Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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sagen, als wir Erfolge feiern konnten. Solche Erfolge sind
im Leben eines Politikers sicher unvergesslich, umgekehrt genauso.
Mir haben sozialdemokratische Kollegen gesagt, dass
sie sich noch sehr gut an das Stimmungstief von 1996 erinnern können, und so
etwas erleben wir momentan. So ein Tief bleibt sicherlich ähnlich in Erinnerung
wie ein Hoch. Aber vor allem auch dann, wenn man so ein Tief erlebt und
Komponenten bei einer Niederlage mitspielen, die außerhalb der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten
liegen, man aber damit vom Wähler sozusagen in die Verantwortung genommen, in
Beziehung gebracht wird. Und da gleichen sich, glaube ich, die Bilder von 1996
und 2001 auch etwas, nur jeweils eben bei anderen Parteien.
Es wird zweifellos so sein, dass es eine interessante
Entwicklung in Wien und im Gemeinderat geben wird und auch wenn wir heute bei
sehr wesentlichen Wahlen und Entscheidungen nicht positiv abgestimmt haben,
aber ich glaube, das gehört auch zur Demokratie und auch zum Selbstverständnis
einer Oppositionspartei, dass man nicht von vornherein gleich allem zustimmt
und trotzdem sollte man dazu übergehen zu sagen, im inhaltlichen Bereich ist es
aber doch wesentlich und wichtig, dass man zum Wohle der Stadt, zum Wohle der Bürger
dieser Stadt, eben den Versuch macht, auch alles was an positiven Vorschlägen
kommt einzuarbeiten.
Ich möchte nur auf einen Vorredner eingehen, und zwar
auf Herrn Chorherr, der sich ja vor der Wahl so aufgeblasen hatte und herumgelaufen
ist, als ob er schon Vizebürgermeister geworden wäre, aber dann hat er gesehen,
der Wähler hat es doch anders bestimmt. Und ich möchte da zwei Pressestimmen
zitieren, weil er sich so freut. Es scheint ihn also ein bisschen zu trösten,
dass er doch nicht Vizebürgermeister geworden ist, weil er sich so freut, dass
eine Partei verloren hat. Jawohl, wir haben verloren, es war eine schmerzliche
Niederlage. Ich möchte nur aus zwei finnischen Zeitungen zitieren, die das
nicht so sehen wie der Herr Chorherr, der sich also hier hergestellt hat und
eigentlich gesagt hat, und das entschädige ihn für alles, dass die
Freiheitliche Partei verloren hat und sich dann als Prophet betätigt hat.
Die beiden finnischen Zeitungen scheinen also jedenfalls
keine uns gegenüber freundlichen Gefühle zu haben. Sie heißen Amulehti und
Suomenmaa und sie schreiben, dass der Jubel der Wiener FPÖ-Wahlniederlage
verfrüht wäre und schreiben weiters, dabei werde übersehen, dass sich die FPÖ
als Großpartei stabilisiert habe. Die Opposition feiert ihren Sieg und die
Niederlage der Freiheitlichen, keiner bemerkt aber das Wesentliche, nämlich
dass inmitten der politisch heiklen Budgetdebatte und Sanierungsphase die
Freiheitlichen gute 20 Prozent der Stimmen erreicht haben. Und das dem
Herrn Chorherr ins Stammbuch. (Beifall
bei der FPÖ.)
Und ich möchte nur ein Wort zum Herrn Dr Görg sagen.
Es ist schon interessant, wie man das jetzt auch charakterisieren mag, ist es
das schlechte Gewissen, nicht die Möglichkeiten in der letzten Periode
ergriffen zu haben, nämlich das Wahlrecht in ein echtes Proportionalwahlrecht
umzuändern, dass da Ihre Erinnerung getrübt ist? - Wir haben uns immer dazu
bekannt und dies auch urgiert, dass wir gemeint haben, wir werden immer
zustimmen, wenn ein Antrag kommt, der auf ein echtes Verhältniswahlrecht abzielt.
Und so haben wir es auch gehalten, bis zum Schluss auch beim grünen Antrag, der
diesen Punkt enthalten hat, haben wir zugestimmt, obwohl - da haben Sie Recht -
wir sowohl jetzt als auch im Jahr 1996 ein wenig partizipiert haben von dem
Verstärkereffekt. Aber Sie waren es, Herr Dr Görg, der - aus welchen Gründen
immer - Nein gesagt hat zu dieser Änderung. Es ist Ihnen halt jetzt auf den
Kopf gefallen und war wieder ein Vorteil für die Sozialdemokraten. Nur können
Sie das jetzt nicht uns in die Schuhe schieben, sondern kehren Sie bitte vor
Ihrer eigenen Türe. (Beifall bei der
FPÖ.)
Herr Bürgermeister, Sie haben sowohl im Wahlkampf bei
Ihrem Wahlprogramm, als auch heute eine ganze Menge von Überlegungen und
Vorschlägen gemacht. Wir als Oppositionspartei werden dort, wo wir meinen, dass
das die richtige Richtung ist, der richtige Inhalt ist, versuchen, in Gespräche
einzutreten und mitzutun. Dort, wo wir glauben, das sind Fehlentwicklungen, das
ist gegen die Interessen der Stadt, werden wir auch dementsprechend argumentieren,
und wir werden vor allem bei Punkten, die unserer Meinung nach in die richtige
Richtung gehen, die durchaus mit unseren Überlegungen übereinstimmen, die aber
sicher auch schwer durchzusetzen sein werden, jedenfalls darauf schauen, dass
Sie auch diese Punkte, wie etwa Schaffung von vermehrtem Parkraum, tatsächlich
in den nächsten Jahren durchsetzen, weil das sehr wichtig ist für die
Weiterentwicklung unserer Stadt. Wenn Sie also heute das bekräftigt haben, dass
Sie 50 000 neue zusätzliche Parkplätze in Wien schaffen wollen, dann sagen
wir Ja dazu. Wir haben uns ausgerechnet, dass es ohne weiteres möglich wäre,
35 000 zu schaffen, wenn Sie noch mehr schaffen können, wird das nur gut
sein für die Bevölkerung, nur muss man es dann auch machen. Das wird noch
einiges an Geld kosten, einiges an Mühsal kosten, aber wenn das so sein soll,
dann sehen wir darin auch einen positiven Schritt von Ihrer Seite aus, weil wir
oft den Eindruck gehabt haben, dass bisher im Gegenteil Parkraum immer wieder reduziert,
wenn nicht gar vernichtet wurde. Und wir sind sehr neugierig, wie Sie diese
50 000 neuen Parkplätze schaffen wollen, aber wir werden Sie, etwa jetzt
in diesem Punkt, durchaus unterstützen.
Ich kann Ihnen auch folgen, Herr Bürgermeister, wenn
Sie heute gesagt haben, in der Regierungserklärung, dass Sie vom Bund
einfordern, dass bei der Sicherheit nicht gespart werden darf. Auch da werden
wir eine vollkommene Übereinstimmung finden.
Wir haben das schon seit vielen Jahren immer
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