Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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neuen Funktion gefunden.
Logischerweise stimme ich, wie Sie sich vorstellen
können, mit vielem nicht ganz überein oder auch überhaupt nicht überein - und
das ist auch gut so. Ich glaube, dass eine Kulturstadt wie Wien auch diese
Fähigkeit haben muss, Gegensätzlichkeiten zu diskutieren und nicht zu
verwischen und zu verwaschen und dann irgendwie Kompromisse zu schließen, die
eigentlich weniger bewirken, als wenn gar nichts geschehen wäre, denn das ist
sicher nicht gut. Daran sollten wir uns gewöhnen, aber - und darauf freue ich
mich - mit guten Argumenten.
Dass wir den Antrag ablehnen werden, ist eigentlich
klar. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wer diesem Antrag zustimmen wird. Ich
weiß nicht, ob es da schon einen sozialdemokratischen Beschluss gibt. Ich kann
mir nicht vorstellen, dass man wieder einmal einem de facto gleichlautend
klingenden Antrag zustimmt, an sich selber appelliert. So ein Antrag ist
wirklich eine Chuzpe. Den haben wir schon abgestimmt, wir haben die
Konsequenzen gezogen, wir sind an den Bund herangetreten, wir haben zugesagt
... (GR Ernst Woller: Die ÖVP hat dagegen
gestimmt!) Ja, aber die Briefe haben wir alle geschrieben, nicht nur der
Herr Bürgermeister, sondern auch der Kulturstadtrat; auch mit Konsequenzen und
mit Erfolg, meine Damen und Herren.
In einem stimmen wir völlig überein, ich würde es nur
trotzdem nicht so formulieren und ich würde nicht so tun, als ob das
Museumsquartier leblos wäre, wenn nicht ganz konkrete einzelne Einrichtungen
auch drinnen sind. Das stimmt ja nicht, aber es wird lebendiger, es wird
wichtiger, es wird sympathischer, es wird notwendiger, es wird offener - da
gebe ich Ihnen völlig Recht -, wenn wir die so genannten Kleinen auch
berücksichtigen und dort fördern. Darüber gibt es ja, glaube ich, keinen
Zweifel.
Nur, was einfach nicht geht - und deshalb noch
einmal: ich kenne keine Fraktion, von der ich annehmen würde, dass sie einem
solchen Antrag zustimmt -, was erstens nicht geht, ist, immer wieder dieselben
Wiederholungen zu formulieren.
Was zweitens nicht geht, meine Damen und Herren, ist,
Dinge wirklich unerwähnt zu lassen, die inzwischen geschehen sind. Das
Quartier 21 und jetzt das Quartier 9 sind ja - das ist auch so
formuliert in allen Presseaussendungen - sehr konkrete Vorhaben, um genau das,
was hier eingefordert wird, zu erreichen, nämlich eine Plattform zu bilden, die
dazu beiträgt, dass sich dieser Dialog zwischen den so genannten Großen und den
Kleinen wirklich gewinnbringend für das Museumsquartier und seine Besucher
abspielt. Das ist ja vorgesehen und auch beschlossen.
Das Dritte, was in meinen Augen nicht geht bei so
einem Antrag, ist, selektiv Einrichtungen, die ohnehin unsere Unterstützung
haben - zumindest überwiegend; sagen wir es einmal so -, die ihren Platz dort
haben, herauszugreifen und diese hier selektiv, ohne eine Einordnung in die
zahllosen anderen Aktivitäten, die dort notwendig sein werden, mit so einem
Pseudounterstützungsantrag in den Vordergrund stellen zu wollen.
Was auch nicht geht, ist, zu verschweigen, wie der
jetzige Stand ist, meine Damen und Herren. Es gibt nicht nur ein konkretes
Angebot, es gibt auch konkrete Zusagen an alle diese Vereine, dort ein Quartier
zu haben. Es gibt Dankesbriefe von allen Vereinen für diese Einladung und es
bedarf nur mehr des Ja, damit diese Vereinbarungen auch geschlossen werden
können.
Noch etwas geht nicht - deshalb habe ich von Chuzpe
gesprochen -: dass man einfach willkürlich ein paar Einrichtungen in einen Topf
wirft, so tut, als ob sie alle dasselbe täten, als ob sie alle dieselbe Integrität
hätten, dieselbe Gewichtigkeit und so weiter. Das stimmt einfach nicht und wir
werden heute bei einem eigenen Tagesordnungspunkt Gelegenheit haben, diese
Differenzierung auch anhand von Public Netbase herauszuarbeiten.
Denn eines - und das lassen wir uns, das lässt sich
auch meine Fraktion nach viereinhalb Jahren ehrlichen Bemühens, eine Entparteipolitisierung
in dieser Stadt durchzusetzen, mit Sicherheit nicht gefallen, meine Damen und
Herren -: Es kann nicht ausreichen, einmal bei einer Pressekonferenz der
sozialdemokratischen Fraktion teilzunehmen, mit Klubobmann Hatzl und
Kultursprecher Woller am Podium zu sitzen und daraus ein Recht abzuleiten,
gleich 6 Millionen S von der Dotierung zu bekommen. Das wird es in
dieser Stadt nicht mehr geben, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Es wird auch keine missbräuchliche Verwendung von
Subventionsgeldern mehr geben. Es wird das Kollege Strobl zu einem späteren
Zeitpunkt noch deutlich darlegen. Vielleicht können Sie sich alle inzwischen
die Website besorgen, auf die man stößt, wenn man nachfragt, was eigentlich die
Ziele von Public Netbase sind. Vielleicht werden dann einige doch ein bisschen
objektiver darüber nachdenken, ob man alle Vereine völlig vereinfachend hier in
einen Topf schmeißen und dasselbe für sie verlangen kann, meine Damen und
Herren.
Wie gesagt, ich bin gespannt, wie die Antragsbehandlung
dann weitergeht und wie allfällige Abstimmungsverhalten begründet werden.
Der eigentliche Tagesordnungspunkt ist das Tanzhaus,
eine echte Erfolgsstory; das kann man, glaube ich, wirklich so sagen. Ich werde
darauf noch zu sprechen kommen. Ich finde es auch in Ordnung, dass wir das in
die größere Debatte zum Museumsquartier einbetten. Es wird ja in wenigen Wochen
so weit sein. Der Countdown läuft und wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben
- ich war gestern wieder bis in der Früh, möchte ich fast sagen, also bis weit
nach Mitternacht im Museumsquartier, um mit Peter Zadek Geburtstag zu feiern -:
Das ist einfach unglaublich eindrucksvoll!
Eine Reihe von Dingen hat sich jetzt schon heraus
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