen oder anderen Nachteil. Also passen Sie
auf - insbesondere meine Empfehlung an die Sozialdemokraten -, über Ihre neue
Teilorganisation zu Ihrer Linken! (Beifall
bei der ÖVP. - GR Johann Hatzl: Herr Salcher, jetzt wissen wir mit dieser
Einordnung, wo Sie die ÖVP einordnen! Sie sitzen nämlich weiter rechts von der
FPÖ!)
Ja, aber das Schöne ist, dass wir uns mit so einfachen
Punzierungen nicht abgeben, dass wir mit Ihnen darüber nicht verhandelt haben,
dass wir uns umsetzen, weil die Wiener Bevölkerung weiß, egal wo wir in diesem
Saal sitzen, wo wir politisch stehen! (Beifall
bei der ÖVP. - GR Mag Christoph Chorherr: Das haben wir bei der Wahl gemerkt!
Darum haben Sie so ein tolles Wahlergebnis gehabt!) Wir haben - genauso wie
Sie - dazugewonnen. (GR Johann Hatzl:
Herr Salcher, regen Sie sich nicht so auf! Das schadet bloß Ihrer Gesundheit!)
Meiner Gesundheit geht es sehr gut, wie Sie sehen!
Das liegt vielleicht auch daran, dass ich schon lange keine Gemeinderatssitzung
mehr machen musste. Aber meine Kraft reicht auch noch für die heutige Sitzung
aus, wenngleich ich mit einigen Kollegen gleichzeitig diskutieren muss, aber
das macht mir Spaß.
Jetzt wollte ich noch etwas zu den GRÜNEN und zur Phase vor
der Wahl sagen. Die Volkspartei hat vor der Wahl sehr klar gesagt, was für uns
die Bedingungen einer weiteren Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten sind:
Verkauf von Gemeindewohnungen, Privatisierungen, dort, wo sie sinnvoll und
notwendig sind, eine weitere Stärkung des Wirtschaftsstandorts Wien. Der Wähler
hat uns zumindest ein Mandat mehr gegeben, also ganz so schlecht war es nicht.
Auch die GRÜNEN sind natürlich vor dem Problem gestanden, dass sie ihre Bedingungen
für eine Zusammenarbeit mit den Roten definieren müssen. In der Politik spricht
man davon, "die Latte zu legen". Da hat es auch eine Diskussion
innerhalb der GRÜNEN gegeben, wie hoch beziehungsweise wie nieder man denn die
Latte legt.
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