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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 74

 

gestellt, und deshalb bin ich all denen dankbar - von der Kunsthalle bis insbesondere zu den Wiener Festwochen -, die hier sozusagen eine Vorreiterrolle übernommen haben. Vor allem die Wiener Festwochen sind ein großes Risiko eingegangen. Die haben nämlich zu einem Zeitpunkt, zu dem man immer noch damit rechnen musste, dass sich eine Verzögerung ergibt, dass etwas nicht ganz so läuft, wie man es sich vorgestellt hat, beschlossen, eine Reihe von Veranstaltungen der Wiener Festwochen schon im neuen Museumsquartier vorzusehen.

 

Mit großem Erfolg ist das geglückt. Die Wiener Festwochen sind schon drinnen. Jeder, der dabei war bei den Veranstaltungen - Theateraufführungen, Chinesische Oper und so weiter -, der weiß, was für eine unglaublich begrüßenswerte neue Dimension an Präsentationsmöglichkeiten für unsere Stadt gelungen ist, meine Damen und Herren.

 

Es sollte uns eigentlich einmal insgesamt mit Freude erfüllen und nicht mit kleinlicher Kritik an allfälligen noch zu behebenden Unzulänglichkeiten, denn Sie werden es ja, so wie ich auch, erleben, wenn Sie herumreisen in der Welt: Das Museumsquartier ist Gesprächsthema in seinen ganzen Dimensionen, die es wirklich nur in wenigen anderen Städten gibt.

 

1,1 Millionen Besucher pro Jahr. Das ist viel, da gebe ich Ihnen schon Recht, aber ich kenne niemanden, ehrlich gesagt - man kann Ängste in den Raum stellen, ohne dann argumentieren zu müssen, warum man das eigentlich tut -, ich kenne niemanden, weder im Bund noch im Museumsquartier noch in der Stadt, der sagt, das soll ein Touristenzentrum sein. Ich habe das noch nie gehört, das haben Sie jetzt eigentlich in den Raum gestellt. Ich kenne niemanden, daher ist meine Sorge auch gering, dass es ein solches werden wird. Selbstverständlich freuen wir uns aus ganzem Herzen, wenn viele Besucher aus Wien, aus den Bundesländern, aus den Nachbarländern, aus Europa und weit darüber hinaus zusätzlich vielleicht auch aus diesem Grund nach Wien kommen und sich mit einem der aufregendsten Kunstzentren auseinander setzen werden. Aber selbstverständlich - allein das Wort; vergessen Sie das schnell wieder -, ein Touristenzentrum oder Touristenbesucherzentrum, das kann es wohl in keiner Weise sein.

 

Trotzdem: 1,1 Millionen Besucher pro Jahr; einer der zehn größten Kulturkomplexe - ich zitiere nur aus Zeitungen der letzten Tage -; 2 Milliarden S, 60 000 Quadratmeter Nutzfläche, rund 20 Kulturinstitutionen; das Leopold Museum als weltweit bedeutendste Sammlung moderner österreichischer Kunst mit rund 5 000 Meisterwerken; als Gegenstück das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig als Heimat der klassischen Moderne; die Kunsthalle - alles Zitate aus den Medien - als Experimentierstätte der Gegenwart und Abgrenzung zum 7. Bezirk.

 

Meine Damen und Herren! Allein wenn man diese Fakten, Statistiken und Daten liest, weiß man, dass hier tatsächlich etwas sehr Großes zu glücken scheint.

 

Natürlich ist so etwas Anlass - und muss es auch sein -, darüber nachzudenken, wie man sozusagen auch ein Maximum an Erfolg sicherstellen kann. Und eines ist auch in den Wortmeldungen in früheren Gemeinderatssitzungen immer sehr gut zum Ausdruck gekommen, und zwar, dass das Museumsquartier schon auch für eine Idee steht, für eine ganz konkrete Idee, die in Wien wie in kaum einer anderen Stadt Bedeutung hat, nämlich die große Tradition, auf die wir uns berufen, vor der wir übrigens, Frau Kollegin Ringler, wirklichen Respekt haben sollen. Das ist nur ein Ratschlag. Einfordern kann man ja nichts in der Politik, schon gar nicht von anderen Fraktionen. Aber ein Ratschlag ist - auch weil dieses "NEWS"-Interview das damals so stark zum Ausdruck gebracht hat -: Wir haben Respekt zu haben vor dem, was uns ausmacht. Die Ikonenstürzlerei kann nicht Innovation ersetzen. Sie kann nicht ersetzen, dass man sich auseinander setzt - wir haben das Glück, in einer Stadt zu leben, die das so leicht möglich macht - mit dem, was wir als Tradition empfinden, als Klassik, als Auftrag schon bei der Geburt, in die wir hineinerzogen werden, aus der wir uns zum Teil wieder emanzipieren beim Erwachsenwerden.

 

Ich würde Sie wirklich einladen, auch sprachlich diesem unglaublichen Vorteil, den dieses Land und diese Stadt unserem Leben zu bieten hat, mit Respekt und mit Anerkennung zu begegnen und nicht mit Heruntermacherei, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Das ist natürlich - und dem sollten wir uns ruhig stellen - ein Weltbild, das nicht jeder vertreten muss. Wir von der Volkspartei vertreten dieses Weltbild. Wir vertreten das Weltbild, dass Tradition nicht etwas ist, worüber man sich lustig macht, nicht etwas ist, das man respektlos an den Rand stellt oder in die Seitengänge dieses herrlichen Kunsthauses Österreich, sondern das wir zum Anlass nehmen wollen - wirklich als Vorsprung, den wir vor anderen Ländern und insbesondere vor anderen Städten haben -, uns in ernster Weise damit zu befassen, wie die Innovation, das Neue, das Junge, das Zeitgenössische in Bezug auf diese Tradition besonders maximal zur Entfaltung gebracht werden kann.

 

Gewiss - ich glaube, darüber sind wir uns einig, und ich stehe auch nicht an, das zu sagen - hätte es im Anbeginn der ganzen Entwicklung des Museumsquartiers auch städtebaulich durchaus hochinteressante und auch visionäre Alternativen gegeben, und ich glaube, dass es in Ordnung war, damals darüber nachzudenken. Ich glaube aber, dass ein Bau wie das Museumsquartier genau das reflektiert, was ich vorhin versucht habe, zum Ausdruck zu bringen: dieses Aufeinanderprallen von dem, was uns etwas wert ist, was uns ausmacht, was uns wichtig ist, und dem, was uns künftighin ausmachen wird, indem wir sozusagen die Tradition von morgen schon mitgestalten.

 

Deshalb schlage ich vor, dass wir uns nicht in

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