Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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man schon von Chancengleichheit und Gleichberechtigung
spricht, das auch hier umsetzen.
Ein zweiter Bereich - auch aus der
Integrationspolitik: Ein Antidiskriminierungsgesetz und die Charta des
Miteinander. - Ja, sehr begrüßenswert! Ich denke aber, wir sollten uns in
diesem Gemeinderat, oder eigentlich eher in diesem Landtag, auch die Zeit
nehmen, über die Schaffung eines Antidiskriminierungs-Vollzugsgesetzes zu
debattieren. Denn eine Charta und ein Antidiskriminierungsgesetz mit
deklarativem Charakter sind etwas Gutes, aber wenn man die Auswirkungen davon
nicht festlegt, dann hat man eigentlich wieder nur sehr wenig bewegt.
Da denke ich, wie gesagt, dass das schon ein Schwerpunkt sein sollte.
Ein Drittes.
Etwas, was mir gefehlt hat, ist, dass ich schon sehr die Sprachoffensive
begrüße, die in den nächsten fünf Jahren offenbar auch noch fortgesetzt und
ausgebaut werden soll. Aber schöner hätte ich es gefunden, wenn es eine
Sprachenoffensive geworden wäre. Denn eine Stadt, die sich eben in Richtung
Modernität und Weltoffenheit weiterbewegt, sollte vielleicht in mehrere
Sprachen, in Mehrsprachigkeit, investieren und sollte auch darin investieren, den
Sprachenreichtum, den es bereits in dieser Stadt gibt - vor allem auch in der
zweiten Generation -, zu nutzen. Hier wird auch einiges zu unternehmen sein.
Ich komme noch zum Bereich Homosexuelle, Lesben und
Schwule in der Stadt, weil das auch angesprochen worden ist. Ich kann die
Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP beruhigen: Wenn wir schon eine Wiener Ehe
fordern, so kennen wir schon den Unterschied zwischen Bundes- und
Landespolitik, denn das, was wir fordern, ist etwas, was sehr wohl auf
Landesebene verwirklicht werden kann und was gerade für Lesben und Schwule in
der Stadt von sehr, sehr hohem symbolischen Wert wäre. Also, ich würde da nicht
versuchen, mich der Debatte zu entziehen, indem ich ganz einfach meine: Das ist
etwas, ach, das können wir in Wien nicht machen, denn das ist Bundeskompetenz
und darum brauchen wir darüber auch nicht zu debattieren!
Behinderte
Menschen in der Stadt brauchen auch viel Unterstützung und hier - denke ich -
wird auch zu debattieren sein, wie man die 24-Stunden-Assistenz, eine
langjährige grüne Forderung, umsetzen kann, um hier ebenfalls für mehr Teilhabe
und für selbstbestimmtes Leben sorgen zu können.
Man könnte
hier vielleicht noch einiges anführen. Ich könnte jetzt sehr, sehr lange reden,
aber das möchte ich wegen der fortgeschrittenen Stunde nicht tun.
Ich komme auch
zum Frauenbereich und möchte anmerken, dass wir hier ebenfalls noch sehr viel
unternehmen müssen, um Chancengleichheit zu erreichen, denn die
Frauenförderungspläne gibt es schon. Es gibt sie auf dem Papier schon seit
Jahren und wenn man sie liest, dann klingen sie auch wunderbar. Frauen müssen,
möchte ich fast sagen, in dieser Stadtpolitik offensive Strategien entwickeln,
wie diese Frauenförderungspläne auch umzusetzen sind, denn auf dem Papier nutzen
sie eben doch nichts! Eine nicht umgesetzte Frauenquote schaut ganz schön aus,
wenn man sie liest, bringt aber nichts, wenn sie unter dem Personal der Stadt
Wien nicht da ist.
Sicher muss
Wien auch sehr, sehr viel in diesen Bereich Sozialpolitik und Arbeitsmarktpolitik
investieren und es ist auch sehr begrüßenswert, dass das in den nächsten Jahren
offenkundig einen Schwerpunkt bilden soll. Gerade hier muss man Strukturen
verändern, wenn man möchte - wie das auch erwähnt worden ist -, dass es nicht
bei geringfügigen Jobs und Teilzeitbeschäftigungen bleibt, sondern wenn man
Arbeitsstellen schaffen möchte, die wirklich auch existenzsichernd sind. Das
brauchen die Menschen in dieser Stadt und das brauchen übrigens ganz besonders
die Frauen in dieser Stadt, denn die Statistiken belegen, dass es nach wie vor
jede dritte Frau nach der Karenz nicht schafft, wieder in einen Vollzeitjob
einzusteigen, sondern dass sie teilweise gezwungen wird - sehr wohl gezwungen
wird -, auch geringfügige Beschäftigungen oder Teilzeitbeschäftigungen
anzunehmen, von denen sie nicht leben kann. Wenn man hier, wie gesagt, etwas
verändern möchte, dann hat man da wirklich sehr viel vor sich, denn sonst enden
wir vielleicht wieder bei einem dahergeredeten Jobwunder, das aber in Wirklichkeit
nicht viel hergibt, wenn man es sich im Detail anschaut.
Wir GRÜNEN
werden jedenfalls ganz sicher mit einem sehr entschiedenen und sehr, sehr
kompetenten sozialen und arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkt in den nächsten
Jahren auffallen. Dazu möchte ich heute im Wiener Gemeinderat die sehr
engagierten und sehr kompetenten Kolleginnen und Kollegen meiner Fraktion ganz
herzlich begrüßen. Sie werden schon für frischen Wind, gerade in der Sozial-
und Arbeitsmarktpolitik, sorgen.
So und weil
der Andy Salcher sich vorhin um die GRÜNEN so viele Sorgen gemacht hat - also
ein Teil seiner Rede war wieder diese unsägliche Debatte über den 1. Mai
aber, und nun hätte ich fast gesagt vier Fünftel waren Sorgen um die GRÜNEN, ob
wir denn jetzt Oppositionspolitik machen werden, ob sie denn konstruktiv genug
sein wird, wie sie denn sein wird -, so kann ich ihn beruhigen (Aufregung bei der ÖVP.): Wir GRÜNEN
wissen ziemlich genau, auf welchem Weg wir uns befinden. Ich mache mir eher ein
bisschen Sorgen um die ÖV, muss ich sagen, obwohl ich mich frage, warum ich
denn das tun soll? - Hier ist nämlich schon auch irgendwann einmal dieser
Vergleich mit dem Mädchenpensionat gefallen, also Politik ist kein
Mädchenpensionat. Und da muss ich sagen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein
bisschen mehr Ehrfurcht vor den Mädchen von heute hätte ich schon, denn die
sind selbstbewusst, sie sind kompetent und sie sind wirklich sehr, sehr
imstande, mit vielem fertig zu werden.
Wenn ich Sie anschaue,
wo ich mit vielen von
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