Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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garantieren.
Die Einbindung der beitrittswilligen Länder in den zu
errichtenden Wirtschafts- und Sozialraum soll auf Grundlage der notwendigen
Standards und Kriterien erfolgen, wobei in erster Linie die erzielten Inhalte
und nicht bloß Zeitpunkte diesen Prozess bestimmen müssen. Denn es muss auch
Ziel dieser Erweiterung sein, die Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern und die
heute real existierenden Wohlstandsunterschiede nach oben hin anzugleichen.
Nur ein möglichst hohes Einkommensniveau und eine
prosperierende, zukunftsorientierte Wirtschaftsstruktur in den
beitrittswilligen Ländern führt zur starken inneren Nachfrage der Produkte des
gemeinsamen Marktes und zum Abbau der Migrationstendenzen nach Westeuropa, für
die grenznahen Regionen wohl auch zu einer Reduktion des Einpendelns von
Arbeitskräften. Auch der Transfer von Produktionen und somit der Verlust von
Arbeitsplätzen werden nur dann in den Griff zu bekommen sein, wenn gleiche
Wettbewerbsregeln für die Mittel- und Osteuropastaaten gelten.
In einem weiteren Themenfeld wird sich Wien noch
stärker als bisher engagieren: Es betrifft die Vertretung der Interessen der
städtischen Agglomerationen. Europas Städte werden von der EU sträflich vernachlässigt,
obwohl 80 Prozent der EU-Bürger in Städten zu Hause sind. Die
Mittelverteilung und das Themensetting innerhalb der Kommission nimmt darauf
jedoch bei weitem zu wenig Bezug. Die aktuellen Krisen in der europäischen
Landwirtschaft haben das Augenmerk der Öffentlichkeit neuerlich auf den hohen
Mittelverbrauch des agrarischen Sektors gelenkt. Schon jetzt ist das
europäische System in der Landwirtschaftsförderung nicht aufrechtzuerhalten.
Mit dem Beitritt osteuropäischer Länder, deren Agrarquoten um ein Vielfaches
über jenen der Unionsländer liegen und deren landwirtschaftliche Produktionen
ein endgültiges Kippen des Marktes hervorrufen würden, wäre das derzeit
praktizierte Modell wohl endgültig gescheitert.
Gerade im Hinblick auf die Sicherung des Wirtschaftsstandortes
Europa und das Wissen um die Rolle der Städte im weltweiten Wettbewerb ist es
dringend geboten, dass die EU die Städte als die Hauptmotoren ihrer
Wirtschaftsentwicklung wahrnimmt und fördert. Daher ist es für uns als
Wirtschaftsstandort unabdingbar, dass die wirtschaftlich überlebensnotwendigen
Investitionen in die Verknüpfung dieser städtischen Standorte getan werden.
Wien wird es als eine Hauptaufgabe sehen, an dieser Infrastruktur mitzuknüpfen,
aber auch die Republik Österreich und die Europäische Union zur Erbringung
ihrer Beiträge zu verhalten. Der Aufbau dieser Infrastrukturen -
leistungsfähige Bahnverbindungen in den Osten, den Norden, aber auch den Süden
Europas, leistungsfähige Straßenverbindungen in die nördliche und östliche Nachbarschaft
Wiens, eine Ertüchtigung der europäischen Wasserwege zur Verlagerung des
Gütertransports, leistungsfähige Umfahrungen des dichtverbauten
Siedlungsgebiets - ist eine conditio sine qua non für die Erweiterung der
Union. Wien wird hier gegenüber den Verantwortungsträgern in der Republik
Österreich und in der Europäischen Union - gegenüber der Bundesregierung, aber
auch gegenüber der Kommission - nicht lockerlassen. Vom Bau dieser
Infrastrukturen hängt ab, ob Wien von der Erweiterung auch weiterhin
profitiert, oder aber durch sie Probleme bekommt.
Der Wirtschafts- und Arbeitsmarkt in Wien ist in den
letzten Jahren von starken Veränderungen gekennzeichnet. Die neuen
Herausforderungen können zu zwei Schwerpunkten zusammengefasst werden: Die
Festlegung und Unterstützung städtischer Wachstumspole und die weitere
Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wiener Wirtschaft.
Wien will ein Zentrum der hochwertigen und
menschenwürdigen Arbeit und Wirtschaft sein, der modernen Industrien, wie
Elektronik, Mikroelektronik, Biotechnologie, moderne Stadttechnologien, der
Qualifizierung und Weiterbildung von ArbeiterInnen und Angestellten und der
unmittelbaren Umsetzung von Forschungsergebnissen in industrielle Produktion.
Wien will den wirtschaftlichen Wettbewerb der
Standorte nicht durch Lohn- und Sozialdumping, sondern durch die Qualifikation
und Motivation der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Erfindergeist,
Innovationsfreude und –fähigkeit, Risikobereitschaft, hohe Produktivität sowie
durch Produkte von Spitzenqualität gewinnen.
Geordnete öffentliche Finanzen sind die Grundlage
einer gestaltenden Politik. Wir bekennen uns daher zu den abgeschlossenen
internationalen Verträgen ebenso wie zum Stabilitätspakt in der Republik
Österreich, zu denen Wien in einem besonderen Ausmaß seinen Beitrag so wie die
anderen Bundesländer leistet. Aber dieser Beitrag zur Konsolidierung der
öffentlichen Haushalte wird in Wien - im Gegensatz zu anderen - mit Sicherheit
sozial ausgewogen erfolgen und vor allem auch in einer Weise, dass Wien der
Wachstumsmotor der Wirtschaft in Österreich bleiben kann. (Beifall bei der SPÖ.)
Wien ist zweifelsfrei als Wirtschaftsstandort so
attraktiv wie nie zuvor. Rekorde bei Betriebsgründungen und Betriebsansiedlungen
im Jahr 2000 beweisen das. Der eingeschlagene Weg ist richtig.
Ein Schwerpunkt der Wiener Wirtschaftspolitik wird
unzweifelhaft die Förderung von Forschung und Entwicklung sein. Ein
wesentliches Instrument ist dafür der aus den Erträgen der AVZ-Stiftung neu zu
schaffende Technologieförderungsfonds. Der bestehende Biotechnologiecluster am
Erdberger Mais soll konsequent weiterentwickelt und in der Muthgasse ergänzt
werden. Analog dazu soll ein medizintechnischer Cluster, der Synergien vor allem
mit den Universitätskliniken nützt, entwickelt werden.
Mit dem Wissenschafts- und Technologiepark
"Techgate" auf der Donauplatte wird ein Technologie-
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