Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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glaube, das Ergebnis, das heute Peter Marboe hier im Wiener
Gemeinderat bekommen hat, zeigt klar und deutlich, welche Unterstützung Peter
Marboe in diesem Hause und in seiner Partei hat. (Beifall bei der ÖVP. - VBgm Grete Laska: Das ist nicht heraußen! Wer
weiß?)
Ich verstehe, dass einige sozialdemokratische Regierungsmitglieder
ein bisschen nervös sind, weil unsere Stadträte mehr Stimmen bekommen haben,
aber Sie haben in Zukunft die Macht. (VBgm
Grete Laska: Du warst schon besser!) Wir werden die neuen Regierungsmitglieder
daran messen, inwieweit sie dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit, vor allem
die internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser Stadt, auch in Zukunft zu sichern
(GR Harry Kopietz: Herr Kollege Marboe,
halten Sie das aus?), die
Verwaltung, die eine gute, aber eine teure ist, noch effizienter zu machen und
das Klima der Offenheit in dieser Stadt weiterhin aufrechtzuerhalten. Wir
werden uns mit aller Entschiedenheit gegen eine Renaissance des Wirtschaftsdirigismus
wehren! Wir werden uns gegen die Schaffung von Kolchosen im Gemeindeeigentum wehren!
Und wir werden uns auch gegen das Wiederaufblühen von Unvereinbarkeiten, die in
der Finanzierung von Sektionslokalen beginnen und dann bei der Auftragsvergabe
an SPÖ-nahe Firmen, wie zum Beispiel Euroteam, auf Bundesebene passiert sind,
wehren!
Übrigens, Gag am Rande, weil sich die Sozialdemokraten
in der Auflösungssitzung so gegen die Stiftungen der Bundesregierung und die
Bevorzugung der Multimillionäre und all dieser Menschen aufgeregt haben, das
Interessante, was passiert ist - übrigens war das eine Stiftungsregelung, die
unter einem sozialdemokratischen Finanzminister, nämlich Lacina, eingeführt und
jetzt unter einem freiheitlichen Finanzminister Grasser wesentlich verschlechtert
wurde, aber das nur ein Detail am Rande -, wenn man sich so anschaut, wer die
neuen Stifter sind. Die sind in den Zeitungen veröffentlicht worden und einer
der ganz prominenten neuen Stifter, der sich offensichtlich durch harte Arbeit
viel Privatvermögen erworben hat, war der Herr Lukas Stuhlpfarrer, der Vermögen,
das im Verdacht steht, unrechtmäßig zu Stande gekommen zu sein, gleich einmal
sicherheitshalber in eine Stiftung verpachtet.
Ich warte jetzt auf die empörten Zurufe, dass das
wieder nichts mit der Stadt Wien zu tun hat, aber die kommen leider nicht, weil
dann müsste ich Ihnen darauf sagen, dass es im 14. Bezirk bereits, was die
dort zur Wahl stehende Bezirksvorsteherin betrifft, die Frage gibt, inwieweit
sie als Finanzprüferin der Firma Euroteam eingebunden war. Sie selbst
dementiert das, aber der Herr Stuhlpfarrer hat das gestern im Untersuchungsausschuss
zumindest so behauptet.
Wir stehen gegen Re-Ideologisierung gegen die
Bürgerwünsche. Wir werden daher eine Oppositionspolitik machen, die Sie und
viele andere in Ihrer Härte und Konsequenz überraschen wird, denn diese Stadt
gehört absolut ihren Bürgern und nicht einer Partei! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte aber nicht nur zu den sozialdemokratischen
Stadträten Stellung nehmen, sondern es hat auch eine Wahl einer grünen
Stadträtin gegeben. Es hat in der Öffentlichkeit eine Diskussion gegeben,
inwieweit die Grünen den
Bürgermeister wählen. Ich habe aus tiefem Respekt vor dem Herrn Bürgermeister
mich nicht bei der Wahl des Bürgermeisters zum Wort gemeldet, daher sei mir
jetzt gestattet, etwas dazu zu sagen. Wenn ich mir vorstelle, wie Herr Bgm
Michael Häupl am Mittwoch Abend - was fast alle Spitzenpolitiker tun - den
"Standard" durchgelesen hat, muss es doch
eine Meldung gegeben haben, die ihm Schrecken und Angst in die Knochen gejagt
hat. Das war nämlich die Meldung in der Donnerstagsausgabe des "Standard": "Grünstimmen sind
Häupl nicht sicher" und "Klubobmann Chorherr macht alles von einem Gespräch
am Donnerstag Abend abhängig". - Um diese nervenzerreißende Spannung für
den Michael Häupl, den gesamten Donnerstag bis zu diesem Abendgespräch, möchte
ich ihn wirklich nicht beneiden.
Ich wäre nur gerne Zeuge dieses Gesprächs zwischen
Chorherr und Häupl geworden, wo ich annehme, dass der Chorherr sich sofort
entschuldigt und seine knallharten Forderungen laut den Medien auf den Tisch
gelegt hat, zum Beispiel die Einführung der Homosexuellen-Ehen in Wien -
kleines Problem dabei, das ist leider Bundeskompetenz - oder die Einführung des
Ausländerwahlrechts - kleines Problem, auch dort ist aller Voraussicht nach,
sagen viele Juristen, die Änderung der Bundesverfassung notwendig. Viel Interessantes,
was dort nicht besprochen wurde, zumindest auf Grund der Zeitungen, sind
Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die Änderung des Wiener Wahlrechts, damit wir
auch in Wien ein gerechtes Wahlsystem haben, wo jede Stimme gleich zählt. Nicht
geredet wurde über die Einführung eines Briefwahlrechts, damit die Wiener
Bürger, so sie sich nicht am Wahltag selbst innerhalb der Stadtgrenzen von Wien
bewegen, in der Lage sind, ihre Stimme abzugeben. (GR Godwin Schuster: Tschirf fragen!) Das - das sage ich Ihnen ganz
ehrlich - ist für uns auf alle Fälle der wichtigere Schritt, bevor wir über ein
Ausländerwahlrecht mit Ihnen verhandeln. (Beifall
bei der ÖVP.)
Verbrieft ist, glaube ich, nur das Schlusswort von Bgm Häupl
zu Christoph Chorherr, wo er gesagt hat: Bitte, tu' mich in Zukunft nicht mehr
so schrecken, dass ich da so nervös werde, ob du mir deine Stimme gibst oder
nicht. Aber die konsequente Linie der Grünen
gegenüber den Sozialdemokraten hat sich heute auch im
Abstimmungsverhalten, was den Bürgermeister betroffen hat, widergespiegelt, ein
halblautes halb Ja, halb Nein. (VBgm
Grete Laska: Hast du die Stimmen eigentlich kontrolliert? Hast du in die Wahlzelle
hineingeschaut oder woher weißt du das jetzt?) Das habe ich nicht gesagt! (VBgm Grete Laska: Das sind
Unterstellungen!) Das sind keine Unterstellungen! Das sind
Interpretationen! (VBgm Grete Laska: Wer
weiß, ob die ÖVP überhaupt Marboe gewählt
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